Barbara Lehmann vom Brückenteam versorgt schwerstkranke Kinder in ihrem eigenen Zuhause – eine Arbeit, die sie erfüllt und glücklich macht. Wie Sie dazu kam und was Sie an Ihrer Arbeit so schätzt, hat Sie der KIELerLEBEN-Reporterin Kerstin Klostermann im Interview verraten.
Mit jeder Faser ihres Körpers strahlt Barbara Lehmann positive Energie aus. Ihre Augen sind voller Leben und Freude. Beim Erzählen wirkt sie offen und unbekümmert. Niemand würde vermuten, dass sie einen der schwersten Jobs überhaupt ausübt. Die gelernte Kinderkrankenschwester versorgt ambulant unter anderem krebskranke Kinder und Jugendliche.
Seit 2007 engagiert sie sich hauptberuflich für das Brückenteam, das eine Brücke zwischen Klinik und Zuhause schafft. Die kleinen Patienten und ihre Familien werden nicht nur bei der Entlassung, sondern auch bei der anschließenden Pflege in ihren eigenen vier Wänden betreut. Dies ist ein Angebot der DRK-Heinrich-Schwesternschaft e. V., unterstützt vom Förderverein für krebskranke Kinder und Jugendliche e. V.
In ganz Schleswig-Holstein ist die 36-Jährige im Einsatz. Vorher arbeitete sie auf der Kinderkrebsstation in der Uniklinik Kiel. Durch ihre Kollegin Sonja Kuchel, die das Brückenteam 2003 zusammen mit dem Förderverein gegründet hatte, wurde sie auf das Angebot aufmerksam. „Sie erzählte mir davon, und ich war sofort fasziniert“, berichtet Barbara Lehmann. „Als Sonja Unterstützung suchte, überlegte ich nicht lange.“ Sie gab ihren Job in der Uni auf und ist seitdem mit all ihrer Kraft und Hingabe für das Brückenteam aktiv.
„Die erste Zeit war sehr anstrengend“, erzählt sie. „Ein Jahr lang war ich allein verantwortlich und hatte permanent Rufbereitschaft.“ Für Kriseneinsätze fuhr sie quer durch den Norden, nach Niebüll, Flensburg oder Fehmarn. Egal ob Tag oder Nacht.
„Ich musste aufpassen, dass die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben nicht verschwimmen“, sagt sie. „In dieser Zeit habe ich gelernt, den Moment bewusst zu erleben.“
Mittlerweile hat sich vieles positiv verändert. Das Team, das seit Herbst 2008 zur DRK-Heinrich-Schwesternschaft e. V. gehört, ist kontinuierlich gewachsen. „Inzwischen sind wir sechs Kinderkrankenschwestern, zwei Kinderärzte, eine Sozialpädagogin und drei Familienhebammen“, berichtet Barbara Lehmann glücklich. Fast alle haben genau wie sie eine Weiterbildung in Palliativmedizin. Sie sind darauf spezialisiert, Patienten mit einer weit fortgeschrittenen, schweren Erkrankung wie Krebs zu versorgen und ihre Lebensqualität zu verbessern. „Neben der gesetzlich geregelten Finanzierung sind wir jedoch nach wie vor auf Spenden angewiesen.“
Auch wenn die gebürtige Eckernförderin bei ihrer Arbeit oft mit dem Tod konfrontiert wird, empfindet sie ihren Beruf als sehr befriedigend. „An der Tatsache, dass die Kinder sterben, kann ich nichts ändern“, erklärt sie, „aber ich kann die Umstände ändern und dafür sorgen, dass die Kinder sich gut aufgehoben fühlen. Ich kann ihnen zuhören, sie trösten und mit ihnen spielen.“ Barbara Lehmann schätzt vor allem die Zeit, die sie jetzt für ihre kleinen Patienten hat. Nicht wie damals in der Klinik, als sie von Zimmer zu Zimmer hetzte.
Rufbereitschaft hat sie nur noch alle drei Wochen. Dafür sind andere Aufgaben dazugekommen. Seit zwei Jahren leitet sie das Brückenteam zusammen mit Sonja Kuchel. „Das ist eine große Herausforderung“, erzählt die 36-Jährige, „gibt mir aber die Möglichkeit, noch mehr zu bewirken.“ Das Schönste seien für sie immer noch die Hausbesuche. „Hinterher mit dem Gefühl wegzufahren, geholfen zu haben, ist einfach toll“, sagt sie und lächelt.
(kek)
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Weitere Infos zur Arbeit des Brückenteams unter www.heinrich-schwestern.de.
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