„Wir haben das Ding endlich!“, johlte Mareike Falk zur Eröffnung des neu gebauten Skaterparks am Schulzentrum Altenholz-Stift ins Mikro. Seit April 2009 hatte sich die 18-jährige Vorsitzende des Altenholzer Jugendbeirats gemeinsam mit den drei weiteren Jugendlichen des Gremiums für das Projekt eingesetzt, Spenden gesammelt und den Altenholzer Ortsvorstand zum Bau überzeugen können.
Kick-Flips, Heelflips, Backside-Flips – knapp 200 Jugendliche sind zur Eröffnung mit ihren Skateboards erschienen und zeigen gleich ihr ganzes Können. An neun verschiedenen Hindernissen im „Streetstyle“, wie Treppenstufen, Rampen und Metallstangen, in dem frisch aus Beton gegossenen Park lassen die Jugendlichen die Schwerkraft zur Nebensache werden. „Es macht einen Heidenspaß, denn die Anlage gibt einem Skater unheimlich viele Möglichkeiten sich auszuprobieren“, erklärt der zwölf Jahre junge Lucas Gallesky mit seinem Skateboard in der Hand, der extra aus Raisdorf angereist ist.
Die ideale Ausstattung des Skateparks ist kein Zufall, denn der Erbauer steht seit 17 Jahren selbst auf dem Brett und nutzte die meist mangelhafte Infrastruktur der Anlagen in Deutschland zur Geschäftsidee. „Unsere Firmenphilosohpie war und ist es, Skateparks mit idealen Voraussetzungen zu schaffen. Häufig sind hier Details, wie ein optimaler Neigungswinkel oder Kanten an den richtigen Stellen, wichtig. Daher sind alle Mitarbeiter vom Architekten, über den Betonbauer bis zum Tischler seit Jahren aktive Skater“, erklärt der 29-jährige Hannes Nockel, Inhaber des Bauunternehmens „Anker Skateboardrampen“, der nicht nur den Skatepark in Altenholz-Stift erstellte, sondern auch weitere Anlagen an der Kieler Universität, unter der Holtenauer Hochbrücke oder in Heikendorf, Lütjenburg und auf Fehmarn.
„Jugendliche müssen zur Pflege ihres Skateparks beitragen!“
Etwa 40 Tonnen Sand und 80 Quadratmeter Beton wurden seit Ende April 2010 von Hannes Nockel und seinen Mitarbeitern verarbeitet. 30.000 Euro kostete der Skatepark Altenholz-Stift. Nachdem der Altenholzer Jugendbeirat 1.000 Euro per Sammeldose und weitere 9.000 Euro durch Spenden der Fördesparkasse-Stiftung und AWO-Jugendstiftung eingenommen hatte, spendierte die Gemeinde Altenholz die restlichen 20.000 Euro. Das Geld scheint sinnvoller angelegt, als bei ähnlichen Projekten in der Vergangenheit: Auf gleichem Grund hatte bereits vor einigen Jahren eine kleinere Skateanlage aus Holz gestanden, die jedoch innerhalb kurzer Zeit den Witterungs- und Abnutzungsbedingungen zum Opfer fiel. Beton ist hier entschieden belastbarer.
Für eine langjährige Nutzbarkeit werden andere Faktoren eine Rolle spielen: „Es wird an den Jugendlichen selbst liegen, in wie weit die die Anlage befahrbar bleibt. Dazu gehört es natürlich, Müll und Abfall wegzuräumen und den Ort so zu hinterlassen, damit die nächsten Skater nicht durch Scherben oder Müll hindurchfahren müssen oder sich sogar dadurch verletzen“, nimmt Tobias Blank, der Leiter des Altenholzer Jugendzentrums und Betreuer des Parks, die Jugendlichen in die Pflicht.
Viele Skateparks in und um Kiel, aber was tun bei Regen?
Die Landeshauptstadt Kiel und ihr Umland scheint dank der vier Parks für die Skaterszene gut gerüstet. Ein Problem für die Jugendlichen existiert jedoch schon seit einigen Jahren, dass bei strahlendem Sonnenschein zur Eröffnung in Altenholz-Stift nicht offensichtlich wurde. „Kiel hat viele Regentage. Sind die Skateparks nass, können wir Skater nicht fahren, da die Kugellager Schaden nehmen würden und die Verletzungsgefahr zu groß ist“, begründet Lukas Gallesky. Eine Skatehalle müsste also her, damit die etwa 500 Skater aus Kiel und Umland ihrem Hobby bei Wind und Wetter fröhnen. Der Kieler Skaterverein Ahoi hat bereits einen Hilferuf an die Stadt Kiel geschrieben, doch Signale für Unterstützung blieben bislang aus „und die nächste Skatehalle ist in Hamburg“, so Hannes Nockel.
Solange werden die Rollbrettfahrer sich bei schlechtem Wetter weiter Zwischenlösungen wie unter dem Kieler ZOB oder in Tiefgaragen suche, wo sie meist nach kurzer Zeit wieder verscheucht werden. Doch die Gedanken an schlechtes Wetter währten bei der Eröffnung des neuen Wohnzimmer für Skaters in Altenholz-Stift nur kurz. Und so ließ Lucas Gallesky sein Board locker unter die Füße schnappen und verschwand in der Menge der 200 Skater, um am „Mobiliar“ neue „Flips“ zu versuchen …