Im Rahmen eines delta radio Funkhauskonzerts am 22. April war Thees Uhlmann zu Gast in Kiel. KIELerLEBEN sprach mit dem Hamburger Pop-Poet und Ex-Tomte-Sänger über Lederjacken, Erfolg und Rockstargeschichten. KIELerLEBEN: Die Presse nennt dich einen singenden Musikautor. Welches Label würdest du dir selber verpassen?
Thees Uhlmann: Also wenn das mit der Musik nicht mehr funktioniert und man mich anschließend beim Arbeitsamt fragen würde, dann würde ich einfach sagen, ich war Sänger einer Rock’n’Roll-Band. Aber „Hooligan der Herzen“ war auch ein Label, das mir sehr gefallen hat.
Ein Song auf dem neuen Album „#2“ heißt „Kaffee und Wein“. Ist im Entstehungsprozess auch viel Kaffee und Wein geflossen?
Damit ich während der Aufnahmephase im Studio am Laufen bleibe, trinke ich wahnsinnig viel Granulat-Kaffee. Am Abend, wenn wir uns den Song nochmal gemeinsam anhören, trinken wir ein Glas Weißwein. Also habe ich an manchen Tagen nur Kaffee und Wein zu mir genommen.
Ist das Album ein Abschied von Tomte?
Nein, ich war einfach müde nach 16 bis 17 Jahren Tomte. Ich habe eine Tochter, eine Band und bin FC St. Pauli-Fan, das ist ganz schön viel. Mein Soloprojekt gibt mir Befriedigung. Wenn sich daran etwas ändert, mache ich vielleicht nochmal eine Tomte-Platte.
Sieht sich deine Tochter auch Konzerte von dir an?
Wir hören keine Rockmusik zu Hause, und ich möchte nicht, dass meine siebenjährige Tochter auf meinen Konzerten ist. Wenn sie mich da so rumhampeln sieht – ich glaube das ist nicht gut für ein Kind. Ich hoffe, dass sie es mit zwanzig irgendwann cool findet. Das ist mein Erziehungskonzept. Aber wir hören Bibi und Tina … (lacht)
Dein Konzept ist Lederjacke, Gitarre und Shirt. Wie viele Lederjacken hast du?
Ich habe nur die eine Lederjacke – aber die sitzt. Ich habe versucht eine zweite genauso einzutragen wie die erste, aber das hat nicht funktioniert. Meine Jacke trägt den Schweiß aus vielen Jahren in sich.
Schweiß – ist das dein Erfolgskonzept? Wie erklärst du dir deinen Erfolg?
Wir machen halt keinen Scheiß! Was ich anbiete, ist nicht cool oder modisch. Das was ich mache, ist authentisch.
Was war dein größter Erfolg?
Für mich ist Erfolg, dass ich 2001 ein Mal in der roten Flora spielen durfte. Ich habe damals 20 Mal dort angerufen vom Festnetz meiner Eltern aus, und irgendwann hat sich jemand erbarmt und wir Dorfjungs durften spielen. Da hab ich stolz meine Oma angerufen und es ihr erzählt.
Bist du eine Rampensau?
Das müssen andere beurteilen, aber man freut sich natürlich, dass Leute einem bei einer Sache zuhören möchten, die man sich mit dem Herzen ausgedacht hat.
Du behauptest selbst, du würdest Rockmusik machen. Gibt es eine abgefahrene Rockstargeschichte, die du zum Besten geben kannst?
Bei anderen Bands ist das so, aber bei mir nicht. Das hängt mit meiner Erziehung zusammen. Ich schätze das Eigentum von fremden Menschen, und als Band waren wir die ersten Jahre darauf angewiesen, dass jemand uns bei sich in der Stube hat spielen lassen – und auf dem Boden pennen und so was …
Keine zerstörten Gitarren oder Hotelzimmer?
Gitarre zerschmettern ist peinlich, wenn man bedenkt, dass hinter der Bühne eh eine neue wartet … Aber eine nette Anekdote ist, dass ich auf einem Festival beim Pinkeln mal neben Noel Gallagher stand. Ich habe ihm gesagt, dass auf seinem neuen Album ein paar der besten Songs sind, die er je geschrieben hat. Da hat er gesagt „Danke man.“ und mir auf die Schulter geklopft. Ohne Händewaschen versteht sich (lacht).
Interview und Fotos: Greta Thamm