KIELerLEBEN-Redakteurin Clarissa Leu traf die Punkrock-Band The Subways zum Interview. Was die Jungs verrieten, lest ihr hier!
Im Rahmen ihres exklusiven Funkhaus-Konzertes durfte ich die Punkrock-Band The Subways zum Interview treffen. Billy und Charlotte waren gut gelaunt, und freuten sich offensichtlich auf die erste Live-Performance ihrer neuen Songs von ihrem inzwischen 4. Studio-Albums. Offen und ehrlich beantworteten sie meine Fragen und scheuten sich auch nicht über private, schwierige Zeiten zu sprechen oder die Auswirkungen von illegalen Downloads auf die Musik-Industrie. Erfahrt, in welchem Land die Band unbedingt auftreten will, wer für sie die „Nice Guys des Rock’n’Roll“ sind und warum sie Kiel niemals vergessen werden …
Euer erstes Album „Young for Eternity“ habt ihr vor zehn Jahren veröffentlicht. Würdet ihr sagen, euer Sound ist immer noch jung oder mit euch erwachsen geworden?
Charlotte: Wenn ich mir jetzt das Album anhöre, muss ich sagen, wir klingen wirklich sehr jung.
Billy: Die Stimmen sind auch so viel höher.
Charlotte: Ja es ist verrückt. Es klingt eher, als wäre man zwölf Jahre alt und nicht 18. Aber in den 20ern haben wir uns eben sehr verändert. Und mit jedem Album in den letzten zehn Jahren sind wir auch als Band gewachsen und reifer geworden.
Billy: Ich sage aber gerne, dass wir immer noch eine Menge Spaß haben, geistig jung geblieben sind und uns eine gewisse Neugier vor der Welt bewahrt haben. Da wir immer wieder neue Orte bereisen, lernen wir immer stetig dazu und fühlen uns dadurch jung. Also ich würde das unterschreiben – „Young for Eternity“.
Auf eurem Album gibt es kaum einen Song der drei Minuten lang ist. Ist das euer Verständnis von Rock’n’Roll – kurz aber wild?
Billy (lacht): Ja, so in der Art.
Charlotte: Wir hatten eigentlich immer kurze Songs. Es ist nie beabsichtigt, aber wir haben die Dinge gerne schlagkräftig, anstatt Übergange einzubauen, die eigentlich niemand braucht.
Billy: Ich glaube, es ein Resultat aus unserer Arbeit mit Butch (Brian David) Vig (Anm. d. Red. : Produzent des 2. Albums „All or Nothing“), dessen bester Rat für einen guten Song ist: „Don’t bore us, come to the chorus“. Das haben wir uns zu Herzen genommen. Und auf der Bühne dreht sich alles um Unmittelbarkeit, Dringlichkeit und Leidenschaft. Um die Power der Song zu erhalten, lassen wir sie kurz und einfach. Es ist keine bewusste Entscheidung, sondern das Resultat aus unseren Live-Auftritten und dem Einfluss von Bands wie den Ramones, Nirvana oder Green Day.
Bei welchem Song auf dem neuen Album freut ihr euch besonders darauf, ihn live zu performen?
Charlotte: Mir gefällt besonders „Just like Jude“, weil es ein starker, toller Pop-Punksong ist, der nach vorne geht. Das macht live unheimlich Spaß. Auch beim Schreiben am Album haben wir vor allem an das Szenario und die Stimmung, die bei den Konzerten herrscht, gedacht. Dies merkt man den Songs auch an.
Billy: Ja da stimme ich dir zu. „Just like Jude“ ist immer ein toller Song auf der Bühne, da er wir so etwas ähnliches noch nie geschrieben haben. Dies liegt an der Unmittelbarkeit, die dem Song innewohnt. Er hat nur diese eine Gitarren-Linie und nichts anderes. Und wir sagten uns: Ja, lass es uns dabei belassen. 1:44 lang – das ist ein Song!
Ihr seid als eine ausgezeichnete Live-Band bekannt. Ist dieser Titel wichtig für Euch, oder legt ihr mehr Wert darauf, gute Album-Kritiken zu bekommen?
