KIELerLEBEN startet im November mit einer neuen Serie und stellt Frauen vor, die etwas bewegen. Diesmal: Unfallchrírurgin Fazila Ahmad. In der Unfallchirurgie des UKSH setzt sich die 37-jährige Ärztin Fazila Ahmad täglich mit Leib und Seele für ihre Patienten ein. Sie ist unsere starke Frau im November.
„Ich stehe nicht gern im Mittelpunkt“, sagt Fazila Ahmad und schaut verlegen zur Seite. Ihre Kollegin hat sie für die neue KIELerLEBEN-Serie „Starke Frauen“ vorgeschlagen. „Viele halten mich für taff, aber ich weiß nicht, ob ich das wirklich bin.“ Klar habe sie sich im Laufe der Jahre als Unfallchirurgin ein dickes Fell zugelegt und könne sich heute durchsetzen. „Aber bedeutet das, eine starke Frau zu sein?“ Sie verzieht erst skeptisch den Mund, dann muss sie lächeln. „Ein bisschen schmeichelt mir das schon.“
Mit ihrem braunen Pferdeschwanz und ihrem ungeschminkten Gesicht wirkt sie wie ein junges Mädchen. Nur die dunklen Augenschatten erzählen von Überstunden, Nachtschichten und Bereitschaftsdienst. Gerade stand die 37-Jährige noch am OP-Tisch, um einen Fingerbruch zu richten. Jetzt hat sie endlich Feierabend. Die Arbeit in der Unfallchirurgie des Uniklinikums sei ein Knochenjob, erzählt sie, „wegen des Personalmangels und der familienunfreundlichen Arbeitszeiten“. Der Beruf gilt als typische Männerdomäne. In der Unfallchirurgie des UKSH arbeiten 19 Männer und 5 Frauen. Nach Ahmads Geschmack dürften es gern mehr Frauen sein, weil es neben der fachlichen auch auf die soziale Kompetenz wie Diplomatie und Einfühlungsvermögen ankomme. „Außerdem wird es Zeit, dass sich die Patienten an weibliche Ärzte gewöhnen. Wenn ich Visite mache, halten mich immer noch einige für die Schwester.“ Darüber kann sie inzwischen lächeln. In ihrer blauen Arzthose und dem stattlichen weißen Kittel mit Stehkragen wirkt sie souverän. An den Alltag in der Unfallchirurgie und den Anblick von Blut hat sie sich gewöhnt. Trotzdem gehen ihr die Schicksale der Patienten nah, besonders wenn Kinder betroffen sind.
Bereut hat sie ihre Berufswahl nie, trotz der körperlichen und psychischen Belastung. Ihre Fröhlichkeit und ihr „Kind im Kopf“, wie sie es selbst nennt, hat sich die Kielerin mit indischen Wurzeln bewahrt. Bereits in der Schule hatte sie den Wunsch, Unfallchirurgin zu werden. Sie stammt aus einer Arztfamilie und war früher Turnerin. „Ich wollte unbedingt eine Sportverletzung selbst flicken können.“ Heute sei sie mit Leib und Seele Ärztin, müsse aber lernen, Arbeit abzugeben. Dann habe sie auch mal wieder Zeit für ihr Hobby. Ahmad ist Hockey-Torwart. „Dazu gehört viel Mut, Nervenstärke und Entschlossenheit“, erzählt sie. Genau die Eigenschaften, die die 37-Jährige auch in ihrem Beruf braucht. Schließlich ist trotz aller Bescheidenheit doch so etwas wie Stolz in ihren dunklen Augen zu erkennen. Stolz und die innere Gewissheit, eine starke Frau zu sein.