Schwindelerregende Höhen sind ihr tägliches Geschäft. Baumpfleger. KIELerLEBEN war bei einem Auftrag in den Wipfeln der Bäume dabei und hat sich den Vorher-Nachher-Effekt zeigen lassen.
Es ist acht Uhr morgens. Ein leichter Wind weht im Baumwipfel der Linde, die sich nicht mal hinter einem Hochhaus verstecken könnte, auf dem riesigen, leicht verwilderten Grundstück in Heikendorf. Nahezu gespenstisch dunkel ist es hier oben – so dicht ist das Geäst des circa 150 Jahre alten Baumes. Spielend leicht klettert Angela über die dicken Äste, natürlich immer durch mehrere Seile in den unterschiedlichsten Farben gesichert, sodass sie auf keinen Fall runterfallen kann. Kurz vor der Spitze macht sie Pause. Von hier aus kann sie bis zum Meer sehen.
Angela Eicke ist Baumpflegerin bei der Firma Pflanzen und Pflegen Kühlmann und liebt ihren Beruf. Angst vor der Höhe hatte sie dabei noch nie: „Ich bin schon als Kind gern auf Bäume geklettert. Natürlich hat man einen gewissen Respekt, aber durch diesen ist man aufmerksamer”, erzählt die 26-Jährige. Fast jeden Tag ist Angela in diesen Höhen, für sie ist das Normalität.
Drei große Bäume müssen auf dem Gelände in Heikendorf gestutzt werden. Dieses ist gerade frisch verkauft worden, und die neuen Besitzer wollen hier ein Haus bauen. Mit Bedacht haben sie sich gegen eine Rodung entschieden, um die alten Bäume zu erhalten. Jedoch hängen die großen schweren Äste auf die angrenzende Straße sowie das Nachbargrundstück. Außerdem sind sie so dicht bewachsen, dass dies bei einem Sturm gefährlich werden könnte.
Natürlich macht Angela diesen Job aber nicht allein. An ihrer Seite ist ihr Kollege Henning Jahn sowie Annika Brenning, Simon Bertsch und Jens Scheunemann von Astrein Baumpflege, die oftmals zusammenarbeiten, wenn es solche großen Aufträge gibt. Natürlich wird dabei nicht einfach irgendwas abgeschnitten, beim Baumpflegen müssen viele Dinge beachtet werden. „Um Bäume auch über Generationen hinweg gesund und vital zu erhalten, ist es wichtig, von Zeit zu Zeit abgestorbene Äste, die wir Totholz nennen, zu entfernen und eventuell Korrekturen am Wuchs zum Beispiel durch Beschneidungen oder Anbinden vorzunehmen”, erzählt die braunhaarige Baumpflegerin. „Das sieht nicht nur besser aus und erleichtert den Baum, so vermindern wir auch die Gefahr von herabfallenden Ästen bei Sturm. Natürlich schneiden wir auch Rankpflanzen weg, die den Baum behindern.”
Während Annika und Simon bei der großen Linde beginnen, steigt Angela zusammen mit Jens in die Buche. Dafür zieht sie zunächst ihre Kletterausrüstung, bestehend aus einer Art schwarzem Handwerkergürtel mit Schlaufen, schwarzen Handschuhen und einem knallroten Helm, an. Dann wirft sie ein Seil, an dessen vorderem Ende ein roter Wurfbeutel befestigt ist, in den Baum, sodass das Seil über einem Ast liegt. Dieses befestigt sie dann mit der unteren Seite an dem dicken Stamm, verbindet damit ihren Gürtel und klettert – ihren Fuß in einer silbernen Klemme, die auch gut in einen James-Bond-Film passen würde – nach oben. Dabei nutzt sie die dicken Äste, um sich daran hochzuziehen. Henning bleibt unten, um dort die herunterfallenden Äste zusammenzusuchen und zu schreddern. Angela ist schnell. Mit gekonntem Auge schneidet sie die kleineren Äste ab, bei denen sie merkt, dass sie nicht mehr leben. Für die großen Äste lässt sie sich von Henning eine Motorsäge an einem Seil befestigen, die sie dann nach oben zieht.
Jens Scheunemann beim Absägen eines großen Astes
In schwindelerregender Höhe sägt sie die dickeren Äste ab. Mit einem gewaltigen Krach knallt der Ast den Baum herunter, bleibt jedoch in weiter unten hängenden stecken. „Das ist eine große Gefahr für die Leute, die als Bodenmann arbeiten”, erklärt Henning, während er ein paar kleinere Äste zusammenharkt und stapelt. „Irgendwann schaut man nicht nach oben, und schon fällt der Ast runter, weil er sich gelockert hat. Durch die Helme werden wir aber geschützt.”
Zwei Tage sind die fünf mit den drei Bäumen beschäftigt, schneiden die toten Äste ab und stutzen die Bäume. Diese sehen danach viel luftiger aus, und das Gefühl entsteht, dass der Baum sich wieder der Sonne entgegenreckt. So, als wäre er glücklich, von seinen Altlasten befreit worden zu sein.
Baum vorher und nach der Bearbeitung
Welche Vorteile hat Baumpflege?
- Baumpflege ist eine sinnvolle, schonende Alternative zum drastischen Kahlschnitt eines Baumes.
- Alte Bäume verlieren an Kraft und müssen zurückgeschnitten werden, um ihre Lebensdauer zu verlängern.
- Die Gefahr von herabfallendem Torholz ist speziell beim Sturm groß.
- Der Luftwiederstand auf den gesamten Baum reduziert sich bei starken Winden, was ihn vor Brüchen in wichtigen Ästen bewahrt.
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Pflanzen und Pflegen
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Baumpfleger in Aktion unter www.youtube.de/kielerlebentv