Handball-Rekordmeister THW Kiel gab am Mittwochvormittag traditionell in der Firmenzentrale des Hauptsponsors den Startschuss zur neuen Spielzeit 2013/2014.
Neben den drei Neuzugängen stellte sich Neu-Kapitän Filip Jicha und Coach Alfred Gislason den Fragen der Pressevertreter und gaben einen Ausblick auf die neue Saison. Eines wurde schnell klar: Der THW will von einer Favoritenrolle in diesem Jahr nichts wissen. Diese schoben die Vereinsvertreter unisono den „eingespielteren Teams wie Flensburg oder Hamburg“ zu und wollen mit der stark verjüngten Mannschaft nun in eine neue Ära aufbrechen. Die Ära nach Handballgrößen wie Marcus Ahlm und Thierry Omeyer oder Welthandballer Daniel Narcisse, die der Fördestadt nach der vergangenen Saison den Rücken kehrten.
Mit Wael Jallouz (Tunesien), Johan Sjöstrand (Schweden) und Rasmus Lauge (Dänemark) sehen sich Coach Gislason und Geschäftsführer Klaus Elwardt dennoch gut gewappnet für sämtliche bevorstehende Aufgaben. Optimismus ja, Zielvorgaben oder etwa Titelforderungen nein!
"Der Trainer und das Management haben für den Verjüngungsprozess unsere volle Unterstützung. Wenn wir vorn mitspielen, sind wir zufrieden. Und sollte am Ende ein Titel dabei herausspringen, wäre das ein riesiger Erfolg“, so Aufsichtsrats-Vorsitzender Klaus-Hinrich Vater.
„Wir hoffen sehr, dass wir von unseren tollen Fans auch in dieser Saison so eine großartige Unterstützung bekommen werden, die werden wir sicher brauchen“, hofft Alfred Gislason auf Nachsicht im „kreativen Prozess des Umbruchs“ und vermutet, dass der THW in dieser Saison nicht die Dominanz der letzten Jahre aufweisen wird. „Wir können in dieser Saison nicht auf so viele erfahrene Spieler zurückgreifen, wie in den vergangene Jahren, die Leistungen werden sicher stärker schwanken. Es wird einige Zeit dauern, bis wir das Niveau erreichen, das wir selbst von uns erwarten.“
Dennoch bleibt der THW Kiel fleischgewordenen Motivation und unbedingter Wille, um alle großen Titel mitzuspielen – das konnten die Beteiligten bei allem Tiefstapeln nicht verheimlichen. Filip Jicha, erster nicht-schwedischer Kapitän seit 23 Jahren freut sich auf die Aufgabe, als „Oldie“ junge Spieler in das Team zu integrieren und ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. „Ich wollte immer ein bisschen besser sein, als alle Anderen, deshalb kann ich heute hier sitzen . Diesen Willen sollte jeder Neuzugang zum THW mitbringen“, findet der Teamleader.
KIELerLEBEN stellt die drei Neuzugänge kurz vor:
#22 Wael Jallouz: Der 22-Jährige ist der erste Tunesier in Diensten des Rekordmeisters und kommt direkt von der „Sonnenseite“ an die Förde. In seiner Heimat ist er ein gefeierter Star und Natinalspieler, in der Handballhauptstadt fängt er von vorne an, überraschte aber nach wenigen Wochen in Deutschland schon mit beachtlichen Sprachkenntnissen: „Es ist eine große Ehre für mich und ich fühle mich in Kiel sehr wohl. Die Mannschaft hat mich toll aufgenommen“, erzählt Jallouz, dessen Spitzname Willy die Kieler vor allzu großen Sprachproblemen bewahren soll – er selbst könne mit diesem Namen gut leben, lachte er gut gelaunt. In den Vorbereitungspartien machte Jallouz bereits einen sehr guten Eindruck und trug sich ein- ums andere Mal in die Torschützenliste ein.
#19 Rasmus Lauge: Auch der 22-Jährige Däne kommt direkt aus seiner Heimat nach Kiel, um auf der Handball-Karriereleiter weiter nach oben zu kommen. Den Unterschied zum dänischen Handball-Alltag habe er schnell bemerkt: „Wir trainieren hier viel mehr, als in Dänemark. Schon nach der Vorbereitung merke ich, dass ich in besserer körperlicher Verfassung bin, als vorher.“ Das Interesse der dänischen Medien an der Handball-Bundesliga ist auch dank Lauge größer denn je. Ab der kommenden Saison wird der dänische Sender TV3 sogar einige ausgewählte Partien live übertragen.
#1 Johan Sjöstrand: Die neue Nummer 1 im Kieler Tor ist zweifelsfrei der Auffäligste der drei Neuzugänge. Gemeinsam mit Andreas Palicka wird er ein schwedisch/schwedisches Torhüterduo bilden, das in die großen Fußstapfen von Thierry Omeyer treten muss. Für Sjöstrand jedoch kein Grund, in Ehrfurcht zu erstarren. „Ich bin nach Kiel gekommen, um Titel zu gewinnen“, gibt er sich selbstbewusst. Palicka kenne er bereits aus der Nationalmannschaft: „Unser Zusammenspiel als Team hat immer perfekt funktioniert, das wird hier hoffentlich auch so sein.“ Für Coach Alfred Gislason stellt sich in dieser Konstellation die Frage nach einer „Nummer Eins“ gar nicht - „das kann höchstens eine 1a und eine 1b sein“.
Der Aufbruch in eine neue Ära hat nun also offiziell begonnen. Kapitän Jicha will an alte Zeiten keine Gedanken mehr verschwenden. „Wir schauen nicht zurück!
Die Generalprobe vor heimischen Publikum wird der THW am Freitag begehen: Beim Abschiedsspiel für Marcus Ahlm werden die Kieler gegen eine Weltauswahl mit früheren Zebras spielen. Der NDR übertragt die Partie live im Internet. Am Dienstag wird es in Bremen „ernst“: Der Supercup steht als Saison-Opener auf dem Plan, ehe es am Sonnabend darauf gegen den Bergischen HC um erste Bundesliga-Punkte geht.