Seitdem er in Kiel ist, türmen sich in der Stadt die Eisberge. Giovanni Lasagna hat mit seinen Eiscafés „Giovanni L.“ für eine neue Art des Eisgenusses gesorgt. Qualitätsfanatiker, Tausendsassa oder kreativer Kopf? KIELerLEBEN hat den 39-Jährigen getroffen.
Auf den ersten Blick macht die junge Serviceangestellte alles richtig. Mit einem Lächeln serviert die attraktive Frau dem Ehepaar, das es sich im Eiscafé Giovanni L. im Kieler CITTI-PARK gemütlich gemacht hat, einen Latte Macchiato und einen Eisbecher. Dieses scheint sehr zufrieden, bedankt sich nickend und trinkt bereits einen ersten Schluck, während sich die Bedienung auf den Weg zurück zum Tresen macht. Daher bekommt das Paar auch nicht mit, wie sich der Dame im Kostüm des Eiscafés ein braungebrannter Mann mit wuscheligen Haaren im weißen Hemd nähert. An der Seite des Tresens erklärt er mit einem Lächeln im Gesicht und ruhigen Gesten einige Dinge. Nach 30 Sekunden kehrt besagter Mann an seinen Tisch zurück und nippt selbst an einem Espresso.
Der braungebrannte Mann mit dem Wuschelkopf ist nicht irgendwer. Es ist Giovanni Lasagna. Inhaber und Franchisegeber von insgesamt 55 Filialen der Eiscafé-Kette Giovanni L. „Sie hat das schon gut gemacht, aber sie kann noch mehr den Blick, den Kontakt mit den Gäste suchen“, erklärt der 39-Jährige. Einmal im Monat kommt Giovanni Lasagna nach Kiel und schaut in seinen Filialen nach dem Rechten. Das macht er mit jedem Standort so. Giovanni-L.-Filialen gibt es in Flensburg, Eckernförde, Gettorf, Lütjenburg, Kiel, Neumünster, Kaltenkirchen, Norderstedt, Hamburg, Hannover, Bielefeld, Braunschweig, Barcelona und auf Mallorca. Kein Wunder, dass Giovanni Lasagna an sieben Tagen der Woche je 16 Stunden arbeitet, zwei Wochen in Spanien und zwei Wochen pro Monat in Deutschland weilt.
Seit der Eröffnung von Giovanni L. 2006 im CITTI-PARK gibt es auch in Kiel Eisberge
„Heute bin ich sehr zufrieden, denn alles ist so, wie ich mir es wünsche.“ Wer Giovanni Lasagna kennt, der weiß, dass dies gar nicht so einfach ist. Die höchstmögliche Qualität steht bei dem Deutsch-Italiener an oberster Stelle. „Eis ist eine alltägliche Sache. Die Menschen aber kommen zu mir und bezahlen für eine Kugel 1,20 Euro. Da muss von der Einrichtung des Cafés über den Service bis natürlich zum Eis an sich alles von höchster Qualität sein!“ Für seine Angestellten bedeutet das, sie müssen stets freundlich, zuvorkommend und aufmerksam sein. Nicht nur dem Gast gegenüber. Die Scheibe der Eisvitrine darf zu keiner Sekunde auch nur leicht beschmutzt sein, damit die Gäste die genussvoll dekorierten „Eisberge“ bereits optisch einwandfrei genießen können.
Eis ist Giovanni Lasagna heilig. Das fällt jedem nach einem kurzen Blick auf. Wer an einem seiner Cafés vorbeischlendert, kann eigentlich nicht anders, als mindestens eine Kugel zu naschen. Wo in anderen Eiscafés halbleer gekratzte Metallschalen mit Eis ihr Dasein fristen, türmen sich in den Vitrinen bei Giovanni L. genussvoll Eisberge, dekoriert mit frischen Früchten und Süßigkeiten. „Die Anordnung hat System. Die täglich frische Ananas mit den Blättern muss so auf dem Eis drapiert sein, dass links daneben noch das Infoschild passt und nicht zu viel der kühl-cremigen Leckerei verdeckt wird“, erklärt der Inhaber und Gründer. Bei Giovanni L. wird nichts dem Zufall überlassen, alles ist bis ins Detail ausgeklügelt.
