KIELerLEBT in diesem Monat: Jörg Wentorf, 47 Jahre, Inhaber des Kultcafés Prinz Willy.
Ich hatte nie vor, ein Café zu eröffnen, doch das Ambiente hat mich fasziniert“, erzählt Jörg Wentorf, Inhaber des Kultcafés „Prinz Willy“ in der Lutherstraße 9 in Kiel. Aufgewachsen zwischen Preetz und Plön, spielte Kiel für Wentorf immer eine große Rolle. „Es war die nächste Stadt, in der was los war“, sagt er mit einem Lächeln. So wundert es nicht, dass er sich dazu entschied, in der Fördestadt Architektur und Freie Kunst zu studieren: „Das war eine echt wilde Zeit“, erzählt Wentorf. Nach seinem Abschluss hielt er die Landeshauptstadt mit seinen Performance-Kunst-Programmen wie „Willy unterwegs“ oder „Willys Job“ in Atem. Hierfür schlüpfte er mal in die unterschiedlichsten Jobs, mal bot er während der Kieler Woche Stadtrundfahrten an, während denen er die Schaffensplätze von Kieler Künstlern und deren Werken präsentierte. Die Kamera hatte er immer dabei, um sein Schaffen festzuhalten – aus den Bildern wurde eine Ausstellung konzipiert.
Vor 15 Jahren: Jörg Wentorf und sein Hund Laila
Der Prinz wird geboren
„Durch einen Freund habe ich den Laden entdeckt. Als Künstler braucht man ja ein Atelier, aber als Performancekünstler bot sich dann doch eher ein Café an, so konnte Kunst live präsentiert werden.“ 2004 wurde das „Prinz Willy“ zunächst als Café mit gelegentlichem Liveprogramm eröffnet. Von Zauberkünstlern bis zu Sängern war alles dabei. Oftmals jedoch ohne Publikum. „Wir hatten teilweise das Schlimmste da, was Kiel zu bieten hatte“, sagt Jörg Wentorf lachend. Leider funktionierte das klassische Cafékonzept für das „Prinz Willy“ nicht, da es nicht genug Laufkundschaft gab.
Die Krönung des Prinzen
Das Prinz Willy wandelte sich in einen Lifemusikclub und öffnete von nun an immer abends seine Pforten. Zunächst blieben die Besucher aus, doch Wentorf hielt durch, was sich schließlich auszahlte: Liedermacher wurden zum Erfolgskonzept. Zunächst kamen regionale Persönlichkeiten, bald Sänger aus der ganzen Welt. Darunter viele bekannte Künstler wie Magnus Sveningsson von „The Cardigans“. Circa 270 Konzerte organisiert Wentorf jedes Jahr. Den Erfolg vom „Prinz Willy“ erklärt er sich durch die schöne Atmosphäre: „Wir sind wie eine Familie und versuchen, zu den Mitarbeitern, den Künstlern und den Gästen gleich nett zu sein.“ Das Prinzip funktioniert noch heute, und mittlerweile sind die Konzerte sehr gut besucht. Dabei ist alles wie vor acht Jahren geblieben: Es gibt keinen Eintritt – das „Prinz Willy“ finanziert sich über die Getränke, die Künstler geben den Hut herum. Jörg Wentorf ist glücklich mit dem, was er erreicht hat – viele der Künstler sind zu Freunden geworden. Wentorf ist jeden Tag mit dabei. Verheiratet ist er nicht – „Das Prinz Willy und ich, wir führen eine gut gehende Beziehung“, sagt er mit einem Augenzwinkern.
Jörg Wentorf als „Willy unterwegs“ auf dem HDW-Kran
Lifestyle mit Jörg Wentorf
Restaurant: Ich habe nie Zeit, in Restaurants zu gehen, daher hole ich mir höchstens etwas Schnelles. Dafür bietet sich der China-Imbiss in der Ringstraße an.
Uhr: Ich selbst trage keine Uhr, aber im Café ist eine Uhr, die schon vor mir da war. Sie hat vier Herzen drauf, und ich hänge sehr an ihr.
Entspannung: Eigentlich arbeite ich meistens, aber wenn ich mal entspannen will, gehe ich in die Sauna. Jedoch ist mein letzter Saunagang schon lange her.
Objekt: Mein iPad – das habe ich eigentlich immer dabei.
Schlaf: Ist mir sehr wichtig. Meistens schlafe ich so von zwei oder drei Uhr nachts bis um zehn oder elf Uhr, nachmittags lege ich mich dann noch mal ins Bett.
Auto: Ich hänge sehr an meinem Bus – sie heißt „Betty Blue“. Ich habe sie bei ebay gekauft, und dann haben wir sie 15 Stunden aus Süddeutschland nach Kiel geholt, mit 80 km/h über die Autobahn.
Spleen: Ich liebe alles von Apple. Allerdings kaufe ich mir das nur gebraucht.
Moment: 2006 konnten wir das Prinz Willy kaum noch halten und hatten eine große Spendenaktion. Als ich damals einem Gast von den Problemen erzählt habe, hat er sofort sein Portemonnaie geöffnet und mir 50 Euro in die Hand gedrückt.
Handy: Ich habe ein iPhone 3, das auch ständig in Gebrauch ist. Vor allem, weil ich fast nur über Mails kommuniziere.
Ziel: Mehr Mitglieder für unseren „Verein zur Förderung der kulturellen Vielfalt“ zu gewinnen, mit dem wir die Konzerte organisieren.
Urlaub: Wenn ich es mal schaffe, werde ich alle meine Freunde besuchen. Von Malmö, über Brüssel, nach Kanada und New York.