Wenn sich Familie Reimers abends um den Tisch in ihrem Haus versammelt, wird eifrig kommuniziert. Und zwar mit Mimik und Gesten, denn Vater Alexander Reimers ist gehörlos.
Mimik – jeder Mensch hat sie sich im Laufe seines Lebens angeeignet, der eine stärker, der andere weniger ausgeprägt. Für Alexander Reimers ist das Minenspiel das wichtigste Kommunikationsmittel im Alltag: Seit frühester Kindheit ist der zweifache Familienvater fast komplett gehörlos, mit Hörgerät vernimmt er minimal Geräusche.
„Mein Bruder Marc und ich gehen häufig mit meinem Vater an den Hafen, um zu segeln oder das ferngesteuerte Motorboot fahren zu lassen, da ist meine Mami meist nicht dabei. Aber wir verständigen uns problemlos“, sagt der 12-jährige Kevin Reimers, der wie sein Bruder nur ein bisschen die Deutsche Gebärdensprache (DGS) beherrscht. Wichtig in der Kommunikation zum Vater ist, dass Mimik und Gestiken deutlich sind und dass es hell genug ist, sie zu sehen. Ein Vollbart oder romantisches Kerzenlicht sind für Gehörlose störend.
Denn Vater Alexander hört mit den Augen. Spricht sein Gegenüber langsam und deutlich genug, kann er den größten Teil des Gesagten sogar von den Lippen lesen. Durch den fehlenden Hörsinn sind Gehörlose umso aufmerksamer, erblicken früher Dinge als Hörende oder nehmen Gerüche intensiver wahr. „Mein Mann fährt tatsächlich besser Auto als ich, da er stets voll konzentriert ist“, sagt Petra Reimers lächelnd, die nicht nur perfekt Gebärdensprache beherrscht, sondern sogar DGS-Dolmetscherin beim Gehörlosen-Verband Schleswig-Holstein und manchmal auch zu Hause ist: „Wenn es schnell gehen muss.“.