Das Riesenprojekt „Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen an deutschen Hochschulen“ sorgte in den letzten Jahren auch außerhalb der Unis für viel Aufmerksamkeit. Neue Vokabeln wie „Modularisierung“ und „Credit Points“ etablierten sich, aber auch von „Bulimie-Lernen“ und überforderten, unzufriedenen Studenten war zu hören. Seit 2008 führt die CAU jedes Jahr Umfragen zur Studiensituation durch. Die Ergebnisse von 2010 sind jetzt da.
Bei der dritten Bachelorbefragung im Sommersemester 2010 nahmen 3.415 der etwa 8.000 Bachelor-Studierenden teil. Die Umfrage ergab, dass die Arbeitsbelastung der Kieler Studenten weniger hoch ist, als nach der Reform des Bologna-Prozesses befürchtet. Konkret: Weniger als ein Drittel der Studierenden investieren in der Vorlesungszeit mehr als 40 Stunden pro Woche fürs Studium. Damit liegt die Mehrzahl der Kieler Bachelorstudenten innerhalb des Richtwerts, der sich aus den Vorgaben des Bologna-Prozesses, der Konferenz zur Schaffung eines einheitlichen Europäischen Hochschulraums, ergibt.
Nach den formellen Statuten gibt es also keine Überbelastung. Über das subjektive Empfinden der Studenten mit der neuen Form der Arbeitsbelastung nach der Bologna-Reform macht die Befragung jedoch keine Angaben. Fragen zu eventuellen psychischen Probleme oder persönlich empfundener Überbelastung der Studierenden waren bis jetzt noch nicht im Fragenkatalog enthalten. Genau dieser Punkt soll in den nächsten Jahren aber auch einen Platz in den Umfragen finden.
„Uns ist die Meinung der Studenten sehr wichtig“, betont Vizepräsident Professor Frank Kempken. Die Christian-Albrecht-Universität zu Kiel setzt mit den jährlichen Befragung neue Standards in Sachen Qualitätsmanagement – bundesweit war sie die erste Uni, die Umfragen dieser Art durchführte. Im Moment sind ähnliche Befragungen für die Masterstudiengänge in Planung.
Einige Maßnahmen, die auf Basis der Umfrage-Ergebnisse von 2008 und 2009 umgesetzt wurden, zeigen bereits Wirkung. So wurde zum Beispiel der Prüfungszeitraum am Ende des Semesters von einer Woche auf zwei Wochen verlängert, infolgedessen stuften die Studierenden die Prüfungsorganisation jetzt positiver ein als in den vergangenen Jahren. Trotzdem stellt der eng geschnürte, stressige Prüfungszeitraum für sie immer noch das größte Problem dar. Dort bedarf es also noch weiteren Verbesserungen.
Aktuelle Überlegungen zur Optimierung des Studiums liegen vor allem im Bereich des Beratungspersonals an den Fakultäten. Freundliche und kompetente Auskunft zum Studium durch engagierte Mitarbeiter, die sich auf die individuellen Probleme der Studierenden konzentrieren, sollen in Zukunft den Studienverlauf erleichtern. Außerdem sollen verstärkt Möglichkeiten für Auslandssemester sowie mehr Wahlmöglichkeiten geschaffen werden. Durch zukünftige Bewertung von Lehrveranstaltungen durch Studenten, sollen auch Vorlesung und Seminare optimiert werden.
In Vorbereitung auf die Überarbeitung der Bachelorstudiengänge im Jahr 2012 findet am 20. Dezember ein Treffen statt, bei dem Professoren und Studierenden gemeinsam über weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Studienqualität diskutieren werden.
Die Gründe für die Wahl Kiels als Studienort hatten übrigens absolut nicht mit dem Bachelorsystem zu tun. 72 Prozent der Studierenden geben „keine Studiengebühren“ als Grund an, weitere Motivationen waren „Nähe zur Heimat“ und „attraktive Umgebung“. Mit der jährlichen Umfrage der CAU hat die Uni Kiel also die Chance, auch eine besonders hohe Studienqualität als weiteren, entscheidenen Faktor zu etablieren!