Mit einem 34:18 Kantersieg gegen den Bergischen HC untermauerte der THW Kiel am Sonntagabend in der Sparkassenarena seine Tabellenführung und erteilte dem Aufsteiger eine kleine Handball- Lehrstunde. Dass es bei diesem Spiel ehrlicherweise nur darum ging, wie hoch der THW- Sieg ausfallen würde, war von Beginn an eigentlich allen Akteuren klar. So schenkte THW Coach Alfred Gislason seinem zweiten Torhüter Andreas Palicka von Beginn an das Vertrauen, was sich später als gute Entscheidung, die er zurecht getroffen hatte, herausstellen sollte.
Das Spiel begann für die Kieler Anhänger zunächst mit einem Schreckmoment, als Kim Andersson bereits in der 2. Minute in der Abwehr zu Boden ging und nach kurzer Behandlung sogar das Feld verlassen musste. Der Ellenbogen seines Gegenspielers Kenneth Klev traf ihn schmerzhaft im Gesicht, was eine blutige Lippe zur Folge hatte- nach wenigen Minuten kam Andersson jedoch mit genähter Lippe und scheinbar voller Tatendrang unter lautem Jubel der THW- Anhänger zurück.
Die Verletzung Anderssons wies deutlich auf die Entschlossenheit der Bergischen hin, in der Kieler Festung nicht sang- und klanglos unterzugehen, sondern von Beginn an in Angriff und Abwehr beherzt zu Werke zu gehen.
Dennoch scheiterten sie ein- ums andere Mal am Kieler Block und konnte dieser überwunden werden, stand da häufig ein starker Andreas Palicka zwischen den Pfosten, der bei zahlreichen freien Bällen eine sehr gute Figur machte und stark parierte.
Sein Gegenüber Jan Stochl tat es ihm jedoch gleich und kaufte den Kielern viele Bälle ab.
9 Tore standen nach dem Halbzeitpfiff für die Bergischen zu Buche, doch auch der THW hatte mit seinen lediglich 14 Toren noch viel Luft nach oben.
Die zweiten 30 Minuten begannen mit einem Lauf des THW, der den Aufsteiger in dieser Phase zu Statisten degradierte und in der Andersson mit seinem bereits 25. Saisontor in der 37. Minute die erste 10-Tore-Führung für die Kieler markierte
. Gislason hatte mittlerweile auf eine 6:0 Abwehr umgestellt, mit der die Bergischen noch weniger zurecht zu kommen schienen, als mit der 3:2:1- Formation der ersten Halbzeit.
Der THW konnte seine Führung sukzessive ausbauen, beim Gegner aus dem bergischen Land schwanden nicht nur das Selbstvertrauen und die Entschlossenheit, es ließ auch an Abstimmung mangeln, einige Spieler versuchten sich in Einzelaktionen, die wie schon im ersten Durchgang häufig ihre Endstation bei Andreas Palicka fanden. Immer wieder brandete Szeneapplaus für den Schweden auf, der bis zum Spielende auf 18 Paraden kommen sollte.
Beim 24:10 in der 43. Minute gönnte der THW Coach seinem Kapitän Marcus Ahlm den wohlverdienten Feierabend und gab Abwehrspezialist Daniel Kubes die Gelegenheit sich in Abwehr und Angriff zu zeigen. Seine Aktionen verdienten jedoch noch mehr das Prädikat „bemüht“, sodass auch Milutin Dragicevic noch zu einem Einsatz in der 50. Minute kam.
Getragen von der LaOla der Kieler Fans, die in der Mitte der zweiten Halbzeit auf den Rängen aufbrandete, zauberten die Kieler noch einige Kabinettsstückchen aus dem Ärmel. So etwa Dominik Klein, der einen Tempogegenstoßpass von Palicka nahezu artistisch aus der Luft angelte oder Filip Jicha, der nach seiner Verletzungspause für 3 der letzten 4 Tore verantwortlich zeichnete. Und immer wieder traf Kim Andersson nach Belieben und war letztlich mit 9 Treffern bester Torschütze des Spiels. Jicha und Ilic folgten ihm mit 8 Treffern.
Trotz der klaren Verhältnisse auf dem Spielfeld war BHC- Coach HaDe Schmitz, dem beim Anblick des Kieler Spiels „das Herz lacht“ nicht gänzlich unzufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft: „Wir haben gesehen, dass wir mithalten können, haben teilweise ganz ordentlich gespielt und konnten den THW aufhalten, aber den THW und uns trennen eben Welten.“
THW Coach Gislason hingegen fand noch einigen Sand im Getriebe und bemängelte vor allem die schlechte Chancenverwertung in der ersten Halbzeit. „Wir haben uns aber im Vergleich zum Spiel gegen Göppingen gesteigert und freuen uns nun auf die kommenden Aufgaben in Pokal und dann auf das Spiel gegen die Rhein Neckar Löwen.“
Am kommenden Dienstag geht es für den THW zur zweiten Mannschaft des SC Magedburg, Anpfiff in Magdeburg ist um 19.30 Uhr.
Text: Anja Kühl