Schauspieler Mehdi Moinzadeh war drei Jahre lang und sechs Tatort-Krimis als Kriminaloberkommissar Alim Zainalow die rechte Hand von Axel Milberg. Die Kieler haben den sympathischen Iraner nicht vergessen. KIELerLEBEN hat ihn angerufen.
KIELerLEBEN: Hallo Herr Moinzadeh, wo erwische ich Sie gerade?
Mehdi Moinzadeh: Ich sitze gerade in meinem Stammlokal „FREIES NEUKÖLLN“ in Berlin-Neukölln, trinke ein Käffchen und hoffe, dass mein Handyakku dieses Interview durchhält (lacht).
Das hoffe ich auch. Als bekannt wurde, dass Sibel Kekilli der neue Part an der Seite von Kommissar Borowski wird, haben zahlreiche Fans der KIELerLEBEN-Facebook-Seite Zainalow, also Sie, zurückgewünscht. Hätten Sie das nach fünf Jahren gedacht?
Ich werde immer mal wieder auf meine Rolle beim Kieler Tatort angesprochen und freue mich darüber. Natürlich finde ich es toll, dass mich die Kieler noch in so guter Erinnerung haben. Es war eine sehr schöne Zeit, aber alles hat ein Ende.
Woran lag es denn überhaupt, dass Sie nach sechs Tatort-Filmen nicht weiter Zainalow gespielt haben?
Es war eine gemeinsame Entscheidung von der Redaktion und mir, da die Figur Alim Zainalow in drei Jahren und sechs Filmen nie richtig definiert wurde. Das machte mich zunehmend unzufrieden. Es gab zwar immer ganz tolle Ideen, aber leider wurden kaum welche davon umgesetzt. Es hat zwar keiner der sechs Kieler Tatorte darunter gelitten, dass meine Figur nicht genauer umrissen wurde, aber wenn ich in einer Rolle langfristig arbeiten will, brauche ich als Schauspieler Gewissheit …
… und da haben Sie freiwillig aufgehört?
Nicht ganz, es gab eine interne Absprache, dass ich eine Rolle in einem Tatort mit Maria Furtwängler in Hannover als Wiedereinstieg erhalte. Aber die damals für den Tatort verantwortliche Person beim NDR, Doris Heinze, wurde später entlassen, und so war diese Absprache wertlos und auch weitere Fernsehprojekte mit mir, die mit Frau Heinze geplant waren.
Wie kamen Sie damals eigentlich zum Kieler Tatort?
Axel Milberg hat mich den Produzenten vorgeschlagen. Ich hatte das Glück, keine Castings machen zu müssen und direkt über Axels Empfehlung einzusteigen.
Sie kennen Axel Milberg also schon länger …
Ich kenne Axel Milberg schon sehr lange – um genau zu sein aus meiner Schauspielschulzeit. Da war er noch fest im Ensemble der Münchner Kammerspiele und hat hin und wieder bei uns an der den Kammerspielen angegliederten Otto-Falckenberg-Schauspielschule unterrichtet. In der Zeit sind wir uns sehr häufig über den Weg gelaufen, haben uns kennengelernt und uns angefreundet.
Haben Sie heute noch Kontakt?
Einen lockeren Kontakt. Mal sehen wir uns auf Premieren, telefonieren ein, zwei Mal im Jahr oder schreiben uns über Facebook.
Waren Sie seit den Dreharbeiten zu Ihrem letzten Tatort „Sternenkinder“ im Jahr 2005 mal wieder in Kiel?
Zu meiner großen Enttäuschung hat sich leider seitdem keine Gelegenheit ergeben, mal wieder nach Kiel zu kommen. Ich hätte beinahe mal für die Sprechrolle des Bassa Selim der Oper „Die Entführung aus dem Serail“ von Mozart in Kiel vorsprechen sollen. Das hat aber aus Zeitgründen nicht geklappt.
Welche Erinnerungen haben Sie an Kiel, was hat Ihnen besonders gut gefallen?
Ganz ehrlich (lacht) … am besten die Bar im Maritim Hotel und ihr etwas düsterer Charme aus den 1970ern. Damals habe ich während der Drehtage immer im Maritim Hotel gewohnt, und wir hatten dort lustige Abende. Außerdem natürlich die Spaziergänge am Hindenburg-Ufer.
Schauen Sie trotzdem jeden Sonntag den Tatort?
Ich muss gestehen, ich habe keinen Fernseher. Ich bin ein Internet-Freak und gucke, wenn mich etwas interessiert, gezielt in den Mediatheken. Ich gehe viel lieber ins Kino oder Theater. Das ist auch in meinem Freundeskreis so. Die meisten meiner Freunde haben keinen Fernseher. Meinen letzten habe ich 2003 abgeschafft und seitdem nicht einen Tag vermisst.
Sie sind gebürtiger Iraner, haben auch viele Charaktere mit persischem Hintergrund gespielt. Fühlen Sie sich nicht in eine Schublade gedrängt?
Meine bisherigen Rollen waren eigentlich eher bunt gemischt: Spanier, Libanese, Türke oder auch Deutscher – ich hab’ schon viele Nationalitäten gespielt, eben aber auch Figuren ohne Migrationshintergrund. Die bisherige Mischung war genau richtig. Wenn die Anfragen einseitig persischer oder migrationsloser Natur wären, würde mir schnell langweilig werden.
Bei Ihnen scheint es ohnehin der Mix zu machen, denn Sie arbeiten nicht nur als Schauspieler …
Richtig. Ich habe auch schon Drehbücher geschrieben, Regie geführt oder im Jahr 2009 ein Kulturfestival in Berlin organisiert. Die Abwechslung macht Spaß und hält mich lebendig, denn wenn ich gerade eine Regiegeschichte abgeschlossen habe, freue ich mich auf den nächsten Dreh und umgekehrt.
Was machen Sie heute?
Ich leiste mir den Luxus, von der Fernseh- und Kinoschauspielerei zu leben und parallel eigene Projekte zu initiieren wie 2009 das Kulturfestival oder seit letztem Jahr eine eigene Produktionsfirma. Ich habe mit drei Freunden die Firma „Little Black Fish“ gegründet, mit der wir Projekte für Theater, Film und neue Medien umsetzen.
Gibt es schon Konkretes?
Eine Theaterproduktion namens „Illegal“ nach dem Stück von Björn Bicker, bei der ich Regie führe, wird Ende Februar im Rahmen des 100-Grad-Festivals am Berliner Theater „Hebbel am Ufer“ gezeigt. Außerdem arbeite ich mit zwei Autoren und Regisseuren an einem Episodenfilm mit dem Namen „Yes, the dead are dancing“, für den wir gerade versuchen, Fördermittel zu organisieren, und konzipiere eine 360-Grad/Transmedia-Internetplattform für den Vertrieb unserer Projekte.
Werden Ihre Fans Sie 2011 im Fernsehen oder Kino sehen können?
Ich habe im vergangenen Jahr an einer iranischen Produktion des Regisseurs Mani Haghighi mit dem Namen „The suitcase“ mitgewirkt. Der wird 2011 in den iranischen Kinos erscheinen. Wann er in Deutschland gezeigt wird, ist noch nicht bekannt. Ansonsten werde ich mich nach derzeitigem Stand der neuen Aufgabe Produktionsfirma widmen.
Das Interview führte Olaf Ernst