Von spannenden Schwertkämpfen bis hin zu heiterem Familienchaos war alles dabei, als die Leseratten vom Literaturhaus Schleswig-Holstein am Freitag ihre Lieblingsbücher vorstellten. Bereits zum dritten Mal kamen die lesebegeisterten Jungen und Mädchen ins Buchhaus Thalia, um vorzulesen und interessierten Kindern wie Jugendlichen spannende, heitere sowie nachdenkliche Lektüre ans Herz zu legen.
Vor Beginn der Lesung hießen Astrid Wolter vom Buchhaus Thalia und Lena Brixa vom Literaturhaus Schleswig-Holstein die Teilnehmer und Gäste willkommen. Von den Leseratten waren drei Jungen und drei Mädchen gekommen.
Lena Brixa, welche das Projekt am Literaturhaus betreut, erzählte, dass sie aber noch viel mehr lesebegeisterte Kinder und Jugendliche seien. Sie treffen sich mehrfach im Jahr, und über Neuzugänge freuen sie sich immer sehr. Wer Lust am Lesen habe, Bücher ausleihen und sich mit anderen austauschen möchte, könne einfach mal vorbeigucken. Nähere Informationen gibt es unter www.leserattenkiel.twoday.net.
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Den Anfang machte die wohl dienstälteste der noch aktiven Leseratten. Andreas Bluhm las aus „Euer schönes Leben kotzt mich an!“ von Saci Lloyd. Der Verlag fügte den Untertitel „Ein Umweltroman aus dem Jahre 2015“ an. Diese Umwelt der nahen Zukunft hat es in sich. Schneestürme fegen durch ein kaltes und dunkles Europa. In Italien fällt tagelang der Strom aus. Energie ist knapp und diese Knappheit bestimmt das Leben der Menschen. Jeder bekommt eine persönliche Energiepunktezahl zugewiesen, die nicht überschritten werden darf.
Laura, eine englische Jugendliche, berichtet aus ihrem derart eingeschränkten Leben mitsamt der aus den Beschränkungen entstehenden Konflikte. Hieraus entstehen viel Spannung und manche Anregung über das eigene, energiereiche Leben nachzudenken. Andreas empfiehlt das Buch ab vierzehn Jahren.
Ganz von der Gegenwart handelt das zweite vorgestellte Buch. Sarah Schwerdtfeger empfiehlt „Über Kurz oder Lang“ von Marie-Aude Murail für junge Lesende ab dreizehn. Alles beginnt mit einem Schulpraktikum, das der vierzehnjährige Louis in einem Friseursalon absolviert. Ursprünglich will er damit vor allem seinen karriereorientierten Vater ärgern.
Dann aber verfällt er dem Charme des Friseurhandwerks. Er fasst den Entschluss, Friseur zu werden und schwänzt sogar die Schule, um nach dem Praktikum weiter dort arbeiten zu können. Hieraus entwickeln sich allerlei Widrigkeiten, die es durchzustehen gilt, die den jungen Protagonisten prägen und bilden. Bei alledem sei es jedoch ein richtiges Gute-Laune-Buch, so die Rezensentin Sarah, das sich zudem durch eine erfreuliche Realitätsnähe auszeichne.
Ebenfalls der Wirklichkeit verpflichtet, allerdings einer seit gut 200 Jahren vergangenen, ist der Roman „Abby Lynn. Verbannt ans Ende der Welt“ von Rainer M. Schröder, den Franziska Bluhm vorstellte. Aus behüteter Umwelt des wohlhabenden Londoner Großbürgertums stürzten Abby Lynn und ihre Mutter vor Jahren in die bittere Armut ab.
Nun ist Abby vierzehn und kann sich kaum noch an eine Zeit erinnern, als sie nicht ständig Hunger und Kälte litten. Im Überlebenskampf auf Londons Straßen wird sie im Jahre 1804 verhaftet und unschuldig nach Australien verbannt, ohne ihrer Mutter Lebewohl sagen zu können. Abby begibt sich auf eine strapaziöse Überfahrt in ein unbekanntes Land. Franziska empfiehlt „Abby Lynn“ für alle Liebhaber spannender Historienromane ab dreizehn Jahren. Übrigens ist der Roman Teil einer vierbändigen „Australien-Saga“, die nicht nur bei Jugendlichen gut ankommt.
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Mit „Moon Shadow. Das Schwert des grauen Lichts“ von Simon Higgins führte uns auch Nils Grimm in die Vergangenheit. Im alten Japan zur Zeit der Herrschaft der Shogun spielt diese klassische Helden- und Abenteuergeschichte. Der junge Moon Shadow ist einer der Verteidiger des Shogun und schleicht in dessen Auftrag nicht nur alleine durch das Haus des Feindes, sondern übersteht auch zahlreiche Duelle, Schwertkämpfe und andere Fährnisse. Nils zeigte sich sichtlich begeistert von diesem prallen Lesevergnügen und empfiehlt das Buch für alle ab zwölf bis dreizehn Jahre.
Der Protagonist des folgenden Romans ist ein scharfer Beobachter seiner Umwelt. An Silvester erkennt der Unterstufenschüler Greg, dass er selbst bereits der beste Mensch der Welt sei. Sein guter Vorsatz ist daher, anderen Menschen zu helfen, bessere Menschen zu werden. Dass da reichlich Bedarf besteht, ist klar. So will seine Mutter zwar eigentlich ins Fitnessstudio, sieht jedoch lieber fern. Sein Vater möchte gerne abnehmen, isst aber reichlich Schokoriegel.
Außerdem drängt der Vater den armen Greg dazu, mehr Sport zu machen, damit er mit den Söhnen seines Chefs mithalten kann. Diese und andere Reibereien wie Ungereimtheiten im Leben des Heranwachsenden werden aus Gregs Perspektive vergnüglich und hintergründig dargestellt. Kim Deschka empfiehlt daher „Gregs Tagebuch3. Jetzt reicht‘s. Ein Comic-Roman“ von Jeff Kinney wärmstens für junge Lesende ab elf Jahren.
Der jüngste unter den vortragenden Leseratten, Michel Honsbein, war wie schon beim letzten Mal wieder mit viel Schwung bei der Sache und machte das Zuhören zu einem Erlebnis. Aus „Der Tag, an dem ich cool wurde“ von Juma Kliebenstein las er die Szene eines klassischen Ehekrachs über einen vergessenen Hochzeitstag und eine nicht entfernte Tätowierung.
Der Zucker auf der Zunge der Mutter wird zu beißendem Pfeffer, gewürzt mit dem sprühenden Chili ihrer Augen. Dieses und viele weitere Sommererereignisse, die Martin und Karli auf ihrem Weg zur Coolness erleben, werden lebendig und lustig beschrieben. Michels Vergnügen am Lesen sprach für sich, und empfohlen sei dieser Kinderroman für Kinder ab etwa zehn Jahren.
Wer neugierig geworden ist auf mehr von den Leseratten, sei zum einen auf Lena Brixas obige Einladung zum Mitmachen verwiesen und zum anderen auf die Lesetipps-Broschüre. In dieser stehen noch viele weitere Lesetipps der Leseratten. Sie liegt unter anderem im Buchhaus Thalia in der Holtenauer Straße 17 aus. Zudem wird es in den nächsten Monaten sicherlich bald wieder eine Buchpräsentation mit den Leseratten geben. Bis dahin viel Spaß beim Lesen!