Wenn man einen geliebten Menschen verliert, bricht innerhalb von Sekunden alles zusammen. Der Verein „traunerde Kinder Schleswig-Holstein e.V.” begleitet Kinder und Jugendliche in dieser schweren Zeit.Drei Fragen an … Andrea Vollbehr vom Verein „Trauernde Kinder in Schleswig-Holstein”Andrea VollbehrWas genau macht der Verein?
Andrea Vollbehr: Er wurde 2004 gegründet, um Kindern und ihren Familien in der Zeit der Trauer Hilfe anzubieten. In Gruppen können Kinder zwischen drei und 18 Jahren hier ihren eigenen Weg zum Trauern finden – denn Kinder trauern anders als Erwachsene. Sie werden oft nicht verstanden und fühlen sich hilflos.
Wie sieht die Trauerarbeit aus?
Jeder Mensch trauert anders. Richtig oder falsch gibt es nicht. Wir begleiten die Kinder und bieten ihnen unterschiedliche Möglichkeiten, um ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen: Sie können malen, spielen oder Musik machen. Jeder darf offen erzählen, wie er sich fühlt.
Was schätzen Sie an der Arbeit im Verein am meisten?
Dass wir etwas bewirken. Wir geben der Trauer Raum, damit die Kinder wieder lachen können.
Susanne Quednau-Turek
Ehrenamtliche Helfer
Susanne Quednau-Turek ist eine von 40 ehrenamtlichen Mitarbeitern des Vereins. „Ich mag die Arbeit, weil sie sinnvoll ist”, sagt die 64-jährige, die sich seit fünf Jahren im Verein engagiert. „Die Augen werden vor der Trauer der Kinder oft verschlossen, weil die Erwachsenen mit sich selbst beschäftigt sind. Wir können ihnen helfen, ihr Lachen wiederzufinden. Das ist unbezahlbar.” Wer sich auch ehrenamtlich engagieren möchte, ist herzlich willkommen. Egal, ob man Kinder hat oder welchen Beruf man ausübt – wichtig sind nur Einfühlungsvermögen und Zuverlässigkeit. Wie lange Susanne Quednau-Turek die Trauerarbeit begleiten möchte? „Solange es mir selbst gut geht, möchte ich unterstützen, so gut ich kann”, sagt sie.
Jamie Kusber
„Es ist ok, auch mal traurig zu sein”
Jamie ist ein fröhliches Kind. Doch manchmal wird die Neunjährige traurig – immer dann, wenn sie an ihren Papa denkt. Er starb im Mai 2012 bei einem Motorradunfall. „Manchmal spreche ich mit Papa und sage ihm, dass er für mich noch immer da ist und ich ihn lieb habe“, erzählt sie. Mit ihrer Trauer umzugehen, hat Jamie im Verein „Trauernde Kinder Schleswig-Holstein” gelernt. „Hier bin ich eine von vielen. Alle wissen, wie es ist, jemanden zu verlieren. Es ist überhaupt nicht komisch, vor den Anderen darüber zu sprechen”, sagt sie. Nach einem Eingangsritual, bei dem die Kinder für den Verstorbenen eine Kerze anzünden und von ihm erzählen, dürfen sie in Begleitung der Ehrenamtler malen oder im Toberaum spielen – Jamies Lieblingsplatz. Wenn die Neunjährige ihren Papa besonders doll vermisst, schaut sie sich zu Hause ein Video von ihm an. „Da ist er beim Snowboard- und Motorradfahren zu sehen. Und wie er lacht“, erzählt sie mit zitternder Stimme. „Manchmal muss ich dann weinen, aber ich habe gelernt, dass es ok ist, auch mal traurig zu sein.”
Wie kann ich helfen?
Geldspenden:
Kontoinhaber: Trauernde Kinder Schleswig-Holstein e.V.
Kontonummer: 14 00 06 10 89
Bankleitzahl: 210 501 70 – Förde Sparkasse
Trauernde Kinder Schleswig Holstein e.V., Lerchenstr. 19a, Kiel, Tel.: (0431) 260 20 51, www.trauernde-kinder-sh.de
Mietbausteine: Der Verein muss jährlich 12.000 Euro für Miete aufbringen. Werden Sie Pate für einen Mietbaustein und übernehmen Sie monatlich einen kleinen Teil der Miete.
Ehrenamt: Haben Sie Lust und Zeit, Kinder regelmäßig in den Trauergruppen zu begleiten? Dann werden Sie ein Ehrenamtler! Die nächste Schulung startet Ende August.