Am Sonntagabend begeisterte die Mittelalter-Folk-Rock-Band „Schandmaul“ gut 1.300 Anhänger in der Halle 400 mit einem, im wahrsten Sinne des Wortes, phantastischen Konzert. Die Halle 400 war für diesen Abend eindeutig zur Wacken-Außenstelle geworden. Allerhand schwarz und mittelalterlich gewandetes Volk hatte sich auf den Weg gemacht, die „Spielleut“ von Schandmaul endlich einmal wieder in Kiel zu begrüßen und der Tour zu ihrem mittlerweile siebten Studioalbum beizuwohnen.
Frenetischer Jubel brandete auf, als kurz vor 21 Uhr endlich die „Schandmäuler“ die Bühne enterten und mit einem beeindruckenden Instrumentalstück und dem ersten Song – angemessen maritim – „Auf hoher See“ starteten. Für alle, bei denen es zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten war: Ja, die können's einfach und sind live richtig, richtig gut!
„Unsere Mädels sind dick geworden“
Eine kleine Veränderung fiel jedoch auf: Geigerin Anna Kränzlein fehlte, wurde aber glänzend vertreten durch Ally Storch, eine in der Folk-Szene durchaus bekannte Größe. Der Grund für ihr Fehlen ist einer, der kaum schöner sein könnte: Kränzlein erwartet dieses Jahr ein kleines „Schandmäulchen“ und setzt daher schwangerschaftsbedingt vorerst aus. Dass eine Schwangerschaft jedoch nicht zwangsweise ein Hindernis ist, auf der Bühne zu stehen, bewies Flötistin Birgit Muggenthaler – auch sie erwartet in diesem Jahr noch ein Kind, wird allerdings bis auf Weiteres noch mit Schandmaul auf der Bühne stehen.
Traumtänzer und „olle Kamellen“
Natürlich stand dieser Abend im Zeichen des siebten Schandmaul-Albums „Traumtänzer“, „aber ein paar olle Kamellen müssen einfach sein“, fand Leadsänger Thomas Lindner und so fehlten auch Klassiker wie „Hofnarr“ oder „Vogelfrei“ glücklicherweise nicht.
Die Songs – alte wie neue – thematisierten allerhand zwielichtiges und phantastisches Volk, von Hexen über Vampire bis hin zu einem Einblick ins Berufsleben des Assasinen im gleichnamigen Song. Die Songs von Schandmaul erzählen mit wunderschönen Melodien untermalte Geschichten, sind richtige kleine Kunstwerke und erinnern an Sagen und Märchen.
Ganz zauberhaft tänzelten die beiden Mädels immer wieder über die Bühne und spielten großartige Soli. Birgit Muggenthaler bewies sowohl am Dudelsack als auch auf der Schalmei und insgesamt sechs verschiedenen Flöten einen langen Atem und gab den Songs die so typisch mittelalterliche Färbung.
Voller Körpereinsatz
„Ihr kennt die Halle 400? Wir auch! Daher haben wir uns Kiemen wachsen lassen und werden die Feuchtigkeit nachher aufnehmen“, erklärte ein klitschnass geschwitzter Frontmann Thomas. Zurecht! Ja, die Stimmung kochte, die Bandmitglieder gaben alles und ließen das begeisterte Volk das Tanzbein schwingen. Ein tanzbares Highlight war sicher der in einer Polka verpackte Song „Pakt“ oder einer der Klassiker: „Walpurgisnacht“.
Großartige Lichteffekte setzten jeden der Songs perfekt in Szene und muteten mal mystisch, mal romantisch und mal … traumtänzerisch! … an. Ein Dank sollte an dieser Stelle auch an die Tonmischer gehen: Die Akustik war wirklich perfekt und die kraftvolle Stimme des Leadsängers kam perfekt zur Geltung.
Highlight „Zombie-Slow-Motion“
Schandmaul und sein Publikum – das funktioniert einfach! Immer wieder erwies es sich als absolut textsicher und ersparte dem Frontmann manche Arbeit. Klar, dass jeder Quatsch mitgemacht wurde. Besonders die Zombie-Slow-Motion als letzte Sequenz einer kleinen Publikumsanimation sorgte für allseitige Erheiterung. (Kleine Anleitung zum Nachmachen: fürchterliches Gesicht aufsetzen, mit Zombiegegröhle und möglichst langsamen Bewegungen auf den Nachbarn losgehen und versuchen, ihm das Herz herauszureißen – ganz einfach und sicher ein großer Spaß auf jeder Party!)
Knapp zwei Stunden dauerte die – für alle Beteiligten – schweißtreibende Show, die vom Anfang bis zum Abschiedslied der Band an das Kieler Publikum einfach passte! „Es war sehr schön mit Euch“, sangen die sechs Musiker zum Abschied und genau das unterschrieb das Kieler Publikum mit großem Beifall! Danke, mit Euch auch – bis zum nächsten Mal!
Mehr Bandinfos unter www.schandmaul.de