Der THW Kiel stellte am Mittwochabend in der Sparkassenarena mit seinem 31:22 Sieg gegen Eintracht Hildesheim nun endgültig den Bundesliga-Startrekord ein und geht nun mit dem unfassbaren Punktestand von 34:0 in die wohlverdiente, aber leider viel zu kurze Weihnachtspause- am 2.
Weihnachtstag müssen die Kieler noch eine Reise zum abstiegsgefährdeten Traditionsklub nach Gummersbach antreten.
Gegensätzlicher könnte die Tabellensituation der beiden aufeinandertreffenden Clubs nicht sein: Der THW verlustpunktfrei an der Spitze, die Hildesheimer mit der roten Laterne und gerade mal zwei Punkten auf der Haben- Seite am Tabellenende.
Der THW begann in veränderter Startformation im Vergleich zu den zurückliegenden Topspielen. Thierry Omeyer durfte sich auf der Bank schonmal erste vorweihnachtliche Gedanken machen, Tobias Reichmann bekam auf der Rechtsaußen-Position von Beginn an seine Chance und Aron Palmarsson sollte von der Mittelposition aus Regie führen- der Plan von Trainer Gislason ging nur teilweise auf, bis auf Marcus Ahlm, der bis zur 11. Minute bereits 4 Tore erzielt hatte, scheiterten seine Jungs immer öfter am 2,13m- Turm Dennis Klockmann, der vor einigen Jahren auch schon im THW- Trikot Kieler Arenaluft schupperte, im Hildesheimer Tor.
Die Eintracht- Spieler verdienten sich in den ersten Viertelstunde das Prädikat „bemüht“ und konnten sogar einige Male in Führung gehen- das 4:5 in der 12. Minute schien jedoch weder für das Publikum, noch für die Spieler ernsthaft furchterregend.
Als der THW nach 20 ausgeglichenen Minuten jedoch auf eine 5:1- Abwehr umstellte, war die Gegenwehr gebrochen und die Kieler konnten quasi vorentscheidend in Führung gehen- auch dank einiger schöner Paraden von Torhüter Andreas Palicka.
Jubel brandete indes in der 13. Spielminute auf, als Hallensprecher Rolf Körting das 2:0 für die KSV Holstein verkündete, die zeitgleich im Holsteinstadion den Bundesligisten des FSV Mainz 05 im Pokal zu Gast hatte- der Sportgott war gestern wohl ein Kieler!
Mit einer deutlichen und absolut leistungsgerechten 20:12- Führung, zu der Momir Ilic bereits sieben seiner ingesamt zehn Tore beigetragen hatte, gingen beide Mannschaften in die Pause. Zumindest die Torhüter schienen in der Pause am Zaubertrank genippt zu haben und lieferten sich in den ersten zehn Minuten nach Wiederanpfiff ein tolles Duell- mit knappem Ausgang für den Kieler Schlussmann: Klockmann ließ zwei Treffer zu, Palicka hingegen bloß eins. Dies war jedoch nicht nur Verdienst der beiden Schlussmänner- beide Angriffsreihen ließen die Torhüter sehr gut aussehen und taten sich unglaublich schwer.
Die Luft war zwar raus, doch der THW wäre nicht der THW, wenn er nicht trotzdem immer nochmal eine Schippe drauflegen könnte und seine physische Überlegenheit ausspielen könnte- das 23:13 in der 42. Minute, das Zeitz mit 105 km/h ins Tor beförderte war die erste zehn-Tore-Führung. Und nachdem sich Daniel Kubes zunächst in Angriff und Abwehr zeigen durfte, bekam in der 46. Minute sogar „Stiefkind“ Milutin Dragicevic eine Gelegenheit, sich in der Sparkassenarena mal wieder zu zeigen und nutzte diese Chance unter dem Jubel der 10.250 Kieler Anhänger nach schönem Bodenpass von Zeitz auch sofort- einen Marcus Ahlm kann er am Kreis jedoch nicht ersetzen, das wurde deutlich und in der 58. Minute war sein Kurzeinsatz auch schon wieder beendet.
Ab der 53. Minute fiel den Hildesheimern gegen die deutlich überlegenen Hausherren nicht mehr viel ein, Ergebniskosmetik konnten sie jedoch allemal betreiben, denn die Kieler erlaubten sich nun viele Unkonzentriertheiten und schienen im Kopf schon das Weihnachtsmenü durchzugehen. Gefahr drohte allerdings nicht mehr- der THW gewann sein letztes Heimspiel des erfolgreichen Jahres 2011 mit 31:22 und verabschiedete sich weihnachtsmännlich bemützt von seinen Fans.
Stimmen zum Spiel:
THW- Coach Alfred Gislason:
„Die erste Halbzeit war erst sehr ausgeglichen, wir haben uns 22 Fehlwürfe geleistet, das ist viel zu viel. Hildesheim hat aber eine gute Abwehr gespielt und auch einen wirklich guten Torhüter. Ich kann aber trotzdem nicht böse sein auf die Jungs, denn sie haben überragend gearbeitet in den letzten Wochen und ich hoffe, dass die freien Tage jetzt für die Regeneration genutzt werden können.“
Eintracht Trainer Volker Mudrow:
„Wir haben den Anfang offen gestaltet und haben die Halbzeit im Grunde genommen nur mit einem Tor verloren. Wir nehmen das Resultat so hin und sind quasi auch zufrieden damit. Wir haben nachher einfach zu viele Bälle weggeworfen.“
Zur Tabellensituation:
„Unsere Zielsetzung zu Beginn der Saison war natürlich der Klassenerhalt, aber wir sind auch realistisch und müssen wohl eingestehen, dass wir das nicht geschafft haben. Der nächste Nicht-Abstiegsplatz ist acht Punkte entfernt und wir haben gerade mal zwei! Wir wollen trotzdem seriös weiterarbeiten und die Saison ordentlich zu Ende bringen.“
Text: Anja Kühl