Billy: Ich glaube es kommt nicht so sehr auf die Kritiken an, sondern darauf ein Album abzuliefern mit dem man selbst zufrieden ist und das einen mit Stolz erfüllt. Wir würden niemals ein Album veröffentlichen von dem wir nicht sagen können: Wir haben unser Bestes getan. Solange dies der Fall ist, dürfen die Leute über unsere Alben sagen was sie wollen. Aber auf der Bühne zu stehen, vor den Fans und live zu performen, das ist etwas, das mit der Arbeit im Studio einfach nicht zu vergleichen ist. Diese einzigartige Verbindung die dabei entsteht, mit einer so großen Menge an Menschen, die man noch nie zuvor gesehen hat und plötzlich ist man eins. Das ist einfach unbeschreiblich!
Auf eurer Website bekommt man, wenn man das neue Album vorbestellt, die Single als Download umsonst dazu. Macht es euch nicht wütend, dass immer mehr Musik gedownloadet wird, ohne dafür die Künstler zu bezahlen?
Billy: Es macht uns traurig, da es auch impliziert, dass Musik dieser Tage generell keinen großen Wert mehr für die Menschen hat. Sie sind bereit, 4 Euro für einen Starbuck’s Kaffee auszugeben, aber keinen einzigen Cent für beispielsweise unsere Songs, die nicht mal einen Euro kosten. Ich mache mir Sorgen darüber, wenn es das ist, was die Leute über Musik im Allgemeinen denken, denn Musik ist unser Leben und wir wollen weiterhin Musik machen können. Ich bin nicht gläubig, aber das Gefühl, das ich auf der Bühne während eines Konzertes erlebe, – diese Verbindung mit dem Publikum – das ist das Göttlichste, was ich mir vorstellen kann. Und wenn die Leute keine Alben kaufen, haben wir kein Geld um auf Tour zu gehen.
Was macht denn ein Album in CD-Form so besonders?
Billy: Eines gekauftes Albums, das man auch in der Hand halten kann, hält soviel mehr bereit. Es ist wie ein Geschenk, wenn man es zum ersten Mal öffnet, und man liest die Texte und sieht Fotos und erfährt mehr über die Band. Wenn man nur die Songs auf seinem IPod hört, verpasst man es die Musiker kennenzulernen, die hinter der Musik stehen. Aber irgendwie ist es auch ziemlich altmodisch, so zu denken. Es gibt neue Wege und Plattformen im Internet, die einem ermöglichen, neue Musik zu entdecken. Ein Freund gab mir mal eine gebrannte CD mit lauter Bands, die ich nie zuvor gehört hatte und ich dachte: „Wow, wer ist das? Diese Band namens The Hives aus Schweden?“ Und dann habe ich mir ihr Album gekauft.
Im letzten Jahr habt ihr unter anderem in Russland und Südafrika gespielt. Gibt es andere Länder, die ihr als Band gerne mal bereisen würdet? Habt ihr ein besonderes Wunschland für ein Konzert?
Charlotte: Wir würden gerne mal in Südamerika auftreten. Uns erreichen fast täglich Facebook-Nachrichten, in denen unsere Fans dort darum bitte, dass wir endlich mal dorthin kommen. Aber es ist sehr schwierig die Dinge da drüben ins Rollen zu bringen. Es ist wirklich unsere Nummer eins, weil wir wissen, dass die Fans dort auf uns warten. (lacht) Oder es ist doch nur dieser eine verrückte Fan, der einfach hunderte Male immer wieder dasselbe postet.
Gibt es ein Erlebnis, das ihr ganz speziell mit Kiel verbindet?
Billy: Während des Konzertes auf dem Gelände der Universität passierte bei „Rock’n Roll-Girl“ etwas total Merkwürdiges. Wir fingen an, die ersten Akkorde zu spielen, und plötzlich setzten sich alle hin – wir waren erschrocken und ich dacht: „Oh mein Gott, wir haben Sie beleidigt. Was haben wir gesagt oder getan?“ Ich sah zu Charlotte rüber, und sie gab mir unauffällig Zeichen: „Spiel weiter, spiel weiter!“ Also machten wir weiter, und beim Chorus sprang die Menge auf und flippte total aus. Wir sprechen immer noch davon – es war großartig!
Welchen Rat würdet ihr einer Newcomer-Band geben, die einen großen Hit gelandet hat, um im Musikbusiness zu bestehen?
