Ob Feuerspucken, Synchronschwimmen oder Marathon laufen – Redakteur Thore Albertsen tut das, was Sie sich wünschen. Dieses Mal hilft er beim Renovieren einer Kindertagesstätte.
Schon als ich das erste Mal von Sascha Fahnemanns neuem Charityprojekt hörte, war ich begeistert. Über Facebook suchte der Inhaber des Malerbetriebs Art- und Raumdesign – ganz nach dem Motto „Kieler Handwerk hilft“ – eine Einrichtung, die dringend eine Renovierung benötigte, jedoch kein Geld dafür aufbringen konnte. Nach unzähligen Bewerbungseingängen und vielen Besichtigungen entschied er sich für die evangelische Kindertagesstätte in Mettenhof. „Die ganzen Wände bestanden aus dunklem Ziegelstein – das war keine Atmosphäre für Kinder“, erklärt mir der Malermeister, als er mich an einem Donnerstagmorgen um 7 Uhr auf der Baustelle begrüßt. Heute werde ich für einen Tag in die Fußstapfen von Bob, dem Baumeister, treten und kräftig mit anpacken.
Bereits seit anderthalb Wochen ist das Team von Art- und Raumdesign hier in Zusammenarbeit mit vielen Helfern, Unterstützern und Sponsoren vor Ort und verwandelt die Kita in ein Kinderwunderland mit ganz eigenem Farbkonzept. Ich werde Jan Hartwig an die Seite gestellt. Der 39-Jährige mit den kurzen, blonden Haaren ist seit Jahren für Sascha Fahnemann tätig und hat heute die Aufsicht über die Baustelle.
Thore mit Sascha Fahnemann, Inhaber von Art- und Raumdesign
Zusammen gönnen wir uns zunächst einen dampfenden Kaffee, dann machen wir uns an die Arbeit. In einem Nebenzimmer des Aufenthaltsraums einer Kindergartengruppe, die gerade bei beschaulichem Kerzenlicht zusammen ein Guten-Morgen-Lied anstimmt, geht es ans Spachteln. Die Löcher in den Wänden müssen gestopft werden. Ich ziehe die Sachen an, die ich extra zum Malen mitgebracht habe: rote Hose, alter Hoodie.
Wir rühren die graue Spachtelmasse an, die mich ein bisschen an Lehm aus meinem gescheiterten Töpferkurs erinnert, und verstopfen damit die Löcher in der Wand. Ganz präzise wird alles glatt gestrichen.
Zwischendurch schauen immer wieder ein paar Kinder rein und fragen uns, was wir da machen, und wer wir eigentlich sind. Ihre Augen leuchten. Mir wird warm ums Herz. Ein kleines, dunkelhaariges Mädchen, das auf den schönen Namen Eileen hört, nimmt mich an der Hand und führt mich zu Sascha, dem Baumeister. Damit ist aber nicht Sascha Fahnemann gemeint, sondern eine Stoffpuppe mit gelbem Bauhelm, die auf einem der langen Flure auf einer Decke liegt. Mit dieser hatte das Team der evangelischen Kita Mettenhof den Kindern erklärt, was in der Kita in den nächsten Wochen passieren würde. Die Kleinen waren hellauf begeistert.
Wir treffen auf Karolina Littek. Die Erzieherin ist seit einem Jahr als Leiterin der Einrichtung im Jütlandring tätig. Zusammen mit einer Mitarbeiterin hatte sie sich bei Sascha Fahnemann beworben.„Eigentlich hatten wir gar nicht damit gerechnet, dass wir ausgewählt werden. Doch dann kam der Anruf“, erzählt sie mir vor Freude strahlend. „Alles ging ganz schnell.“
Thore präpariert sich für die Malerarbeiten
Jan stößt zu uns. „Du sollst hier arbeiten und nicht nur rumstehen“, sagt er mit einem Augenzwinkern und nimmt mich mit in den nächsten Raum. Hier ist bereits alles gespachtelt und renoviert, muss jedoch noch gestrichen werden. Vivienne und Anna, beide Malerinnen und seit Beginn bei dem Projekt dabei, haben bereits mit dem Abkleben angefangen und drücken mir eine Rolle des weißen Krepppapiers in die Hand. Mit Sorgfalt klebe ich die Fußleisten ab, sodass auch kein Missgeschick passieren kann. Dann darf ich streichen. Eigentlich super leicht – denke ich zumindest. Doch bereits nachdem ich den ersten Streifen in Mint gestrichen habe, werde ich von Anna korrigiert. „Wenn du so weitermachst, wird das nachher mehr als streifig“, erklärt sie mir. Sie muss es wissen – immerhin kommt sie aus einer Malerfamilie.
In Windeseile streichen wir die Wände, wobei Anna und Vivienne den größten Teil übernehmen. Ich fühle mich dennoch als wichtiger Bestandteil des Teams. Dann geht’s an die nächste Aufgabe. Putzen ist angesagt. Zusammen mit einer Mutter, die bereits seit anderthalb Wochen jeden Tag kommt, um hier zu helfen, beseitige ich den Staub von den Bauarbeiten. Für mich als Putzfanatiker ein großer Spaß. Ganz wie mein heimlicher Held Mr. Proper zaubere ich alles strahlend weiß und frühlingsfrisch.
Plötzlich ist es auch schon 12 Uhr. Wir essen mit den Kindern. Es gibt Buchstabennudeln mit Tomatensoße. Es war wirklich eine gute Idee, dass ich mir die alten Sachen angezogen habe. Denn mein grauer Kapuzenpullover hat jetzt unzählige Tomatenkleckse. Die Kinder freut’s – meine Kollegen auch. Danach muss ich mich leider schon verabschieden. Ich verlasse die Kita mit einem der positivsten Gefühle, die ich je nach einem Termin hatte. Hier wird wirklich etwas Gutes getan.
(tal)
Alle Fotos: Kathrin Knoll