1927. Der Held steht auf der Bühne des großen Kinosaals und wird vom begeisterten Publikum gefeiert. Fehlt noch die Heldin. Er entdeckt sie unter seinen Fans und macht sie bekannt, doch während sie aufsteigt, geht es mit seiner Karriere bergab.1932: Frau weg, Haus weg, Geld weg, Job weg. Und das alles ohne Ton …
Ein Film ganz anderer Art startete am Donnerstag in den deutschen Kinos: The Artist. Die Tragikkomödie des französischen Regisseurs Michel Hazanavicius zeigt die Geschichte des fiktiven Hollywood-Stars und Stummfilmkünstlers der George Valentin (Jean Dujardin), der sich dem Übergang zum Tonfilm verweigert. Als gefeierter (und durchaus nicht bescheidener) Kino-Star entdeckt er die junge Peppy Miller (Bérénice Bejo) zufällig unter seinen Fans, tritt mit ihr gemeinsam auf und verhilft ihr zu unerwartetem Ruhm. Sie wird das neue Gesicht der aufkommenden Tonfilme, während Valentin weiterhin Stummfilme produziert und floppt. Es kommt, wie es kommen muss, er verliert Vermögen, Besitz und Frau. Nur Peppy glaubt noch an ihr größtes Idol und will ihm helfen. Sie setzt alle Hebel in Bewegung, während Valentin immer verzweifelter wird …
Ein Film übers Kino
Nachdem es zu dieser Zeit möglich war, die Schauspieler auf der Leinwand sprechen zu lassen, verschwanden die alten Stummfilme sowohl aus den Kinosälen als auch aus dem Bewusstsein der Kinobesucher. Seitdem hat die Filmtechnik so einiges aufgefahren um die Zuschauer zu begeistern – und sie damit in die Kinosäle zu locken. Zuerst den Ton, später die Farbe. Stunts, Spezialeffekte, Computeranimation und schließlich 3D-Technik. Wie kann man sich da noch von der Masse abheben? Regisseur Hazanavicius setzt auf Schlichtheit und lässt lange vergessenes Kino wieder aufleben. Begleitet von Ludovic Bource’ Filmmusik (gespielt von den Brussels Philharmonics) erzählen die Schauspieler die Geschichte von George Valentin und Peppy Miller – ganz ohne Worte.
Unerlässliche Informationen liefern Texteinblendungen und geschickt platzierte Schlagzeilen. Es entsteht ein gut gemachter schwarz-weißer Stummfilm, der Nostalgie aufkommen lässt – inklusive jedem Klischee. So fehlt es nicht am Zigarre rauchenden Kino-Boss, an akkuraten Oberlippenbärten, schillernden Damenkleidern und entsprechenden Frisuren der 20er Jahre.
The Artist beeindruckt durch geschickte Gestaltung, Witz und Wendungen. Valentins Hund und treuer Begleiter Uggy sorgt für einige Lacher im harten, schnelllebigen Showgeschäft. Der Film hat bereits 3 Golden Globe Awards gewonnen und ist für 10 Oscars nominiert, unter anderem für das beste Drehbuch, den besten Hauptdarsteller, Regie, Musik und Kostüme … Das Hollywood der 20er Jahre – wenn auch mit moderner Technik geschaffen – wird lebendig. Sehenswert!
Zu sehen im Traum-Kino Kiel (Grasweg 19, 24118 Kiel), weitere Informationen unter www.traum-kino-kiel.de
Vorstellungen:
Do 26.01. – Mo 30.01.: 17.45, 20.00, 22.15 Uhr
Di 31.01.: 20.00 + 22.15 Uhr
Mi 01.02. – Mi 08.02.: 17.45, 20.00, 22.15 Uhr
Do 09.02. – Mi 22.02.: 17.45, 22.15 Uhr
Do 23.02. – Mi 29.02.: 22.15 Uhr
Text: Anna Jakobi
Bilder: © Delphi