Charlotte: Ich denke für uns hat es aus einem sehr einfachen Grund funktioniert, weil wir das, was wir tun, einfach unglaublich lieben! Und ein großer Faktor dafür, dass uns die Musik soviel Spaß macht, ist, dass wir uns innerhalb der Band sehr nahe stehen. Wir sind eine Einheit. Auch unsere Manager und die Crew, all die Menschen um uns herum, begleiten uns schon seit Jahren. Wir vertrauen ihnen und sind wie eine Familie. Das macht sehr viel aus. So ist nicht nur die Bühne, sondern eben auch der Tour-Bus ein Ort, an dem wir uns wohlfühlen, ein zweites Zuhause.
Billy: Ich würde sagen, harte Arbeit und wirklich große Begeisterung für die Musik.
Charlotte: Und auf jeden Fall sollte man auf seine Instinkte vertrauen. Viele Bands machen schlechte Erfahrungen mit Produzenten im Studio. Wir hatten dabei immer sehr großes Glück und haben die richtigen Leute getroffen, wie eben Butch Vig. Menschen die das Beste aus dir herausholen, und mit denen man wirklich Spaß hat im Studio. Ich finde, man kann hören, ob die Band Spaß bei der Produktion hatte oder nicht.
„My Heart Is Pumping to a Brand New Beat“ klingt nach einem neuen Start. Ist das richtig?
Billy: Oh ja, das ist einer der poppigsten aber auch schwerwiegendsten Songs auf dem neuen Album. Es ist einer der ehrlichsten Songs, die ich je geschrieben habe. Zu dieser Zeit hatte ich große Eheprobleme, bedingt durch meinen Alkoholismus. Wir waren kurz davor, alles hinzuschmeißen. Dieser Song war wie der Wendepunkt. Ich erkannte, dass ich ein Trinker war und es meine Familie auseinanderzureißen drohte. Außerdem realisierte ich, welch großen Stellenwert die Musik in meinem Leben hat. Die Musik hat mich und meine Frau wieder zusammen gebracht – auf der Tanzfläche. Inmitten all der Menschen haben wir uns umarmt und wussten auf einmal, dass wir trotz aller Probleme zusammengehören.
Also hat euch bei diesem Album Popmusik mehr inspiriert als zuvor?
Charlotte: Wir haben einen sehr unterschiedlichen Musikgeschmack. Ich liebe Popmusik, vor allem die starken weiblichen Popstimmen wie Kylie Minogue oder Madonna. Tolle Sängerinnen inspirieren mich einfach. Speziell bei diesem Album haben wir aber auch viel Fleetwood Mac gehört.
Billy: Ich habe viel Motown-Musik gehört. Dazu bin ich aufgewachsen, das ist mein Ding. Und viel Jazz und Blues. Ich musste einfach mal etwas anderes hören. Ich fühlte mich so gefangen in diesem Strudel aus Rock’n’Roll, Albumproduktion und Tour-Terminen. Ich habe mich eine Weile weggeschlossen und nur Musik gehört – Musik von anderen Leuten. Das hat bewirkt, dass wir sehr harmonisch auf dem neuen Album klingen und auch unsere Stimmen mehr im Vordergrund stehen.
Gibt es eine Band, mit der ihr gerne mal zusammen spielen würdet?
Charlotte: Ehrlich gesagt machen wir sowas ja wirklich selten. Einmal habe ich zusammen mit den Itchy Poopzkids einen Song aufgenommen, das hat großen Spaß gemacht. Aber wenn wir die Wahl hätten, würden wir gerne mal etwas mit Garbage machen.
Billy: Oh ja, das wäre großartig. Egal ob im Studio oder live – die Vorstellung mit diesen „Legenden“ eine Bühne zu teilen, macht mir Gänsehaut. Wir treffen sie manchmal auf Festivals. Wir hatten mit ihnen eine der besten Konversationen, die wir je mit anderen Bands hatten. Shirley ist einfach faszinierend (Anm. der Red.: Sängerin der Band). Garbage sind die „Nice Guys des Rock’n’Roll“.
Nicht ihr?
Billy: Nein, wir sind echte Arschlöcher! (lacht)
Das Interview führte Clarissa Leu