Yoga bei 40 Grad – KIELerLEBEN-Mediaberater Patrik Borger testete den Trendsport „Hot Yoga“ und kam dabei ordentlich ins Schwitzen.
Ich bin skeptisch, als ich über die Türschwelle von Bikram’s Hot Yoga Kiel in der Holtenauer Straße trete. Denn bei Yoga muss ich automatisch an om-singende Frauen im Schneidersitz denken. Seichter Esoterik-Kram eben! Mit Männersport hat das nichts zu tun, zumal ich als Ex-Profifußballer und aktiver Fußballtrainer weiß, was einem echter Sport abverlangt. „Ursprünglich wurde Yoga in Indien von Männern praktiziert“, erklärt mir Yoga-Lehrer Marcus Reussmann, als könnte er meine Gedanken lesen. „Außerdem wird Hot Yoga bei 40 Grad Raumtemperatur praktiziert. Das ist sehr anstrengend und hat absolut nichts mit Esoterik zu tun.“ Als sportbegeisterter Sauna-Fan mache ich mir darüber keine Sorgen und schlüpfe schnell in mein Trainingsoutfit.
Eine drückende Wärme schlägt mir beim Betreten des Übungsraums entgegen, so als hätte jemand die Heizung voll aufgedreht und tagelang nicht gelüftet. Das ist etwas unangenehm, aber nach ein paar Minuten habe ich mich daran gewöhnt. Marcus weist mir einen Platz in der hinteren Reihe zu. So habe ich als Anfänger die Möglichkeit, mir die richtigen Körperhaltungen von den anderen Kursteilnehmern abzuschauen. Zum Glück bin ich nicht der einzige Neuling. Dafür aber der einzige Mann zwischen 18 Frauen! „Das war ja klar“, denke ich und muss innerlich grinsen.
Mein Grinsen vergeht mir, als es nach zwei Atemübungen richtig losgeht. Halber Mond, Rückbeuge, Vorwärtsbeuge – bereits nach den ersten drei Asanas komme ich mächtig ins Schwitzen und spüre, wie ungelenkig ich bin. Jede Übung wird zweimal wiederholt. Zeit zum Verschnaufen bleibt kaum. Im Gegenteil: Marcus führt uns mit einer gewissen Strenge durch die insgesamt 26 Hatha-Yoga-Übungen. Er redet ohne Pause und gibt klare, deutliche Anweisungen. Das hilft mir dabei, durchzuhalten. „Den linken Fuß auf den rechten Oberschenkel platzieren und die Arme über den Kopf führen. Handflächen zusammen lassen.“ Der Baum hat es in sich. Der Fuß rutscht mir immer wieder vom Oberschenkel. Kein Wunder! Ich bin inzwischen schweißnass. Die Klamotten kleben mir am Körper. Einige Teilnehmerinnen müssen sich zwischendurch kurz hinhocken, weil ihnen von der Anstrengung und der Hitze schwindelig ist. Auch für mich ist das Training nach etwa einer Stunde nur noch ein Überlebenskampf. Endlich dürfen wir uns auf die Matte legen. Es folgen mehrere Übungen im Liegen, dann im Sitzen. Bei der Rumpfbeuge ist nicht mal daran zu denken, dass ich meine Zehen berühre. Konkurrenzdruck entsteht trotzdem nicht, auch wenn meine Nachbarin ein geübter Yogi ist. Ich konzentriere mich ganz auf mich und meinen Körper. „Jeder macht die Übung, so gut es geht“, sagt Marcus. „Nichts ist falsch.“
Nach 90 Minuten habe ich es geschafft. Ich fühle mich komplett ausgepowert – wie nach 90 Minuten Profifußball. „Na, wie war’s?“, fragt mich Marcus zum Abschied. „Ein nettes Aufwärmtraining für mich und meine Fußballjungs“, sage ich augenzwinkernd.
KIELerLEBEN-Mediaberater Patrik Borger übt die „Volle Heuschrecke"
Fakten zu Hot Yoga:
- Bei einer Sitzung Hot Yoga verbrennt man bis zu 700 Kalorien.
- Der heiße Raum macht eine sichere Muskel- und Sehnenarbeit möglich.
- Durch das starke Schwitzen wir der Körper entgiftet.
Fotos: Merle Primke