Maren ist in der Pubertät. Ihr Vater Sophia ist auch in der Pubertät. Kann das gut gehen? Es kann. Die junge Regisseurin und Drehbuchautorin Sarah-Judith Mettke schenkt uns mit „Transpapa“ eine wahre Perle deutschen Filmschaffens. Ihr preisgekrönter Debütfilm lief bereits auf mehreren Festivals im In- und Ausland. Jetzt endlich ist er auch in Kiel zu sehen.
Die Party ist vorbei, Maren sitzt alleine zwischen leeren Bierflaschen am Küchentisch einer Wohnung vom Typ kühle Berliner Altbau-WG. Kurz zuvor hat Benny sie sitzen lassen. In der Nacht vergnügen Ihre Mutter Ulrike und der Vater ihrer Stiefschwester sich für Maren gut hörbar im Schlafzimmer. Am nächsten Morgen soll Maren nicht mit zum Pizzaessen, da sie noch aufräumen muss. Dann kommt die Geburtstagskarte ihres Vaters an und Maren hakt nach. Wo ist Papa?
Gleich zu Beginn des Films wird der Zuschauer unmittelbar in die triste Wirklichkeit des Erwachsenwerdens hineingesogen. Der ferne Vater, angeblich in Nepal, wirkt da wie ein Hoffnungsschimmer. Maren bohrt weiter und schließlich sagt Ulrike es Ihr: Papa ist jetzt eine Frau. Eine Nachricht, die das komplizierte Pubertätsleben nicht eben einfacher macht. Doch Maren beschließt Sophia, so heißt Ihr Vater jetzt, zu besuchen.
Kaltes Berlin und spießiges Rheinland
Sophia lebt als Partnerin eines älteren Herrn in einem klassischen, eher großelternlich eingerichteten Einfamilienhaus in ländlicher Gegend bei Köln. Aus der wuseligen Kühle der ungeliebten Berliner Patchworkfamilie kommt Maren in die geborgene Wärme der Lebenspartnerschaft eines teils gebrechlichen Rentners und eines im Abschluss des Frauwerdens begriffenen Transsexuellen. Es sind wunderbare Kontraste, die Regisseurin und Drehbauchautorin Sarah-Judith Mettke hier geschaffen hat. Leise und selbstverständlich entfalten sie ihre Wirkung auf die Zuschauer.
Das Zusammenfinden von Exvater und Tochter wird und bleibt nicht einfach. Dabei agieren Luisa Sappelt als Maren und Devid Striesow als Sophia äußerst glaubhaft und ermöglichen eine geradezu dokumentarische Atmosphäre des Films. Ursprünglich, so erzählte Sarah-Judith Mettke bei der Kielpremiere im Traum Kino, hatten die Produzenten eine Komödie im Klamaukstil gewünscht. Sie aber bestand auf einer ernsthaften Herangehensweise an das Thema, was nur ein großes Glück genannt werden kann. Denn nicht zuletzt die gut austarierte Balance zwischen ernster Spannung und einem wunderbaren kleinen Humor, welche den ganzen Film durchzieht, schafft ein begeisterndes Filmerlebnis.
TransPapa läuft noch bis Mittwoch, 12. Dezember im Traum Kino Kiel:
Freitag, 20:00 Uhr
Sonnabend bis Mittwoch, 17:45 Uhr
Die offizielle Seite zum Film findet sich bei facebook.
Wer den Film in der kommenden Woche nicht sehen kann, erhält eine weitere Chance beim Transgender Film Festival im Traum Kino Kiel vom 21.-23. März 2013.