"Von Siegern und Verlierern, von betrogenen Betrügern und vom Wahnwitz im ewigen Geschlechterkrieg" heißt es auf der Rückseite des jüngsten Werkes von Multitalent Hellmuth Karasek. Am Montagabend präsentierte der Autor dieses dem Kieler Publikum und sorgte für glückliche und schmunzelnde Gesichter.
20 Uhr, Metro-Kino, Kiel. Ein wenig scheu wagt der große Hellmuth Karasek einen kurzen Blick in den vollen Kino-Saal. In wenigen Minuten wird er sein frisch erschienes Werk "Ihr tausendfaches Weh und Ach" dem Kieler Publikum präsentieren. Es handelt davon, was "Männer von Frauen wollen". Vielleicht war das Anlass dazu, dass sich Frauen und Männer gleichmäßig vermischt im Saal versammelten. Fast ehrfürchtig ruhig wurde es dann, als Karasek sich auf die große Bühne begibt, sich an den Schreibtisch setzt und mit seinem Programm beginnt.
Keine großen Begrüßungsworte, stattdessen gleich aus den Vollen schöpfen. Mit Heinrich Hoffmanns Klassiker der deutschen Literaturgeschichte, dem "Struwwelpeter" aus dem Jahre 1845, liefert er in wenigen Sätzen "die Erklärung des männlichen Daseins". Die Geschichte vom Daumenlutscher: Ständig am Daumen lutschend, von der Mutter verboten, drohend, dass sonst der Schneider kommt und ihm die Daumen abschneide. Gesagt, geschehen. Die Daumen sind ab und damit auch die größte Angst des Mannes und das männliche Dasein erklärt. Einfach so. Als wäre es doch sonnenklar.
Weiter geht es mit einem Geburtstagsgruß an die Anti-Baby-Pille, die in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag feierte. Karasek nimmt kein Blatt vor den Mund, bringt Geschichten auf den Punkt, erzählt aus seinem Leben. Mit seiner sanften und ruhigen Märchenerzähler-Stimme zieht Hellmuth Karasek die Zuhörerschaft gekonnt auf seine Seite. Eine Erzählernatur eben.
Der 76-Jährige liest einige Geschichten aus seinem Buch. Geschichten über Billie Wilder (dessen Biografie er schrieb), Marylin Monroe (die er nicht kannte und doch sein persönlich erotischtes Erlebnis mir ihr erlebte), Marlene Dietrich (die sehr gut kochen konnte), Nestroy (seinem Lieblingskünstler), die Zigarette danach (obwohl er nicht raucht). Karasek ist selbst ein Buch. Ein Buch mit unfassbar vielen Facetten, Überraschungen und einer unverkennbaren Begabung.
In gut eineinhalb Stunden erklärt er das Phänomen Mann und Frau. Eindeutiger Sieger dabei sind die Frauen, obwohl der Autor selbst es nicht zugeben mag. Doch mit dieser sanften, unbekümmerlichen und wahrhaftigen Art, mit der über Frauen philosophiert, zeigt deutlich, wie sehr Karasek dem weiblichen Geschlecht verbunden ist. Als käme er gerade von einem gemütlichen Kaffeeklatsch, verabschiedet sich der Journalist fast unauffällig von der Bühne. Kleiner Mann, ganz groß.
Foto: Geisler