Der THW Kiel hat sein vorweihnachtliches Programm in der Kieler Arena mit Bravour gemeistert und innerhalb von 5 Tagen zwei Gegner mit jeweils einem Kantersieg aus der Halle gefegt. Am Mittwoch kam der TV Großwallstadt unter die Räder, am vierten Advent hatte der nächste Traditionsclub aus Gummersbach keine Chance gegen wildentschlossene Zebras, die vor dem Fest und zum Abschluss ihres Rekordjahres 2012 keine Geschenke an ihre Gäste verteilen wollten.
Am akut abstiegsgefährdeten Großwallstädter konnten am Mittwoch lediglich eine Viertelstunde mithalten.
Der THW machte zu Beginn viel Druck - und ließ mit einer beweglichen Abwehrformation den TVG kaum zur Entfaltung kommen. Da auch Omeyer gut in die Partie kam und die "Zebras" sich auch in der Rückwärtsbewegung Szenenapplaus abholten, setzte sich der THW zügig ab: 8:2 stand es in der 11. Spielminute, der Weg des THW schien vorgezeichnet: Siegerstraße! Doch dann schlichen sich wieder Ungenauigkeiten in den Angriff ein, die die Gäste eiskalt ausnutzten und bis sich auf zwei Tore heranpirschten.
Für den THW Wecksignal genug – binnen zwei Minuten erzielten die „Zebras“ vier Treffer. Doch ausgerechnet in Überzahl stockte der THW-Offensiv-Motor erneut: Bühler und Spatz bedankten sich mit dem 10:14-Anschluss (21.). Es sollte das letzte Mal gewesen sein, dass die Mainfranken sich einigermaßen in Reichweite des THW befanden. Mit einem klaren und vorentscheiden 21:13 ging es zur Halbzeitpause in die Kabinen.
Nachdem Ilic in der 48. Spielminute verletzt vom Spielfeld musste, kam kurzzeitig ein wenig Unordnung ins Kieler Angriffsspiel, da mit Ilic der letzte verbliebene Rechtshänder im Kieler Rückraum vermisst wurde.
Diese hatten sich nach Ilics Augenverletzung allerdings schnell wieder in besorgte verwandelt. Denn der Ausfall des einzig verbliebenen Rechtshänders im linken Rückraum sorgte kurzfristig für ein wenig Unordnung im Kieler Angriffsspiel und die Gäste konnten auch dank eines stark parierenden Galia im Tor auf 18:25 verkürzen. Gislason wollte derartige uNkonzentriertheiten seines Teams nicht hinnehmen, beorderte Jicha in die Verteidigung und ließ diese offensiver decken, zudem kam Christian Zeitz, der eigentlich geschont werden sollte, zum Einsatz.
Am Ende wurde es so dann noch richtig deutlich – die Großwallstädter mussten mit der schweren Hypothek „Abstiegskampf“ die Heimreise antreten.
Keine Chance für Gäste aus Gummersbach
Nicht viel besser erging es dem Altmeister aus Gummersbach, der regelmäßig ein vorweihnachtlicher Gast in Kiel ist. Geschenke konnten sie sich an der Förde jedoch nie abholen – zuletzt punkteten sie vor sechs Jahren bei den „Zebras“, damals unter Coach Alfred Gislason.
Mit einer starken und konzentrierten Leistung in Angriff und Abwehr machten sich die Kieler Jungs selbst das größte Geschenk und sicherten sich rechtzeitig vor dem Fest wieder die Tabellenführung, nachdem die Konkurrenz aus Mannheim am Tag zuvor einen Punkt liegen ließ.
Aron Palmarsson, Momir Ilic und Christian Zeitz im Rückraum, Gudjon Valur Sigurdsson und Christian Sprenger auf Außen, Rene Toft Hansen am Kreis und Thierry Omeyer im Tor legten den Grundstein für einen absoluten Kantersieg, bei dem die Gäste bisweilen sogar hilflos wirkten.
Früh zeigte sich, dass die Gäste ihre liebe Mühe mit der 6:0-Deckung des THW mit Ilic und Toft Hansen im Mittelblock haben würden. ls die Kieler nach zehn Minuten endlich ihre Wurfarme justiert hatten, sorgten sie im eigenen Wohnzimmer schnell für klare Verhältnisse - auch dank eines glänzend aufgelegten Thierry Omeyer, der unter anderem zwe Siebenmeter parierte und in Zusammenarbeit mit der aufmerksamen Deckung vor allem Nationalspieler Adrian Pfahl merklich entnervte. Mit einem 107km/h-Hammer läutete Christian Zeitz den Kieler Zwischenspurt ein, und der Linkshänder ließ gleich noch eine zweite "Fackel" zum 7:3 folgen. Und nachdem der von Zeitz geschickte Sigurdsson per Gegenstoß erhöhte, sorgte Momir Ilic mit einem lupenreinen Hattrick bis zur 18. Spielminute schon für so etwas wie eine Vorentscheidung - der THW führte mittlerweile deutlich mit 11:3.
Immerhin konnte der Altmeister durch zwei Krause-Treffer und einen Sprem-Strafwurf bis zum Pausenpfiff noch leicht auf 17:8 verkürzen. Die beiden letzten Kieler Treffer gingen dabei auf das Konto Patrick Wienceks, der nach Jicha-Anspiel mit einem tollen Heber gegen seine alten Mannschaftskameraden den letzten Glanzpunkt der ersten Halbzeit setzte.
Für den zweiten Durchgang brachte Alfred Gislason mit Marko Vujin, Marcus Ahlm, Dominik Klein, Geburtstagskind Niclas Ekberg und Torhüter Andreas Palicka gleich fünf frische Kräfte. Und trotz des beinahe kompletten Wechsels bauten die "Zebras" den Vorsprung durch einen fulminanten Vujin-Kracher und einen Ekberg-Gegenstoß zunächst auch auf 19:8 aus.
Eine kleine Schwächeperiode konnte den deutlichen Zebra-Sieg nicht mehr gefährden, auch dank mit einem gut aufgelegten Andreas Palicka im Kieler Tor, der aufmerksam alle Verlegenheitswürfe entschärfte und nebenbei auch die eine oder andere Glanzparade zeigte. So pendelte sich der Vorsprung der "Zebras" zwischen acht und zwölf Toren ein. Das reichte den Kielern jedoch noch lange nicht und sie zogen das ohnehin schon hohe Tempo noch einmal an.
Mit einem berauschenden 6:0-Lauf verabschiedeten sich die Kieler von ihren Fans, und insbesondere Filip Jicha drückte dieser Schlussphase seinen Stempel auf. Der Tscheche, der nach seiner Schulterverletzung aus dem Melsungen-Spiel lange Zeit noch nach der richtigen Justierung in seinem Wurfarm suchte, steuerte allein fünf Tore in den Schlussminuten bei, mit der Endsirene sorgte er mit seinem exakt 100. Saisontreffer für ein drehbuchreifes Finale.
Die minutenlangen Standing-Ovations des Kieler Publikums waren somit mehr als folgerichtig.
Das letzte Heimspiel bedeutet für die Zebras allerdings noch nicht, dass alle Arbeit getan ist – schon am zweiten Weihnachtstag müssen sie noch weiter in den Norden reisen: Die SG Flensburg Handewitt bittet zum Nordderby. Anpfiff in der Campushalle ist um 18.30 Uhr.