Rom ist seit Jahrhunderten ein Besuchermagnet. Auch die 24-jährige Kielerin Julia Stary zog es für ein Jahr als Au-pair-Mädchen in die Traumstadt am Tiber. In KIELerLEBEN gibt sie wertvolle Insidertipps und verrät, was man bei einem Rom-Besuch auf keinen Fall verpassen sollte.
Wer an Rom denkt, dem erscheint vor seinem inneren Auge sofort das Colosseum, der Petersdom, das Forum Romanum oder eine der anderen zahlreichen Sehenswürdigkeiten. Sie sind es schließlich, die das Stadtbild ausmachen. Rom hat jedoch noch weitaus mehr zu bieten. In einer römischen Sage heißt es, man müsse die Ewige Stadt mindestens dreimal besuchen, einmal reiche nicht aus. Zwei sei die Zahl des Teufels, folglich müsse man mindestens dreimal kommen. Bedenkt man, was es alles in Rom zu sehen gibt, sollte man diesen Vorschlag auf jeden Fall beherzigen.
Mein erster Besuch in Rom stand unter dem Motto Sightseeing. Ich hatte das Glück, mir die Hauptstadt Italiens von meinen künftigen Gasteltern zeigen zu lassen. Wenige Monate später sollte ich zu meinem zweiten Besuch zu ihnen zurückkehren, um ein Jahr als Au-pair in Rom zu leben. Meine persönlichen einheimischen Stadtführer boten mir das volle Programm. Wir drängelten uns geschickt an der ewig langen Schlange zum Petersdom vorbei, um ihn dann in aller Ruhe von innen zu bestaunen, und schlenderten danach gemütlich zur geheimnisvollen Engelsburg, über den Tiber hinüber zur Spanischen Treppe und zum Trevi Brunnen. Jedem Tag folgte ein köstliches Essen in den verschiedensten Restaurants. Wer genug Zeit und Geld mit auf seine Romreise nimmt, für den ist es ein unbedingtes Muss, möglichst viele verschiedene Restaurants zu besuchen. Es ist ein Irrglaube zu meinen, Italiener sei Italiener, schließlich kann man den einen Abend neapolitanische Pizza essen und am anderen eine Calzone, dann Fleisch, dann Meeresfrüchte und, und, und …
Rom kulinarisch
Im Verlauf des folgenden Jahres sollte sich „La Pizzeria da Baffetto“ (Via del Governo Vecchio 114) als mein Lieblingsrestaurant herauskristallisieren. Von außen unauffällig, fast etwas heruntergekommen, stehen abends zahlreiche Gäste wartend vor dem Lokal. Die Tische sind mit Papiertischdecken eingedeckt, das Besteck wird willkürlich auf den Tisch geworfen. Sitzt man zu zweit an einem Vierertisch, bleibt man nicht lange allein. Jeder Platz wird von hungrigen Besuchern ausgenutzt. Das Tiramisù sollte man sich direkt zurücklegen lassen, denn ansonsten muss man ohne Nachtisch nach Hause gehen. Nicht nur die Pizza bei „Baffetto“ ist herausragend gut, auch das wilde Treiben lässt einen in die italienische Lebensart eintauchen.
Der letzte Tag meines ersten Rom-Besuches war wohl mein schönster Tag in Rom überhaupt. Etwas abseits des Zentrums, nahe des Circus Maximus, fuhren wir auf den Hügel Aventino. Dort spazierten wir durch den Parco degli Aranci (Viale Nino Manfredi), den Orangenpark, und durften am Ende einen unvergesslich schönen Ausblick über Rom genießen. Erklimmt man den Aventino noch etwas weiter, wartet am Ende der Straße die Piazza dei Cavalieri di Malta. Man sollte es sich nicht nehmen lassen, durch das Schlüsselloch am Tor der Malteser zu schauen – es lohnt sich! Denn es eröffnet sich der Blick auf eines der wichtigsten Wahrzeichen und imposantesten Bauwerke der Stadt. Welches das ist, muss jeder selbst herausfinden.
Highlights des Stadtlebens
Diese wundervollen Eindrücke und Ausblicke ließen mich nur wenig später nach Rom zurückkehren. Mit viel Zeit und großer Neugier lernte ich während meines Au-pair-Jahres Rom besser kennen. Die Via Condotti, wo exklusive Marken wie Gucci, Versace, Armani oder Prada ihre Geschäfte haben, die Via del Corso, auf der die Normalsterblichen flanieren, und den Trevi Brunnen, den nur Anita Ekberg im Film „La dolce vita“ für sich alleine hatte und der ansonsten immer von hunderten Touristen umzingelt ist. Sowie den Bocca della Verità (Piazza della Bocco della Verità 18, Santa Maria in Cosmedin), den Mund der Wahrheit, in den man seine Hand legen soll und der diese angeblich abbeißt, sollte man eine Lüge erzählen. Eine weitere Attraktion der Stadt ist der Gianicolo: ein Berg in Trastevere, von dem aus jeden Tag um die Mittagszeit ein Kanonenschuss abgefeuert wird, nach dem sich, so heißt es, die Glocken Roms richten sollen, um ihren Zwölf-Uhr-Schlag ertönen zu lassen. Auch der Ausblick von hier ist nicht zu verachten. Wer das Gedränge und die Morgenstunden nicht scheut, sollte den allsonntäglichen Spießroutenlauf über die Porta Portese (Piazza di Porta Portese) auf keinen Fall verpassen. Ein riesengroßer Flohmarkt, auf den man von der Briefmarke bis zum Kleiderschrank alles zu günstigsten Preisen erstehen kann. Für alle Nachtschwärmer ist das Viertel Trastevere zu empfehlen. Bei einem Glas italienischem Wein kann man den Trubel auf den Straßen verfolgen. Viele Künstler haben sich hier niedergelassen und bieten Abend für Abend eine berauschende Show.
Auch wenn man der Sage von den drei Pflichtbesuchen in Rom keinen Glauben schenkt, sie sind es auf jeden Fall wert. Denn neben seinen Jahrhunderte alten Ruinen befindet sich Rom als Großstadt in einem ständigen Wandel, und man braucht weitaus mehr als ein Jahr, möchte man alle Seiten Roms kennen lernen. Doch mit meinen Insidertipps dürfte auch ein einmaliger Besuch in der Ewigen Stadt zu einem beeindruckenden Erlebnis werden.
Der historische Mittelpunkt des politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Lebens in Rom: das Forum Romanum.