Drogenkonsum ist nach wie vor ein Tabuthema. Aber was tun, wenn man nicht ohne Stoff leben kann? Bei der Drogenhilfe Kiel und im Verein Odyssee e.V. finden Abhängige eine Anlaufstelle.
Ein kleines Zimmer, ein Bett, ein Schrank und ein gepackter Koffer. Unruhig geht Sven P. in seinem Zimmer im Wohnprojekt DELTA auf und ab. Das Wohnprojekt ist eine Adaptions- und Übergangseinrichtung des Fördervereins Odyssee e.V., ähnlich einer medizinische Reha-Einrichtung, in dem ehemals Drogenabhängige zurück in ein geregeltes Leben geführt werden. Heute ist der Tag von Svens Entlassung in ein drogenfreies Leben. Doch vorher möchte er sich noch von Andreas Dehnke, Geschäftsführer von Odyssee, verabschieden und ihm für seine Hilfe danken.
Andreas Dehnke, Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins Odyssee
Sven P. kam schon als Jugendlicher mit Drogen in Berührung. Dass Drogen das Leben nicht leichter machen, wusste er, doch für einen kurzen Moment ließen sie ihn seine Sorgen vergessen. Bis Sven fast an einer Überdosis gestorben wäre. „Das war der Punkt, an dem ich wusste, dass ich mein Leben ändern muss und zur Drogenhilfe Kiel ging“, sagt er. Die Drogenhilfe wurde 1984 von Bernd Raabe gegründet. Da es in Kiel keine Entgiftungs- und Therapieplätze für Drogenabhängige illegaler Drogen gab, wurden sie mehr oder weniger ihrem Schicksal überlassen. Bernd Raabe, heute Leiter der Drogenhilfe Kiel und Vereinsvorsitzender des Fördervereins Odyssee, erkannte diesen Missstand und half. 1987 folgte die Gründung des Vereins Odyssee, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Drogenabhängigen und -gefährdeten respektvoll Hilfe anzubieten.
„Im Café Claro können Besucher zum Beispiel duschen und etwas zu Essen bekommen“, erzählt Andreas Dehnke. Auch der Tausch von gebrauchten Spritzen gehört zum Alltag. „Es mag für Außenstehende hart klingen, aber jede Spritze, die wir tauschen, landet nicht auf einem Spielplatz“, erklärt er. Für Substituierte, also Heroinabhängige, die statt Heroin unter ärztlicher Aufsicht den vollsynthetischen Ersatzstoff Methadon bekommen, gibt es das Arbeitsprojekt METHA. Die Substituierten bauen hier in der Holzwerkstatt zum Beispiel Kanus. „Wichtig ist, dass sie einen geregelten Tagesablauf haben und eine Lebensperspektive bekommen“, sagt Andreas Dehnke. Dies sind auch die Ziele weiterer Hilfsangebote, wie dem EDV-Projekt, bei dem die Substituierten den Umgang mit dem Computer erlernen können.
Auch Sven P. hat, nachdem er sich bei der Drogenhilfe gemeldet und seinen Heroinkonsum durch Methadon ersetzt hat, einen Platz im Arbeitsprojekt METHA bekommen. Doch er wollte weg von dem Stoff, der sein Leben zerstörte. Deshalb machte er eine Entziehungskur und eine Therapie in einer spezialisierten Einrichtung. Dann bekam er einen Platz im Wohnprojekt DELTA. „Das war ein langer und harter Weg. Aber jetzt habe ich es geschafft“, sagt er stolz.
Es klopft. Andreas Dehnke kommt herein. Über die Jahre ist zwischen ihm und Sven P. eine vertrauensvolle Beziehung entstanden. „Ich erlebe täglich viel Elend. Aber diese Momente, wo wir jemandem helfen können, machen die Arbeit der Drogenhilfe Kiel und des Vereins Odyssee so besonders. Ich kann mir nicht vorstellen, etwas Anderes zu machen“, sagt er, nimmt den Koffer und bringt Sven P. zum Taxi. Damit dieser den Einstieg in sein neues Leben problemlos schafft, wird ein Mitarbeiter des ambulanten Wohnbetreuungsprogramms MIDGHARD Sven P. bei Problemen unterstützen. „Wir versuchen niemanden alleine zu lassen“, sagt Andreas Dehnke.
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Dringend gebraucht werden Sachspenden wie Werkzeuge, Maschinen und Material für die Holzwerkstätten, Computer (auch in Einzelteilen) und Computer-Software für das EDV-Projekt und Sportmaterial für die Freizeitbereiche.
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