Der „Deutschlehrer der Nation“ Bastian Sick machte auf seiner „Nur aus Jux und Tolleranz“-Tour Station im metro und erteilte dem zahlreichen Kieler Publikum am Donnerstagabend mal wieder eine Lektion in punkto Grammatik und Rechtschreibung.„Wer geht an einem Donnerstagabend freiwillig zu einer Doppelstunde Deutsch?“ Etwa 400 Kieler im nahezu ausverkauften Kieler metro gaben die Antwort. Und auch Bastian Sick gab Antworten – allerdings auch gerne auch auf Fragen, die er eigentlich vor Jahren schon beantwortet hatte.
Mit gekünsteltem Oberlehrerton klärte er sein Publikum über Irrungen und Wirrungen der deutschen Sprache auf und machte sich über massenkompatible Grammatikfehler lustig und sorgte immer wieder für zustimmendes (oder doch eher ertapptes?) Kichern im Publikum.
Fehler können morbide Folgen haben
So knöpfte er sich etwa die Causa „Vonitiv“ vor – eine völlig neue grammatikalische Form, die laut Sick mittlerweile regen Eingang ins journalistische Deutsch gefunden habe. So kündet die besagte (selbstverständlich frei erfundene) grammatikalische Form den Tod einer vierfachen Mutter wie folgt:„Mutter von vier Kindern erschlagen“ - wirklich erschreckend!
Kein Wunder also, dass manche Mütter ihren Nachwuchs sogleich mit den Worten „Iss mein Kind!“ feilbieten. Die Rache der lieben Kleinen folgt jedoch auf dem Fuße:„Jetzt koche ich Mama“, darf man dem Titel eines Kochbuchs für Kinder Glauben schenken. Hier ein Vonitiv, dort ein vergessenes Komma und schon tun sich die Abgründe des menschlichen Seins auf!
Bastian Sick spürt die Ungereimtheiten und Stolperfallen der deutschen Sprache präzise auf und macht sich einen Spaß daraus, Sprachpatzer und deren Verursacher auf's Korn zu nehmen.
Leider schafft er das nicht ohne eine gewisse Arroganz, die er trotz aller scheinbaren Publikumsnähe nicht ganz verbergen kann. Ja, er weiß es einfach besser und das zeigt er auch.
Grammatik für's Volk
Nichtsdestotrotz schafft er es, der deutschen Sprache mit einem Augenzwinkern zu begegnen und Grammatik anschaulich und sympathisch zu machen.
Dank der tatkräftigen Mithilfe seiner treuen Leserschaft verfügt Sick mittlerweile über einen stattlichen Fundus sprachlicher Aussetzer. Aus seinem sprachlichen Kuriositätenkabinett hatte er so manches mitgebracht, das für viele Lacher sorgte: Die Fahrschule Schrott, die Spedition Geisel Transporte und nicht zuletzt die Reißwolf-Firma, die in ihrem Slogan gnadenlos dem potentiellen Kunden damit droht: „Wir vernichten Sie“. Eigentlich eine Frage der Höflichkeit, in diesem Fall jedoch eher beängstigend.
Auch wenn Bastian Sick den ganzen Abend über wenig authentisch wirkte und seine Ausführungen mehr auswendig gelernt aufsagte, als wirklich in echter Comedymanier. Seinem Publikum gefiel es und gelernt hat der ein- oder andere ganz bestimmt auch etwas. Das hat er nämlich wirklich drauf: Grammatik massenkompatibel zu machen. Vielleicht traut sich nach einem erhellenden Abend mit Bastian Sick ja sogar jemand, sich auf die ausgeschriebene Stelle als „Superweiser“ zu bewerben, die eine deutsche Tageszeitung jüngst veröffentlichte.