Am 9. Februar werden Sasha und Martell Beigang im metro – Kino im Schloßhof Martell's kultigen Poproman „unverarschbar“ lesen. KIELerLEBEN sprach mit den Beiden über die bisherigen sechs Lesungen, das Hörbuch und die Schauspielerei. KIELerLEBEN: Ihr habt bereits im letzten Jahr sechs Mal Martells Buch „Unverarschbar“ im Rahmen von Lesungen vorgetragen. Wie war die Resonanz des Publikums? Sasha: Erstaunlich gut! Wir wussten ja vorher nicht, was uns erwartet. Es war ja mehr oder weniger ein Schuss ins Blaue.
Wir probieren jetzt einfach mal etwas zu lesen, was eigentlich auch noch keiner wirklich kennt. Martell Beigang: Die Leute haben sich dafür prächtig amüsiert. Ihnen wurde eben viel Verschiedenes geboten. Obwohl wir jeden Abend die gleichen Texte gelesen haben, gab es natürlich Interpretationsfreiräume, und Sasha ist ein sehr spontaner Mensch, der jeden Abend einen neuen Klopper bringt – insbesondere wenn er auf einmal in irgendeinem Dialekt liest… Sasha: … Ich überrasche Martell gerne ab und zu mal mit Dialekten. Es ist einfach unglaublich lustig, wenn ich merke, dass Martell neben mir sitzt, keine Ahnung hat und sich kaputtlachen muss, weil da mal wieder etwas unerwartetes kommt. Martell revanchiert sich dann meistens mit einem witzigen Spruch, während ich lese, wo ich dann loslachen muss. Erzählt doch mal von der witzigsten Geschichte eines Abend, die Euch spontan einfällt! Sasha: Das ist schwer und ehrlich gesagt, wenn wir jetzt was erzählen, dann erwarten die Meisten, dass es dann an dem Abend wieder passiert. Das witzigste passiert meistens spontan, obwohl wir natürlich ein unterhaltsames Programm vorbereitet haben. Martell: Das stimmt und ich habe sogar ein treffendes Beispiel: Es gibt an jedem Abend eine Art Talkshow, in der das Publikum Fragen stellen kann. Eine Zuschauerin fragte Sasha, was denn die bescheuertste Frage sei, die ihm jemals gestellt worden sei. Sasha sagte dazu Nichts, sondern verzog herrlich eindeutig das Gesicht. Das ist leider schwer in Worten rüberzubringen, war also Situationskomik pur, und alle fingen lange an zu lachen, da die Miene nicht nur witzig war, sondern auch eindeutig belegte, dass eben diese Frage, die wohl bescheuertste gewesen war. Von 20 zu 400 Zuschauern KIELerLEBEN: Wie kam es eigentlich zu der Idee, Lesungen zu veranstalten? Martell: Ich hab die Lesungen vor der Zusammenarbeit mit Sasha schon mit meinem Partner Tim Talent von der Band Hallo*Erde bundesweit gemacht. Allerdings war das Publikum bedeutend kleiner, bei den letzten Lesungen waren es dank Sasha bis zu 400. Wir haben auch in Hamburg in einem kleinen Kulturzentrum gelesen und ich hatte Sasha als Zuschauer dazu eingeladen … Sasha: … und außer mir waren noch acht weitere zahlende Gäste da. Das fand ich für so ein Buch und den Aufwand, den die Jungs betrieben haben wirklich schade. Ich kenne Martell schon bereits Jahren durch die gemeinsame Dick-Brave-Zeit, wo er der Schlagzeuger war. Damals hatte er schon am Buch geschrieben. Ich hab immer gesagt, ja schreib du mal dein Buch … ist richtig. Irgendwann hab ich dann tatsächlich das fertige Stück in den Händen gehabt und fand es sehr amüsant und unterhaltsam. Aber zurück zum Abend der Lesung: Im Anschluss hab ich bei einem Bier gesagt, lasst uns das doch zusammen machen. Martell: Da war ich natürlich sofort einverstanden, dachte aber, dass es das am nächsten Morgen wieder vergessen und als Schnapsidee abgetan hat. Aber er rief an und meinte gleich, dass er das volle Programm inklusive Hörbuch und Lesereise machen möchte. Sasha: Mir wurde schon öfter mal angeboten ein Hörbuch zu lesen oder auch mal ne Lesung zu machen, aber wenn ich mit Buch nicht so viel verbinde, fühlt sich das nicht gut an. Bei dem Buch war das anders, da es Martell geschrieben hat und ich im Buch viel bekanntes wiedergefunden habe das aber nicht nur für Insider der Musikbranche erkennbar ist, sondern ganz im Gegenteil: Es gibt eigentlich den Menschen, die nicht in dem Business leben, einen zwar einseitigen aber ganz guten Blick auf den Geist und die Seele eines geschundenen und missverstandenen Musikers und das hat mir besonders viel Spaß gemacht, da der Protagonist etwas neurotisch rüberkommt. Da habe ich viel von Martell wiederentdeckt … KIELerLEBEN: Inwiefern? Martell: Sasha ist ja eher der Popstar und ich der, der zusehen muss, wie er mit Musik Geld verdient. Eine sehr schöne aber auch phasenweise sehr anstrengende Sache, wenn man eben nicht einen festen Major-Deal in der Tasche hat, was ich bislang zweimal im Leben hatte. Die Zeiten sind in dem Business sehr wechselhaft und da spreche ich aus eigener Erfahrung. Dazu scheitert der Protagonst Ben Schröder scheitert oft an seinem hohen Anspruch, den er an sich, seine