Junge Familien stehen oft vor großen Herausforderungen – noch dazu, wenn eines der Familienmitglieder an einer Behinderung oder chronischen Erkrankung leidet. Das Projekt „Hilf mir ins Leben“ des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschland e.V. hilft Betroffenen.
Verstreut liegen Teddybären, Duplo-Steine und ein halb fertiges Puzzle im Wohnzimmer der kleinen Drei-Zimmer-Wohnung. Mittendrin sitzt Jessica Schulz auf dem Fußboden und liest den zweijährigen Zwillingen Carina und Leon aus einem Märchenbuch vor. Die beiden haben sich eng an sie gekuschelt und hören aufmerksam zu. „Die kleine Prinzessin hatte Geburtstag und bekam viele Geschenke“, erzählt Jessica Schulz.
Die 47-Jährige ist nicht die Mutter der beiden Zwillinge, sondern eine ehrenamtliche Helferin des Projekts „Hilf mir ins Leben“ des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschland e.V. – einem 2011 von der Deichmann-Stiftung und der Landeshauptstadt Kiel ins Leben gerufenen Projekt, das Familien mit chronisch kranken oder von Behinderung betroffenen Säuglingen oder Kindern im Alltag unterstützt. „Dieses Projekt ist einzigartig in ganz Deutschland“, erklärt Marlene Richter (58), Betreuerin des Projekts. „Wir sind keine Beratungsstelle. Unsere ehrenamtlichen Helfer, wie zum Beispiel Jessica Schulz, gehen direkt in die Familien und packen mit an, damit die Eltern entlastet werden und etwas Freiraum gewinnen“, sagt Ruth Volk (30), die das Projekt ebenfalls betreut, ergänzend.
Die beiden Projektbetreuerinnen Merlene Richter und Ruth Volk (v.li.)
Die Hilfe wird dabei an die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Familien angepasst: von Fenster putzen über Einkaufen bis zur Kinderbetreuung oder handwerklichen Aufgaben ist alles möglich. Die ehrenamtlichen Helfer werden vor dem Beginn ihres Engagements ausführlich geschult und treffen sich regelmäßig mit den beiden Betreuerinnen, um sich auszutauschen. „Eigentlich ist das Projekt eine andere Form der Nachbarschaftshilfe“, sagt Ruth Volk. „Wir würden uns wünschen, dass jeder den Menschen in seiner Umgebung etwas mehr Aufmerksamkeit schenken und einfach mal mit anpacken würde.“
„Ich bin selbst dreifache Mutter und weiß, wie schwer es sein kann, alles zu koordinieren“, sagt Jessica Schulz. Da ihre Kinder mittlerweile erwachsen sind, zögerte sie nicht lange und meldete sich für das Projekt an. In der Familie, die sie wöchentlich an zwei bis drei Tagen unterstützt, kümmert sie sich um die gesunden Zwillinge Carina und Leon. So gewinnt die alleinerziehende Mutter Annette (35) der beiden Zeit, um zum Beispiel mit ihrem sehbehinderten Sohn (12) Hausaufgaben zu machen oder zum Arzt zu gehen. „Oft spielen wir einfach etwas zusammen oder ich lese wie heute etwas vor, wenn die Mama gerade keine Zeit hat“, sagt sie, während sie Leon und Carina über die Köpfe streicht. Die Zwillinge sind bereits in ihren Armen eingeschlafen. „Es ist toll, wie viel man mit so wenig Einsatz erreichen kann“, sagt Jessica Schulz begeistert. „Wir können den Menschen mit – in unseren Augen – Kleinigkeiten eine unglaubliche Freude machen.“
Nachdem Jessica Schulz Leon und Carina vorsichtig in ihre Betten gebracht und die Spieluhr aufgezogen hat, räumt sie schnell das Spielzeug aus dem Wohnzimmer zusammen. Anschließend wirft sie noch einen Blick in die Küche, wo Mutter Annette gerade mit ihrem sehbehinderten Sohn Hausaufgaben macht, und sagt: „Bis übermorgen!“ „Ich freue mich drauf“, antwortet die alleinerziehende Mutter und ergänzt: „Vielen Dank!“
Spenden unter:
Stichwort: Hilf mir ins Leben
Kontonummer: 366 02 48
Bankleitzahl: 440 400 37
Commerzbank AG Deutschland
Infos unter Tel.: (0431) 20 06 98 22 und www.hilf-mir-ins-leben.de.