Über allem steht für Giovanni Lasagna aber das Hauptprodukt: Eis. „Ich liebe Eis, seit ich denken kann, und esse täglich mindestens fünf Kugeln – es ist meine Leidenschaft.“ Diese begann mit Opa Lasagna, der Inhaber einer kleinen Eisdiele am Steinhuder Meer war. „Im Sommer hatte er auch Bullis, aus denen er Eis verkaufte. Mein großer Traum war es, später selbst so einen Eisbulli zu fahren“, erinnert sich „Enkel“ Giovanni an seine Kindheit zurück. Bevor der gebürtige Steinhuder selbst in der Eis-Branche durchstartete, absolvierte er noch eine Ausbildung zum Restaurantkaufmann. Dann eröffnete er mit 20 Jahren sein erstes eigenes Eiscafé in Hannover. Der große Durchbruch gelang Giovanni Lasagna aber erst vier Jahre später – in Barcelona. Bereits in der Schule hatte der zu der Zeit 16-Jährige die Deutsch-Spanierin und noch heutige Lebensgefährtin Antonia kennengelernt, mit der er 1996 in die spanische Metropole auswanderte. Acht Jahre und acht Filialen später kehrte er nach Deutschland als erfolgreicher Geschäftsmann zurück. „Es war eine tolle Zeit, in der ich viele großartige Menschen kennengelernt habe. Aber nach acht Jahren hatte ich Heimweh nach meiner Familie und meinen Freunden.“
Außerdem hatte der Kieler Gastronom Peter Zantopp den Eisexperten aufgesucht. „In den neu gebauten CITTI-PARK sollte eine Eisdiele und Peter wollte, dass es ein Giovanni-L.-Eiscafé wird.“ Zunächst war Giovanni Lasagna skeptisch. Aber nach einigem Zögern konnte der Kieler den Hannoveraner aus Barcelona mit italienischem Pass überzeugen, beide wurden Geschäftspartner, und es sollte nicht bei dieser einen Filiale im hohen Norden bleiben. Mittlerweile betreibt Giovanni Lasagna sogar eine Produktionsstätte im Suchskrug, in der das Eis für die gesamte Region Nord produziert wird. Natürlich nur mit besten Rohstoffen und in höchster Qualität – gemessen an den Ansprüchen von Giovanni Lasagna. Damit der 39-Jährige seinen eigenen Vorstellungen gerecht wird, lässt er nach seinen Anordnungen im Piemont Haselnüsse rösten, importiert die neue Süßungswunderpflanze Stevia aus Argentinien und überrascht seine Kunden mit der Eissorte Schwarze Vanille, die mit der Tinte des Tintenfischs gefärbt wird.
Das Führungsteam der Kieler Giovanni-L.-Eiscafés: Peter Zantopp (Geschäftsführer), Jörg Fischer (Inhaber) und Giovanni Lasagna (Namensgeber)
112 Sorten Eis hat Giovanni L. bislang kreiert. Jedes Jahr kommen zwei bis drei neue nach monatelangen Entwicklungsphasen hinzu. „Als mein Opa 1960 am Steinhuder Meer anfing, hatte er gerade mal acht“, weiß der Enkel. An Geschmacksrichtungen wie Kinder-Überraschung, Mango-Maracuja oder gar Grünkohl war damals nicht zu denken. Für das Fernsehen produzierte Giovanni zuletzt sogar Bratwurst-Eis, das während des Verköstigungstests am Strand von Laboe sogar viel Lob erhielt. An Ideen mangelt es dem Eis-Weltmeister nicht. Diesen Titel errang Giovanni Lasagna im Jahr 2007 auf der weltgrößten Eis- und Süßwarenmesse in Rimini und setzte sich gegen 230 Eiskonditoren aller Herren Länder durch. Seitdem gewinnt er diesen Titel regelmäßig. Das weckt Begehrlichkeiten: „Ich könnte mittlerweile über 1.000 Filialen haben. Jede Woche bekomme ich neue Franchise-Bewerbungen. Aber mir ist wichtig, dass meine Geschäftspartner die gleiche Leidenschaft zum Eis entwickeln wie ich.“ Und wer Giovanni Lasagna kennt, der weiß, dass dies gar nicht so einfach ist.
Die drei wichtigsten „Zutaten“ im Leben des Giovanni Lasagna
Stracciatella
„Seit meiner Kindheit meine Lieblingseissorte, esse ich seit Jahren täglich und ist mein Qualitätsmaßstab, wenn ich in anderen Eiscafés testprobiere.“
Sport
„Ich arbeite jeden Tag von früh morgens bis in die Nacht. Als Ausgleich brauche ich Sport: Ich gehe viel joggen, mache Kräftigungsübungen und Karate.“
Liebe
„Meine Toni! Wir sind seit 23 Jahren zusammen, sie hat für mich ihren Beruf aufgegeben und ist mein größter Ratgeber – aber auch Kritiker. Wenn Antonia zustimmt, dann kann eine Idee endgültig umgesetzt werden.“