Wie aus der Idee eines Anlaufpunktes für Familien dank der Familienwerkstatt Rendsburg e.V. ein beeindruckendes Projekt zur Integration und Teilhabe geworden ist. Es verdeutlicht, wie sich durch eine sinnvolle Leerstandsnutzung die Innenstadt in Richtung Freizeitgestaltung verwandeln kann.
Etliche Kinder tummelten sich in der ehemaligen Bäckerei am Holstentor, saßen an den bunten Tischen oder ganz pragmatisch auf dem Teppichboden und spielten vergnügt miteinander. Am ersten Geburtstag der Familienwerkstatt Rendsburg e.V. konnte man beobachten, was weitläufig bekannt ist: Im Spiel miteinander gibt es für Kinder keine Grenzen. Unterschiedliche Herkunft mit vorhandenen Sprachbarrieren wurden gemeinsam überwunden, zur Not auch mit Einsatz von Händen und Füßen. Ein Lächeln oder eine spontane Umarmung benötigen einfach keine Worte. Grenzen überwinden, etwas Neues wagen, den Blickwinkel verändern, um jemand anderen besser zu verstehen: Das alles sind passende Schlagworte, die zur Entwicklung der Familienwerkstatt Rendsburg e.V. dazugehören, die seit dem 4. März auf eine ganz besondere Erfolgsgeschichte zurückblicken kann, die sich so vermutlich niemand bei ihrer damaligen Eröffnung erträumt hätte.
Vision: Familientreff im Herzen der Stadt
Um diese Geschichte zu verstehen, muss die Uhr um etwas mehr als ein Jahr zurückgedreht werden. Der eingetragene Verein Familienwerkstatt Rendsburg suchte zu diesem Zeitpunkt nach geeigneten Räumen, um seine Vision eines bunten Familientreffs im Herzen der Stadt umzusetzen. Unter anderem setzten sich die Mitglieder des Vereins mit der Region Rendsburg GmbH in Verbindung, um Unterstützung bei ihrem Vorhaben zu erhalten. Diese war von Beginn an von der Idee fasziniert und deswegen auch gerne bereit, gemeinsam mit dem Verein nach einer Möglichkeit zur Verwirklichung Ausschau zu halten. Nach einigen Überlegungen stellte die Region Rendsburg GmbH der Familienwerkstatt Rendsburg e.V. schließlich die ehemaligen Räume des Pfiffikus am Holstentor 13 kostenlos zur Verfügung und begleitete den Einzug sowie die Eingewöhnungszeit. Ermöglichen konnte sie das, indem im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik Fördergelder des Bundes für die Region Rendsburg als Gewinner des Bundeswettbewerbes „Post-Corona-Stadt – Ideen und Konzepte für eine resiliente Innenstadtentwicklung“ gewährt worden sind.
Einzigartiges Projekt
Dass diese Art der Raumnutzung für die Rendsburger Innenstadt ungewöhnlich, aber dringend benötigt wurde und der Bedarf wächst, stellte sich bereits kurz nach der Eröffnung im April 2022 heraus. Die Familienwerkstatt verzeichnete mit jedem vergangenen Monat mehr Besucher*innen, die die gebotenen Vorträge und gemeinschaftlichen Aktivitäten mit viel Freude und vor allem Dankbarkeit nutzten. Fast alle Angebote wurden von Anfang an auf Spendenbasis kostenlos bereitgestellt, um auch sozial schwächeren Familien eine Teilnahme zu ermöglichen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich auch im Jahr 2023 immer mehr junge Menschen in den Räumen der Familienwerkstatt Rendsburg e.V. treffen und ihre Freizeit dort gemeinsam verbringen. Zusätzlich bestätigt wird dieser Eindruck in der Entwicklung des vielseitigen Gesamtangebots. Aus den ehemals drei Angeboten, die bei der Eröffnung den Besucher*innen zur Verfügung standen, sind inzwischen neunzehn geworden. Das ist vor allem den insgesamt zwölf Ehrenamtler*innen zu verdanken, die den Verein mit viel Liebe und Engagement in seiner Arbeit aktiv unterstützen. Aber auch Alex Luttmann von der Kulturschlachterei, der Verein Plietsch und Stark, das Projekt House of Resources und der Kreis Rendsburg-Eckernförde stehen der Familienwerkstatt Rendsburg e.V. in ihrer Arbeit tatkräftig zur Seite.
So ist aus der Idee eines kleinen Anlaufpunktes für Familien in einem Ladenleerstand ein beeindruckendes Projekt zur Integration und Teilhabe geworden, das so bisher einzigartig in Rendsburg ist. Es verdeutlicht, wie sich durch eine sinnvolle Leerstandsnutzung die Innenstadt in Richtung Freizeitgestaltung verwandeln kann.
Es geht weiter ...
Auch andere Organisation sind auf die tolle Arbeit der Familienwerkstatt Rendsburg e.V. aufmerksam geworden. Zum Geburtstag am 4. März konnte unter anderem ein Tischkicker auf dem Jungfernstieg in Rendsburg eingeweiht werden, welcher vom Rotary Club Rendsburg-Mittelholstein dem Verein gespendet wurde. Das Sportgerät wird von Kindern, Jugendlichen und Jungerwachsenen gleichermaßen genutzt und stellt ein neues Highlight auf dem bunten Jungfernstieg dar. Spielbälle für den Tischkicker können übrigens bei der Region Rendsburg GmbH im Regionalen Kooperationszentrum Rendsburg kostenlos ausgeliehen werden.
Nun bleibt nur noch die Frage zu beantworten, wie es nach dem Ende des Förderprojekts „Rendsburg belebt“ mit der Familienwerkstatt weitergehen wird. Dafür hat sich die Region Rendsburg GmbH bereits eingesetzt und gemeinsam mit dem Verein auch schon eine Lösung gefunden. Die Stadt Rendsburg hat sich bereit erklärt, über ihr Innenstadt-Förderprogramm die Familienwerkstatt zu unterstützen. Eines ist mit dem Erfolg der Familienwerkstatt nämlich klar: Nach der Corona-Pandemie braucht Rendsburg mehr denn je eine Begegnungsstätte, um Menschen zusammenzubringen.