KIELerLEBT in diesem Monat Daniel Karasek, 55 Jahre, Generalintendant am Theater Kiel.Daniel Karasek lässt sich auf das rote Sofa im Foyer des Schauspielhauses sinken. Pause. Einer der seltenen ruhigen Momente in seinem Alltag als Generalintendant am Theater Kiel. Trotzdem sein Traumjob? „Ja! Ich kann mir keinen besseren vorstellen.“ Die Leidenschaft für das Theater wurde ihm in die Wiege gelegt.Deutsch-venezolanische Kindheit
Als Daniel Karasek vier Jahre alt war, ließen sich seine Eltern, der Journalist und Theaterkritiker Hellmuth Karasek und seine Frau Marbella, scheiden. „Daraus machten die beiden ein kostspieliges Hobby“, sagt der gebürtige Münchener rückblickend und streicht sich die dunklen, krausen Haare aus dem Gesicht. „Insgesamt drei Mal haben die beiden geheiratet und sich wieder getrennt.“ Beim ersten Mal, 1964, nahm Marbella Daniel mit in ihre Heimat Venezuela. In Caracas besuchte er den Kindergarten und die Vorschule. „Nach der zweiten und dritten Scheidung bin ich bei meinem Vater in Deutschland geblieben. Ich wollte nicht von meinen Freunden weg. Mein acht Jahre jüngerer Bruder blieb bei unserer Mutter.“ Die Nähe zum Vater sowie sein Beruf prägten den Sohn. Als Jugendlicher gründete er eine Theater-AG, inszenierte „Frühlings Erwachen“ von Frank Wedekind und spielte selbst die Hauptfigur Melchior Gabor.
Ich wollte nie nach Kiel
„Nach dem Abitur wollte ich Philosophie studieren.“ Um dies zu finanzieren, nahm der 20-Jährige eine Stelle als Assistent von Regisseur Jürgen Flimm im Schauspielhaus Köln an. „Damals sagte man mir: ,Wenn du länger als zwei Jahre am Theater bist, kommst du davon nicht mehr los.‘ So ist es“, sagt er, und seine dunklen Augen leuchten. Beruflich wie privat lief es gut für ihn: Seine Tochter Genia wurde 1988 geboren, weitere Assistenzen und eigene Regiearbeiten folgten – deutschlandweit und in Kiel. „Ich wollte nie nach Kiel“, erzählt er kopfschüttelnd. Als Regisseur am Hamburger Thalia-Theater besuchte er öfters Vorstellungen in Kiel. „Als ich 2003 als Schauspielintendant vorgeschlagen wurde, verband ich mit Kiel nur ein muffiges Schauspielhaus.“ Seine damalige Lebensgefährtin überredete ihn zu einem Besuch. „Ich merkte, dass ich mich geirrt hatte. Kiel ist eine Perle.“ Heute fühlt sich Karasek wohl in Kiel. Angekommen, wenn er im Sommer mit seinen Lieblingsbüchern in Kalifornien im Strandkorb liegt. Der Vertrag mit dem Theater Kiel läuft noch bis 2020. Was danach kommt? „Vielleicht werde ich vermehrt schreiben. Auf jeden Fall möchte ich meine Wohnung in Kiel behalten.“ Unruhig rutscht er auf dem roten Sofa hin und her. „Ich bin auch am Theater gelandet, weil ich nicht stillsitzen kann“, sagt er und lacht sympathisch. „Jetzt muss ich los.“
Lifestyle mit Daniel Karasek
Restaurant: Ich mag das Cosimo als Italiener, das Ann als Asiate und das Lüneburghaus wegen seiner international-regionalen Küche.
Uhr: Trage ich nicht.
Entspannung: Am Strand mit einem guten Buch und in der Sauna des Mare nach dem Spinning.
Schlaf: Ist abhängig vom Stress. Nachts brauche ich nicht mehr so viel. Aber es ist schön, wenn ich mich nachmittags eine Stunde hinlegen kann.
Auto: Volvo V40.
Spleen: Ich fahre wahnsinnig gerne Auto.
After-Work: Lesen, Serien wie „Homeland“ oder „House of Cards“ gucken, mit Freunden essen gehen.
Objekt: Mein kleines schwarzes Tagebuch von Moleskine mit Kurznotizen über alles.
Ziel: Gesund bleiben.
Urlaub: Ich bin glücklich, wenn ich hier bleiben darf, in meinem Strandkorb in Kalifornien.
Moment: Die Geburt meiner Tochter.
Handy: iPhone. Aber ich nutze es kaum.