- Dallax aus Tokio (Bild: http://files.porkpieska.com/dallaxhs/dallax_heartstorming_presskit.html)
Mit energiegeladenem Ska-Core vom Feinsten brachte Dallax aus Japan die Räucherei zum Schwitzen. Die sechs Musiker aus Tokio kamen auf Einladung der hiesigen Ska Band Plastic Skanksters nach Gaarden und erwiesen sich als eine Art heimlicher Top-Act der Kieler Woche. Ihrer ungehemmten Spielfreude konnte keiner widerstehen, die Tanzfläche glich einem flippig brodelnden Kessel.
Am Montag um 19:30 Uhr standen bereits die ersten Fans vor der Räucherei und warteten auf Einlass. Der Ort des Geschehens lag etwas abseits des Kieler Woche Rummels und konnte wenig vom sonst üblichen Spontanpublikum profitieren. Da hatten die Plastic Skanksters im letzten Jahr mehr Glück, als sie am Kieler Woche Wochenende in der Pumpe über zweihundert alte und neue Fans begeisterten. Diesmal spielten sie als Support von Dallax in der Räucherei. Knapp über fünfzig Besucher erlebten gut drei Stunden lang ein endorphintreibendes Konzert zweier großartiger Bands mit der ganzen Bandbreite moderner Skamusik.
Numb, Kosuke, Kasai, Fukusako, Pe und Gen kennen sich seit der Schulzeit und machen bereits seit 1998 gemeinsam Musik. Jetzt haben sie Ihr neues Album „heart storming“ herausgebracht. Auf Tour in Deutschland vom 17. bis zum 25. Juni stellen sie es ihren europäischen Fans vor und sind dabei auch nach Kiel gekommen. KIELerLEBEN sprach mit ihnen über ihre Musik, die Tour und ihr Engagement für Fukushima.
KIELerLEBEN: Wie würdet Ihr Euch als Band beschreiben?
Wir sind wie eine große Familie, streiten auch mal, aber gehören doch zusammen. Wir kennen uns teils seit dem wir dreizehn sind und kommen fast alle aus Tokio. In Japan haben wir alle Frau und Kind. Unsere Familien kennen sich untereinander und wir machen gerne mal was zusammen, so wie Gartenfeiern oder Strandpartys.
Wie hat sich Euer Musikstil entwickelt?
Unsere ersten Alben gingen eher in Richtung Core, Hardrock und Ska-Punk. Das neue Album „heart storming“ ist tanzbarer und enthält mehr Ska-Beats. Einen guten Überblick über unsere Musik bietet das Album „core-color“, das in seiner europäischen Ausgabe eine Art Best of Album ist. Sehr mögen wir unser Album „big proud“, das besonders für den ganz eigenen Dallax Sound steht.
Was unterscheidet die Konzerte in Japan von denen in Europa?
In Japan spielen wir dreißig Minuten bei einem Auftritt mit fünf bis sechs Bands an einem Abend. In Europa sind es meist nur eine oder zwei Bands, die jeweils ein bis anderthalb Stunden spielen. Auf der Tour in Europa wollen wir möglichst viele Lieder präsentieren. In Japan sprechen wir mehr, haben mehr Interaktion mit dem Publikum.
Sehr gefällt uns das Cateringsystem hier in Europa. Das ist sehr unterschiedlich zu Japan. Dort gibt es gar kein Catering am Veranstaltungsort und in Deutschland freuen wir uns über das Essen und Trinken.
Ihr setzt Euch mit Eurer Musik für die Menschen in Fukushima ein. Was genau macht Ihr und wie kam es dazu?
In Japan ist die Situation zurzeit sehr ernst. Vor allem in den nördlichen Teilen, in Tokio ist es besser, aber im Norden ist es schrecklich. Wir fragten uns, was wir tun können. Wir haben die Musik, fühlen mit den Leuten in Fukushima und hatten die Idee mit dem Charity Song „Play for Japan“. Wir wandten uns weltweit an befreundete Musiker und haben gemeinsam diesen Song gemacht. Den gibt es jetzt im itunes Store und die gesamten Einnahmen gehen als Spende an das Rote Kreuz in Japan.
Außerdem bot uns unser deutsches Plattenlabel „Pork Pie“ an, aus dem neuen Album „heart storming“ hier in Europa ein Benefiz Album zu machen. Wir stimmten sofort zu und auch diese Einnahmen gehen an das Rote Kreuz.
Was gefällt Euch in Deutschland und werdet Ihr wiederkommen?
Wir lieben die Deutschen, sie sind sehr nett. Es ist ähnlich zu den Japanern, sie sind straight. Und, wir mögen das Bier hier. Eigentlich haben wir bei neun Konzerten in neun Tagen fast keine Freizeit. Aber hier in Kiel konnten wir vor dem Konzert noch auf die Kieler Woche und Bier trinken. Auch sonst probieren wir möglichst viele Biere und Brauereien wenn wir in Deutschland sind. In Europa sind wir zum fünften Mal. Bisher waren wir jährlich hier, also nächstes Jahr vielleicht wieder.
Die Kieler Kay, Fridolin, Norbert, Lennart, Frentz, Lisa, Huschi, Nico und Timo sind eine feste Größe nicht nur der norddeutschen Ska Szene. Neben überwiegend eigenen Werken spielen sie auch Klassiker wie "Buona sera" und brachten bereits drei eigene Tonträger heraus. KIELerLEBEN sprach mit ihnen über die Band selbst, ihren Ska und das neue Album.
KIELerLEBEN: Wie lange seid Ihr schon dabei und was motiviert Euch weiter zu machen?
Nach der Bandgründung 1991/92 und zahlreichen Umbesetzungen feiern wir in 2012 unser großes zwanzigjähriges Jubiläum. Motiviert werden wir durch unsere Musik, die uns immer noch Freude bereitet und anderen auch. Sonst würden es uns nicht mehr geben. Vielleicht ist es auch eine ständige Gruppentherapie?
Was macht Eure Musik aus, habt ihr eine Botschaft?
Unsere Musik zeichnet sich dadurch aus, dass wir keine Schranken im Kopf haben. Wir spielen vom alten über den neuen Ska, von Schlager bis Punk, die ganze Breite. Daher auch unser eigener Stil: Full Range Ska. Wir möchten nicht nur "Nischenmusik" machen, sondern die Menschen von der ansteckenden Fröhlichkeit der Musik überzeugen. Wobei textlich auch ernste Themen behandelt werden. Eine Botschaft ist zum Beispiel, nicht alles kritiklos mitzumachen.
Ab wann und wo kann das neue Album erworben werden?
Das neue Album befindet sich zurzeit in der Bemusterungs-Phase. Wir hoffen ein Label zu finden, damit wir uns nicht wieder selber um Vertrieb und Promotion kümmern müssen. Vielleicht tut sich ja was über dieses Interview.
Wie viele Auftritte im Jahr habt Ihr und wann ist der nächste?
Im Jahr haben wir etwa zehn Auftritte. Mehr ist schwierig wegen der beruflichen und familiären Situation der Musiker und je größer der Haufen, bei circa 10 Bandmitgliedern, umso größer ist auch der Aufwand. Wenn, dann sind wir auch jenseits von Schleswig-Holstein unterwegs, zum Beispiel in Hamburg, Magdeburg und Berlin sowie in Rosslau beim legendären This-is-Ska-Festival. Der nächste Auftritt nach der Kieler Woche steht noch nicht. Wir haben uns auf die neue CD konzentriert, da kam die Konzertplanung leider etwas zu kurz. Es finden aber in diesem Jahr noch Konzerte regional und überregional statt.
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