Am 8. März gastiert einer der erfolgreichsten deutschen Comedians in der Kieler Sparkassen-Arena: Atze Schröder. Seine neue Show heißt „Richtig fremdgehen“, und wen er im Programm auf die Schippe nimmt, was gutes fremdgehen ausmacht und mit wem er selbst vielleicht mal einen Seitensprung wagen würde, dies hat er der KIELerLEBEN-Redakteurin Kerstin Kristahl in einem intimen Interview verraten …KIELerLEBEN: Dein neues Programm heißt „Richtig fremdgehen“. Also, was muss man beim Fremdgehen beachten?
Atze Schröder: Es gibt natürlich 1.000 Aspekte. Aber der Wichtigste ist: Es muss sich lohnen. Wenn man schon am nächsten Morgen denkt: „Da hätte ich auch drauf verzichten können!“, dann hätte man es wirklich sein lassen können. Aber die Leute gehen ja jetzt alle fremd, wie ich bei meinen Recherchen feststellen musste. Da muss ich doch helfen, damit sie es richtig machen.
Bist du monogam?
Frauen würden diese Frage sofort mit „Ja“ beantworten. Sie sind besser vorbereitet. Männer wie ich überlegen, und dann ist da diese Sekunde, die man zu spät antwortet. Verraten. Man muss mit den Konsequenzen leben können.
Apropos Konsequenzen: Nach deiner letzten Tour „Schmerzfrei“ bist du von Schauspieler Fritz Wepper verklagt worden, weil du ihn auf die Schippe genommen hast. Ist „Richtig fremdgehen“ nun eine entschärfte Show?
Nein! In 20 Jahren hat mich nur einer verklagt, das ist eine gute Quote. Andere, die ich durch den Kakao ziehe, können darüber lachen. Zum Beispiel Reiner Calmund, über den ich gewitzelt habe, dass selbst die dickste Kerze einen Docht hätte. Er hat mir auf die Schulter geklopft und gesagt, ich wäre ja nur neidisch. Ich versuche immer frech zu sein, aber nie ätzend zu werden.
Dabei hast du manchmal eine ganz schön große Klappe …
Es ist die Tradition der Hofnarren, dass sie sagen, was andere nicht dürfen. Ja, es ist Verpflichtung. Wenn jemand seinen Arsch aus dem Fenster hält, dann wird er von mir geküsst. Aber er muss ihn wirklich selbst aus dem Fenster halten. Ich glaube, es ist keiner dabei, der es nicht verdient hat. Auch nicht bei „Richtig fremdgehen“.
Wer muss denn in deinem neuen Programm dran glauben?
Alle Untreuen … wie zum Beispiel Boris Becker, Horst Seehofer oder auch Sylvie van der Vaart.
Wenn du selbst fremdgehen würdest, mit wem wäre das?
Mit irgendeiner Heldin meiner Jugend (lacht). Ich bin ja jetzt in dem Alter, wo der Sprachanteil an so einer Sache immer wichtiger wird.
Ich hatte einmal das Vergnügen, gemeinsam mit Alice Schwarzer in der Maske zu sitzen. Die war damals wirklich ein heißer Feger!
Und dann habe ich gedacht, im Zweifel möchte ich doch lieber einen Abend mit Alice Schwarzer als mit Verona Pooth verbringen.
Das heißt, es kommt dir vor allem auf Konversation an. Auch beim Fremdgehen?
Guter Sex ist oft Teil eines guten Gesprächs. Dieses reine Rumgepoppe, das wäre nichts für mich.
Aber was qualifiziert dich denn dann als Experte fürs Fremdgehen?
Ich bin ein aufmerksamer Zeitgenosse und übernachte 180 Mal im Jahr im Hotel. Dabei bekommt man eine Menge mit, wer aus welchem Zimmer kommt und es zu vertuschen versucht … Zudem habe ich viele Gespräche geführt und im Internet recherchiert. Ich kann nur sage: Da draußen ist die Hölle los! Es gibt so viele Seitensprungportale, das hätte ich vorher nicht gedacht.
Hast du bei deinen Recherchen auch einschlägige Etablissements besucht?
Ja. Ich war sogar im Swingerclub – habe mich aber nicht ausgezogen (lacht). Ich kenne den Inhaber dieses Ladens und konnte einen Einblick gewinnen. Ganz ehrlich: Ich war geschockt. Die Leute sind überwiegend gutaussehend, und das Durchschnittsalter liegt bei 34. Das hätte ich nicht erwartet. Ich dachte eher an verfettete Rentner.
Da lagst du mit deinen fast 50 Jahren also über dem Durchschnitt.
Ich fiel gar nicht auf (lacht). Die hatten alle gut zu tun. Gleich im ersten Zimmer, in dem ich war, ging es echt zur Sache: eine Frau, fünf Männer und hoch die Tassen. Und alle hatten großen Spaß! Für mich wäre das, wie gesagt, nichts.
Seitensprungportale, Swingerclubs, wo holst du dir noch Inspiration für deine Programme?
Aus dem Alltag. Gestern habe ich ein Gespräch gehört, bei dem es um lange verheiratete Paare ging. Teilt man sich noch eine Bettdecke, hat man zwei Matratzen, getrennte Zimmer oder unterschiedliche Postleitzahlen? Schönes Thema, daraus muss ich unbedingt noch etwas machen.
Obwohl du seit 20 Jahren auf der Bühne stehst, sprühst du noch vor Ideen. Was möchtest du noch erreichen?
Ich bin genau da, wo ich hinwill. Und ich würde es gerne weiterhin genießen. Meine größte Leidenschaft ist es, auf der Bühne zu stehen. Für die Zukunft habe ich mir vorgenommen, dass ich Bühnenshows und Co. noch möglichst lange machen möchte.
Also Atze auch mit 80?
Ja, klar! Dann langsam kürzer treten, aber munter bis Mitte 90 weitermachen (lacht).
Bis dahin wird noch viel Sand an den Strand gespült. Zuerst zeigst du aber deine Show „Richtig fremdgehen“ am 8. März in Kiel.
Ich freue mich schon sehr. Kiel und ich, wir sind wie ein altes Ehepaar, und bis jetzt hat es mit uns immer ganz gut geklappt.
Das Interview führte Kerstin Kristahl
Atze Schröder
… ist eine Kunstfigur der deutschen Comedyszene. Laut seiner fiktiven Biografie wurde er 1965 als Thomas Schröder in Essen geboren. Als Kind zeigte er ein Talent für das Kunstturnen, später studierte er Soziologie und wand sich Mitte der 1990er der Stand-up-Comedy zu. Berühmt wurde er als Kleinkünstler, durch Fernsehshows, die TV-Serie „Alles Atze“ und die Otto-Waalkes-Filme „7 Zwerge“ (2004/2006). Er wurde mit renommierten Preisen ausgezeichnet, wie dem Deutschen Comedypreis sowie dem Deutschen Fernsehpreis. www.atzeschroeder.de