Ob Synchronschwimmen, Feuerspucken oder Turmspringen … Redakteur Thore Albertsen tut das, was Sie sich wünschen. Dieses Mal blickt er hinter die Kulissen von APASSIONATA.
Weißer Nebel wabert durch die große Konzerthalle der O2-World in Hamburg. In der Mitte der mit Sand und Sägespänen ausgelegten Arena steht der Reiter Laury Thierry gleichzeitig auf dem Rücken von zwei karamellfarbenen Lusitano-Hengsten. Beide rennen dabei in vollem Galopp. Ein blauer Spot folgt dem Dreiergespann. Magische Musik tönt aus den vielen Lautsprechern. Ich fühle mich ein bisschen wie im Märchenwald in meinem Lieblingsfreizeitpark Tolk-Schau, in den ich als Kind mit meinen Eltern immer gefahren bin. Schon die Generalprobe der Familienunterhaltungsshow APASSIONATA gleicht einer Traumwelt.
Eine helle Stimme reißt mich zurück in die Realität. „Du bist bestimmt Thore“, sagt eine braunhaarige Frau mit Kurzhaarschnitt zu mir, „dann darfst du mir heute helfen.“ Daraufhin geht sie mit schnellen Schritten in Richtung Ausgang der Halle. Ein wenig verdutzt folge ich Brigitte Munkert – so heißt die ausgebildete Pferdewirtin – in eines der weißen Zelte vor der Konzerthalle. Wohlig schummrig ist es hier, und der Geruch von Heu liegt in der Luft. Die neugierigen Pferde schauen aus ihren Boxen zu uns herüber. Wir besuchen Ejeu, einen braunen Alter-Real-Hengst. Er ist eines von 54 Tieren, die bei APASSIONATA dabei sind. „Der kommt gerade von der Probe und muss gestriegelt werden“, erklärt mir Brigitte. Ich mache mich an die Arbeit und kämme mit einer Bürste durch Ejeus Fell. Es fühlt sich warm und sandig an. Der Hengst genießt die Aufmerksamkeit. Leise wiehernd drückt er sich vorsichtig gegen meine Hand. Liebesbeweis.
Brigitte steht mir helfend zur Seite. Schon seit den ersten Tagen der Show ist die 50-Jährige ein Teil von APASSIONATA. Über 100 Shows werden jährlich von dem 110-Mann-starken Team auf die Beine gestellt. Brigitte ist bei jeder einzelnen dabei, organisiert, kümmert sich um die Pferde, ist die gute Seele in den Ställen.
„Noch kurz die Hufe“, sagt sie und drückt mir den blauen Kratzer in die Hand. Plötzlich ist die Liebe zwischen Ejeu und mir verflogen. Auch mit Betteln und gutem Zureden bekomme ich ihn nicht dazu, die Füße zu heben. Brigitte übernimmt. Fachmännisch greift sie ans Bein des Hengstes und zieht es nach oben. Ich reagiere und fange sofort an, die Hufe zu reinigen. Noch mit Fett eingeschmiert, und Ejeu darf sich bei einer Schüssel Hafer zum Mittagessen entspannen.
Für uns geht’s weiter. Brigitte übergibt mich an Erik Hasta Luego, dem Leiter des Reitteams „Voltigeurs du monde“. Der preisgekrönte Trickreiter mit den schwarzen Locken begrüßt mich mit zwei Küsschen. Klassisch französisch. Schon seit drei Jahren ist er bei APASSIONATA. „Ich gebe dir den wichtigsten Job, den ich habe“, erklärt er mir feierlich und drückt mir die Zügel von Peter und Pan in die Hand. Ich soll auf die beiden Grauschimmel aufpassen. Kinderspiel. Denke ich zumindest. Denn kaum ist Erik außer Sicht, werden die beiden Pferde nervös. Gerade Peter benimmt sich eher wie Captain Hook als wie der jugendliche Disneyheld. Er hüpft mit den Vorderbeinen, wiehert genervt und veranstaltet ein kleines Tauziehen mit mir. Doch nach einem strengen Blick meinerseits – oder der verlorenen Lust seinerseits – einigen wir uns auf einen Waffenstillstand. Zumindest für zwei Minuten. Dann geht’s wieder los. Nach gefühlten zwei Stunden öffnet sich dann endlich der Vorhang und Peter und Pan dürfen stolz erhobenen Hauptes zum Training ins gleißende Scheinwerferlicht. Ich fühle den Schweiß auf meinem Rücken.
Reiter Laury Thierry bei seinem spektakulären Auftritt // Foto: Apassionata
Pause! Ich will mir gerade einen Kaffee holen, als ich von Martin Hildebrand angesprochen werde. Der Tontechniker nimmt mich gefühlte 5.000 Stufen in den oberen Teil der Arena mit. Unzählige Regler, Schalter und Knöpfe reihen sich hier an rot blinkende Lichter. Blick direkt auf die Halle, in der mittlerweile die Tänzer – noch in Jogginghose und T-Shirt – aufgetaucht sind. Martin stimmt mit seinem Kollegen Peter Peschel Licht und Musik aufeinander ab. Ich die Lautstärke. So schiebe ich auf Anweisung die Regler hoch und runter. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, zu spätem Einsetzen, zu lauten Bässen und genervten Tänzern habe ich dann auch endlich den Dreh raus und darf sogar allein bleiben, als Peter uns beiden Kaffee holt.
Um 14 Uhr strömen die ersten Gäste in die Halle. Hinter den Kulissen herrscht ein kontrolliertes Chaos. Die Tänzer und Reiter ziehen sich um, werden geschminkt, die Techniker machen sich bereit. Eine Stunde später startet die Aufführung. Ich konnte einen Platz in der ersten Reihe ergattern. Der Nebel wabert, und die Musik wird magisch. Und für zwei Stunden bin ich wieder zurück im Märchenwald – nur dieses Mal mit fast 30.
APASSIONATA – am 17. und 18. Mai in der Sparkassen-Arena-Kiel. KIELerLEBEN verlost 5 x 2 Tickets Info: www.kielerleben.de/gewinnspiel.