Auf Einladung des SPD-Ortsvereins Kieler Mitte diskutierten am 29. September etwa 40 Bürgerinnen und Bürger die Zukunft ihres Blücherplatzes. Die Schule am Ravensberg hatte ortsnahe Räume zur Verfügung gestellt. Unter anderem nahmen Mitglieder des Ortsbeirates Ravensberg/Brunswik/Düsternbrook und der Interessengemeinschaft Blücher e. V. Stellung zur derzeitigen Lage und gaben Aussicht in die Zukunft. In Arbeitsgruppen entwickelten die Bürgerinnen und Bürger eigene Leitlinien für die Neugestaltung des Blücherplatzes.
Eingangs begrüßten die Veranstalter, nämlich der Vorsitzende des SPD Ortsvereins, Benjamin Raschke, und Henning Groskreutz, Mitglied im Ortsbeirat Ravensberg/Brunswik/Düsternbrook, die Bürgerinnen und Bürger. Henning Großkreutz gab einen kurzen Überblick über den Stand der Dinge. Er betonte, dass es zur Zeit kein Geld und keine konkreten Pläne bei der Stadt gebe. Ziel müsse jetzt sein, seitens der Anwohner eine Vision vom Blücherplatz der Zukunft zu entwickeln.
Diese könne dann vorgebracht werden, wenn die Stadt in eine Planung eintrete oder kurzfristig finanzielle Mittel bereit stünden. So lasse sich verhindern, dass an den Interessen der Bürger vorbei geplant werde. Es wurde auf den Umbau von Esmarch- und Blücherstraße verwiesen. Hier standen plötzlich Mittel des Konjunkturprogrammes zur Verfügung. Ein schneller Entschluss seites der Stadtplaner war von Nöten und nun wird das historische Granitpflaster abschnittsweise durch Beton und Asphalt ersetzt.
Wochenmarkt, Kinder, Tiefgarage
Die Geschichte des Platzes veranschaulichte Wolfgang Küssner mittelst historischer Fotografien. Diese können unter www.bluecherplatz-kiel.de auch online betrachtet werden. Mit Blick auf die Vergangenheit, zeigte sich die lange Tradition der Nutzung des Platzes für Wochenmärkte. Der erste fand am 1. Juli 1907 statt. Auch als Spielstätte für Kinder diente er von Anfang an. Abgerundet wurden die Aktivitäten durch zahlreiche rundherum angesiedelte Cafés und Restaurants. Nach dem letzten Kriege kam die Nutzung als Parkplatz hinzu.
Nun ist ein zugeparkter öffentlicher Platz nicht immer schön fürs Auge. Auch ließe sich die freie Fläche, wie dies unmittelbar nach dem Marktgeschehen immer wieder zu beobachten ist, als Freizeitraum von Kindern und Jugendlichen nutzen. Eine Lösung könnte der Bau einer Tiefgarage sein. Dieter Hartwig, Vorsitzender des zuständigen Ortsbeirates Ravensberg/Brunswik/Düsternbrook, merkte allerdings an, dass diese ein privater Investor finanzieren müsste.
Torsten Lampe, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Blücher e.V. (www.bluecherplatz.de) und Inhaber des Supermarktes am Nordende des Platzes, thematisierte ebenfalls die Tiefgarage. Vor möglicher Konzeptionierung müsse noch geklärt werden, ob und in welcher Form es alte Bunkeranlagen unter dem Platz gebe.
Marke Blücherplatz, Ästhetik und Nutzung
Bevor es in die Arbeitsgruppen ging, nannte Dieter-Jürgen Mehlhorn, Architekt und Stadtplaner, Professor für Städtebau im Fachbereich Bauwesen der Fachhochschule Kiel sowie Autor des Bandes "Architekturführer Kiel" (ISBN 3496011653), noch einmal einige Rahmenbedingungen und mögliche Ziele. Es müsse gelingen, Platz und Stadtteil Blücher als Marke zu etablieren.
Zur Zeit sei der Platz "ja grottenhässlich eigentlich". Bei aller Umgestaltung, zum Beispiel durch Wiederherstellung der Blickachse nach Norden, müsse jedoch immer die Nutzung als Markt gewährleistet werden. Die von ihm erstelltengedankenspielerischen Planzeichnungsentwürfe sahen daher stets eine hierfür geeignete, zentrale Multifunktionsfläche vor.
In den drei Arbeitsgruppen
1. Gestaltung und Aufenthaltsqualität
2. Nutzungsinteressen von Gewerbe, Dienstleistung und Wochenmarkt
3. Park- und Verkehrssituation
sammelten die Bürgerinnen und Bürger Ideen und Vorschläge.
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Ergebnisse und nun, wie geht es weiter?
Es zeigte sich, dass unter anderem Aspekte wie eine Wohlfühlatmosphäre an dem und die Identifikation mit dem Platz den Bürgerinnen und Bürgern am Herzen lagen. Die Ansiedelung eines ansprechenden Cafés oder Restaurants mit sonnigem Außenbereich wurde hier insbesondere vorgeschlagen.
Die Gesamtgestaltung von Platz und Gebäuden solle möglichst luftig und grün sein, so dass sich um eine Freifläche herum Möglichkeiten zum Entspannen auf Bänken oder Spazieren ergeben. Die Interessen von Parkenden und Freiflächennutzern sollten mittelst differenzierter Parkkonzepte möglichst gleichermaßen gewürdigt werden. Die Gewerbetreibenden legten Wert auf eine gute verkehrliche Anbindung und schlugen vor, das Blücher-Marketing zum Beispiel durch ein Blücher-Logo zu verbessern.
Nun hatte es bereits im Februar auf Anregung des Ortsbeirates eine von der Stadt Kiel moderierte Ideenwerkstatt gegeben. Hiernach sei jedoch nicht weiter viel passiert, so das Empfinden der Bürgerinnen und Bürger. Wie sollte es nun weitergehen? Als Koordinator der Vorschläge aus dem Stadtteil werde der Arbeitskreis des Ortsbeirates dienen, so dessen Vertreter.
Hier werde jene gemeinsame Vision für Stadtteil und Platz entstehen, mit der man dann geschlossen der Stadt gegenüber treten könne. Innerhalb des Vereins Blücher können die Bürgerinnen und Bürger den Visionsfindungsprozess begleiten und dort ihre individuellen Vorschläge einbringen und zu ersten Leitlinien verschmelzen. Vertreter des Vereins nehmen am Arbeitskreis teil.