Musik und die Welt hat. So fühle ich mich zu bestimmten Zeiten auch, wobei das immer wieder upgedatet wird, weil es einfach nichts bringt mit so einem starren Kopf durch die Gegend zu rennen. Zuletzt laut gelesen hatte ich beim Vorlesewettbewerb im Gymnasium Du hast gerade schon das Hörbuch angesprochen, dem du deine Stimme geliehen hast, Sasha. Das Fachblatt „hörBücher“ kritisierte, dass du anfänglich sehr zurückhaltend wirkst und erst im zweiten Teil ansprechend liest. War die Vertonung eine Herausforderung für Dich? Sasha: Die Einschätzung passt total. Vor dem Einlesen des Hörbuchs hatte ich das letzte Mal beim Vorlesewettbewerb des Gymnasiums vor … vielen, vielen Jahren laut vorgelesen. Und wenn man nicht geübt, ist es wirklich schwierig. Man kann sich die Texte ja noch so oft durchlesen oder sogar auswendig lernen, wenn man laut vorlesen muss, merkt man auf einmal, oje, wie ist denn jetzt die Betonung, und wie verschachtelt die Sätze eigentlich sind. Wir hatten nur zwei Tage zum Einlesen des Hörbuchs und am Anfang musste ich sehr oft ansetzen. Am zweiten Tag fiel es mir viel leichter von der Zunge. Dass man es hört, finde ich natürlich schade. Am liebsten wäre mir ein dritter Tag gewesen, an dem ich die erste Hälfte des Buches nochmal einlesen hätte können. Wir hatten jedoch weder die Zeit noch das Geld dafür, da es eine Indie-Produktion gewesen ist. Hättest Du Lust, selbst mal ein Buch zu schreiben? Sasha: Eventuell irgendwann, aber das ist noch ein bisschen früh. Ich glaube, dass ich aktuell kein guter Autor wäre. Dazu müsste ich mich mal hinsetzen und probieren, dazu fühle ich mich aber irgendwie noch nicht berufen. Mit jemand Anderem etwas zu schreiben, könnte ich mir gut vorstellen, weil ich sehr viele lustige Gedanken habe, die unterhaltsam sein könnten. Schreibst du bereits an einem Nachfolger, Martell, oder ist überhaupt einer geplant? Martell: Das zweite Buch ist sogar bereits fertig und in diesem sehen wir auch Ben wieder, der allerdings auf ganz andere Probleme trifft. Ich möchte da noch nicht zu viel verraten und kann auch noch nicht sagen, wann es erscheinen wird. Aber: es wird „Zu Gast im eigenen Leben“ heißen. Unverarschbar als Film? Eine logische Konsequenz wäre jetzt noch, das Buch verfilmen zu lassen. Ziehst du das in Betracht? Martell: Es hat tatsächlich mal eine Produktionsfirma angefragt, und es wird im Februar weitere Gespräche geben. Das wäre ein Bonbon, und ich fände es super, aber ich kann darauf überhaupt keinen Einfluss nehmen. Ich hab sehr schnell gemerkt, dass es eine andere Welt ist, in der mit anderen Bandagen gekämpft wird und bin froh, dass das andere Menschen zu entscheiden haben, als ich. Wer käme für Dich für die Hauptrolle in Frage? Das ist eine superschwere Frage und ich habe mir darüber auch schon Gedanken gemacht, aber mir ist nicht direkt jemand eingefallen, da viele Dinge einfach passen müssen, und dieser Jemand einen gewissen Independent-Charme versprühen muss. Ein Schauspieler wie Daniel Brühl ist schon wieder viel zu etabliert, da man ihm nur schwerlich solch einen Kreuzzug wie in „Unverarschbar“ zutrauen würde. Ich glaube, einen Unschnöseligen zu finden, ist das schwere. Letztens habe ich den Film „Die fetten Jahre sind vorbei“ gesehen. Da spielte Stipe Erceg mit, der wäre eventuell zu alt für diese Rolle, aber der hat diesen Underground-Charme versprüht. Wenn ich mich entscheiden müsste, würde es ihn treffen. Du bist also raus, Sasha (lachend)! Aber was liegt 2010 denn für dich an? In einem Interview sagtest du was von Surfen auf Bali … Sasha: Schön wär’s (lacht). Leider ist das nicht mehr als ein Traum, aber Du hast in gewisser Weise Recht, weil ich es entspannt angehen lassen werde. Ich mach jetzt die Lesereise und ein paar kleine Auftritte. Dann werde ich mich zurückziehen, wie ich das so mache, wenn ich an etwas Neuem arbeiten will. Was es genau sein wird, weiß ich noch nicht, das werde ich dann auf mich zukommen lassen, mich von der Ruhe inspirieren lassen und drauf losarbeiten. Ich brauche die Ruhe, um zu schreiben. In diesem Jahr werden auch noch zwei Komödien mit mir anlaufen: In einer spiele als Mafiakiller in der „Psychopate“ mit Christian Tramitz, der wohl Ende des Jahres rauskommen wird. Und im März werde ich auf RTL in dem Film „C.I.S. – Chaoten im Sondereinsatz“ die Hauptrolle als Rechtsmediziner spielen. Ich wollte das einfach mal machen und habe den Versuch gewagt. Mal schauen, wie es ankommt. Und wenn es gut ist, kann es auch sein, dass ich weiterhin schauspiele. Ich glaube 2010 wird ein sehr abwechslungsreiches Jahr. Für die Lesung mit Musik am 9. Februar im Metro – Kino im Schlosshof gibt es noch Restkarten! Beginn ist um 21 Uhr Das Interview führte Olaf Ernst