Der sogenannte „Kleine Kiel Kanal“ wird kommen. Darüber, wie er möglicherweise aussehen wird, können sich die Kielerinnen und Kieler jetzt in einer Ausstellung im Rathaus informieren. Dort sind die zum Planungswettbewerb eingereichten Konzepte zu sehen. Bürgermeister Peter Todeskino und der Vorsitzende der Wettbewerbsjury Wolfgang Kunz erläuterten bei einem Bürgerinformationsabend am gestrigen Mittwoch vor interessiertem Publikum die drei Siegerentwürfe und standen für Nachfragen zur Verfügung.
Gut 70 Bürgerinnen und Bürger aus Kiel und der Umgebung waren gekommen, um mehr über den Kleinen Kiel Kanal zu erfahren, der in Form zweier Wasserbecken zwischen Bootshafen und Kleinem Kiel gebaut werden soll. In seiner Einleitung erinnerte Bürgermeister Todeskino an die Konkurrenz zur Kieler Innenstadt, nämlich den Ostseepark Schwentinental, den Citti Park, das neue Outlet Center in Neumünster und aber auch das kleine Eckernförde. All diese Konkurrenten locken einkaufswillige Menschen aus Kiel fort. Der Kleine Kiel Kanal sei daher Teil einer Reihe von Maßnahmen zur Aufwertung der Innenstadt und Wiederbelebung der Altstadt – nicht allein für Handel und Gastronomie, sondern auch als Wohn- und Lebensraum. Beispielsweise solle in zwei Jahren auch die Schlossstraße runderneuert sein.
Wann wird der Kleine Kiel Kanal fertig sein? Die offizielle Stellungnahme lautet: „Der ambitionierte Zeitplan sieht den Baubeginn für Ende 2014 vor. Die Dauer der Umsetzung hängt vom Entwurf ab.“ Zurzeit liegen drei Siegerentwürfe aus dem Planungswettbewerb vor. Die eigentliche Auftragsvergabe an eines der Planungsbüros erfolgt Anfang 2013 in nichtöffentlichen Verhandlungen mit den drei Preisträgern. Die Vergabe muss nicht notwendigerweise an den im Wettbewerb Erstplatzierten erfolgen. Es ist somit noch unklar, wie der Kleine Kiel Kanal im Jahr 2016 schließlich aussehen wird. Zumal die vorliegenden Planungen nur als Vorentwürfe zum endgültigen Bauplan zu verstehen sind.
Schilf und schwarze Riesenkiesel – wer zahlt den Spaß?
Den Vorentwürfen ist gemeinsam, dass es zwei mehr oder minder rechteckige Becken geben wird, die sich vom Bootshafen bis zum Kleinen Kiel ziehen. Dabei wird es keinen Anschluss an den kleinen Kiel geben und nur einen unterirdischen an den Bootshafen. Ein Stück Holstenbrücke als Teil der Holstenstraße bleibt als Damm bestehen. Unterschiede zwischen den Planungsvorschlägen gibt es hinsichtlich der Ufergestaltung, die im Siegerentwurf mit Schilf und schwarzen Riesenkieseln aus Faserbeton die ansonsten ausgeprägte Geradlinigkeit der Anlage etwas auflockert. Die Vorentwürfe können im Rathaus in einer öffentlichen Ausstellung eingesehen werden.
Die Vorstellung der Siegerentwürfe war am Bürgerinformationsabend nach einer Dreiviertelstunde abgeschlossen. Für die Fragen der Bürgerinnen und Bürgen nahmen sich Bürgermeister Todeskino und weitere Vertreter der Stadt eine gute Stunde Zeit. Dabei bewegte die Kielerinnen und Kieler vor allem die Gestaltung der beiden Becken und weniger die Finanzierung. Dennoch, das Vorhaben soll 11 Millionen Euro kosten, wovon 6 Millionen Euro das Land Schleswig-Holstein übernehmen wird. Die Frage, ob das Geld an Kindergärten oder Schulen nicht besser angelegt wäre, ist da verständlich. Das Vorhaben sei, so Todeskino, eine Investition in die Zukunft. Ein Gutachten habe bis zu 200 zusätzliche Arbeitsplätze prognostiziert, die durch eine Belebung der Innenstadt entstehen könnten.
Blumen statt Schilf und Kurven statt Geraden
Insgesamt überwog beim Bürgerinformationsabend die Zustimmung zum Bau des Kleinen Kiel Kanals. Eine ältere Dame erklärte rundweg, dass sie Einkaufscenter auf der grünen Wiese nicht betrete und eine Belebung der Innenstadt sehr wünsche. Ein anderer Bürger verwies darauf, dass früher in Kiel viel vermurkst worden sei, jetzt aber endlich etwas passiere. Die oft auch neben zustimmenden Worten vorgebrachte Kritik richtete sich vor allem gegen die auf den Vorentwürfen überwiegend grau und eckig in Beton gemeißelte Gestaltung des Kleinen Kiel Kanals. Blumen statt Schilf und Rundungen statt Rechtecken waren zwei Anregungen für einen etwas farbigeren und lebendigeren Kanal.
Sehr bedauerten zudem einige Kielerinnen und Kieler, dass es keinen echten Kanal mit Durchgang vom Kleinen Kiel bis zum Bootshafen geben solle. Dies käme jedoch, so die Vertreter der Stadt, zu teuer und sei zudem wegen der Wasserqualität nicht realisierbar. Das Süßwasser des Kleinen Kiels neigt zur Algenblüte, während der Bootshafen und der angeschlossene Kleine Kiel Kanal dank des Brackwassers hiergegen gewappnet sind. Weitere Fragen betrafen den Verkehr. Hierzu erläuterte Herr Schmeckthal vom Tiefbauamt, dass die Durchfahrt für die Busse erhalten bleiben müsse, um die Anbindung der Innenstadt an das Busnetz nicht zu verschlechtern. Die betroffenen Straßen gelten jedoch als „untergeordnete Verkehrswege“. Daher sei der betroffene Automobilverkehr leicht umzuleiten.
Und dann reißen wir noch das Casino ab...
Als besonderen Wunsch für die Zukunft nannte Bürgermeister Todeskino den Abriss des Casinos, um die Sichtachse zur Förde frei zu legen. Dem schlossen sich einige der Anwesenden an. Auf einem der ausgestellten Pläne war der Abriss bereits verwirklicht, ist nüchtern betrachtet aber noch ferne Zukunftsmusik.
Abschließend sei noch einmal an die Ausstellung im alten Rathaus erinnert. Dort sind noch bis zum Januar die eingereichten sieben Entwürfe zu sehen. Die Stadt Kiel hat außerdem eine Fragen- und Antwortenliste erstellt, die hier zu finden ist.