Am vergangenen Freitagabend gastierte die selbsternannte „größte Abba-Show aller Zeiten“ in der Kieler Sparkassen-Arena und riss mit sämtlichen Klassikern das Publikum im wahrsten Sinne des Wortes vom Hocker.
Abba haben also einfach Tradition und das würdigte ein breites Kieler Publikum. Größtenteils bestand es aus Fans, die höchstwahrscheinlich in ihren wilden Zeiten noch zu den originalen „Abbas“ geschwooft haben und in Erinnerungen schwelgten. Doch auch viele Nachwuchs-Fans der jüngeren Generation bekamen die Gelegenheit, noch einmal in die Siebziger einzutauchen und einen wahrlich nostalgischen Abend zu genießen, der einem Abba-Konzert vergangener Zeiten vermutlich nicht in vielem nachstand.
Charmanter Auftakt
Von wegen Abba-the show – die Jungs und Mädels auf der Bühne sind doch ganz bestimmt Abba! Das musste man einfach glauben! Oder?!?! Als nahezu perfekte Lookalikes enterten Katja Nord und Camilla Hedrén die Bühne, um mit „Ring, ring“ in den Abend zu starten. Stilecht im 70ies-Look versteht sich! Gitarrist „Björn“ brachte wohl das größte Opfer und erfreute die Damenwelt mit einem kessen lila Einteiler – wer's tragen kann!
Aber nicht nur den Augen konnte man kaum trauen, auch die Ohren schienen einen Streich zu spielen. Die vier sahen nicht nur aus wie Abba, sie hörten sich auch genauso an. Aber nein, sie waren's nicht – sie taten nur so – die perfekte Illusion! Wirklich süß und charmant präsentierten die beiden Schwedinnen gemeinsam mit ihren männlichen Kollegen sämtliche Klassiker der legendären 70ies- Band und setzten mit „Take a chance“ ein erstes Highlight.
Die Melodien, der Sound, der Look, die ganze Atmosphäre: Hier stimmte einfach alles! Das Kieler Publikum schunkelte und klatschte sich allmählich warm, bis zu den ersten Standing Ovations dauerte es allerdings ein Weilchen. Aber spätestens bei „Mamma Mia“ gab es dann bei Jung und Alt kein Halten mehr und aus dem teilweise durchaus seniorenheimtauglichen Sitztanz wurde eine große Party.
Special guests
Den Stellenwert dieser grandiosen Abba-Show zeigt sicher auch die Tatsache, dass sich einige Special Guests mit unters Bühnenvolk mischten. Ulf Andersson, Saxophonist und Gitarrist Mats Ronnander, die beide ihrerzeit mit den großen Schweden auf Welttournee waren, ließen es sich nicht nehmen, die Musiker mit einigen tollen Soli zu unterstützen. Und „Abba – the show“ reisen nicht nur mit einer kleinen Band, sondern mit einem ganzen Orchester – dem „National Symphony Orchestra of London“!
Feierstimmung nach der Pause
Stimmungsmäßig knüpften die Kieler nach der Pause nahtlos an die Feierlaune an und nahmen scheinbar nur der Höflichkeit halber kurz Platz, um nach den ersten Takten von „Chiquitita“ die Ostseehalle wieder zu einer großen Tanzfläche werden zu lassen. „The winner takes it all“, „Gimme, Gimme, Gimme“, „Dancing Queen“ –es fehlte einfach an nichts. Vergessen scheinbar die Tatsache, dass es sich hier „nur“ um eine Show handelte – für diesen Abend waren es Agnetha, Annifried, Björn und Benni, die die Kieler Sparkassen-Arena verzauberten.
Grandprix-Stimmung beim Finale
Doch musikalische Klassiker und einige Special Guests – gut und schön, aber was ist ein „Abba-Konzert“ ohne den Klassiker schlechthin? Ohne den Song, mit dem Abba 1974 das Finale des Grandprix' gewann und der sie letztlich zu Weltstars werden ließ? „Waterloo“ durfte natürlich nicht fehlen und um diesen Song angemessen zu performen, warfen sich die Sängerinnen für die Zugabe in absolut identische Agnetha- und Annifried- Gedächtniskostümierung: „Agnetha“ im engen, blauen Seidenanzug mit kniehohem Schlag und „Agnetha“ in Boheme-Schick und mit Afro – grandios!
Mit „Happy new year“ verabschiedete sich die Band von einem tollen Kieler Publikum. Wer sich an diesem Freitagabend nicht in die Siebziger (zurück-)versetzt fühlte, der war wirklich selbst Schuld! Abba ist tot? Es lebe „Abba – the show“!
Thank you for the music …
Text: Anja Kühl
Fotos: Herbert Schulze