Trotz spiegelglatter Straßen fanden am Mittwochabend eine waschechte Hamburger Deern und ein Hamburger Jung mit isländischen Wurzeln den Weg ins verschneite Kiel. Bei der ersten ersten Leselounge des neuen Jahres stellten Tina Uebel und Kristof Magnusson im Literaturhaus ihre neuen Romane vor.
Tina Uebel, die auf der Reeperbahn in Hamburg wohnt, erzählte augenzwinkernd, dass sie sich extra für das Kieler Publikum in ein maritim-gestreiftes Outfit geschmissen hatte, um in der Stadt am Meer auch die passende Atmosphäre zu verbreiten.
Obwohl sie - laut eigener Aussage - gar nicht so gerne Ausschnitte aus ihren Büchern lese, weil sie dann am liebsten immer gleich das ganze Buch vorlesen würde, gewährte die Autorin spannende Einblicke in ihren neuen Roman "Die Wahrheit über Frankie". Mit drei Kapiteln lies sie die Protagonisten Christoph, Judith und Emma zu Wort kommen und protokollartig über den ominösen Titelhelden Frankie und ein verqueres Durcheinander in die Welt der Geheimdienste, der Manipulation und Gehirnwäsche berichten. Uebel beeindruckte das Publikum durch rasantes und emotional geladenes Lesen und verzückte mit ihrer Nena-Stimme und einem hübsch norddeutschen Dialekt.
Obwohl er mittlerweile in Berlin lebt, konnte auch Kristof Magnusson seine norddeutsche Heimat nicht verleugnen und las sehr charmant und herrlich komisch Ausschnitte aus "Das war ich nicht", seinem neuen Roman, der, das betont er, zwar vor der Folie der Finanzkrise spiele, aber ausdrücklich kein Krisen-Roman, sondern vielmehr eine Liebesgeschichte sei. Die Idee zu seinem Buch hatte Magnusson nämlich schon vor der Krise, die er als "die wohl teuerste Promotion-Aktion für ein Buch" bezeichnete. In zwei bezaubernd humorvollen Kapiteln stellte Magnusson seine liebenswerten Protagonisten Jasper und Meike vor, sorgte damit für teils tränenreiches Gelächter und freute sich schließlich darauf, im Anschluss "'n Bier zu trinken und ein bisschen Musik zu hören".
Was auf die Ohren gab es diesmal vom Kieler Künstler "Walheimat", der für die erkrankte Ein-Frau-Band "Binoculers" spontan eingesprungen war und zu Herz-Schmerz-Texten auf seiner Gitarre schrammelte. Im Anschluss kramte DJ Gazi in seiner Plattenkiste und sorgte für tanzbare Beats. Wie bei der vergangenen Leselounge im November war das Literaturhaus auch am Mittwochabend wieder rappelvoll, was bewies, dass sich die Leselounge, obwohl sie erst zu vierten Mal stattfand, bereits als feste Größe im Programm des Hauses etabliert hat.
Foto: Lena Brixa