Patrik Borger ist ein echter Kieler, hat sich durch Jugend- und Herrenmannschaften von Fortuna Stampe, Suchsdorfer SV, TSV Kronshagen und TSV Altenholz gespielt. Irgendwie führte ihn der Weg über den Regionalligisten VfR Neumünster zum FC St. Pauli, wo er sich vom Torwart der zweiten Mannschaft zur Nummer eins der 2.-Liga-Mannschaft mauserte und auf 27 2.-Liga-Spiele kam. Seit langem wohnhaft in Kiel, muss Patrik am Freitag mal nicht auf die A7, um anschließend Fußball zu spielen.
KIELerLEBEN.de sprach mit Patrik Borger über seinen auslaufenden Vertrag, ein legendäres DFB-Pokal-Spiel gegen den FC Bayern München und Holstein Kiel. KIELerLEBEN.de: Du warst länger an der Hand verletzt, bist jetzt seit einiger Zeit wieder fit, standest zuletzt aber trotzdem nur einmal beim FC St. Pauli II zwischen den Pfosten. Wie ist der aktuelle Stand um deine Person bei St. Pauli? Patrik Borger: (lachend) Eigentlich bin ich fit, aber durch die Verletzung muss ich mich erstmal wieder hinten anstellen. Ist alles ein bisschen unglücklich verlaufen, dass mir gerade zu Beginn der Saison so etwas passiert, aber ich habe es bis jetzt immer von ganz unten wieder nach oben geschafft, also werde ich es diesmal auch wieder schaffen. Dein Vertrag läuft nach dieser Saison aus. Gab es schon Gespräche über deine Zukunft im Verein? (lacht) Das fragt mich jeder. Das Problem im Fußball ist, dass sich im Winter alle Gedanken darüber machen, wie die Mannschaft aussehen könnte. Dann überlegen die Verantwortlichen, was man machen kann und wen will man unbedingt verlängern. Ich sag mal so: Ich komm' aus Kiel. Holstein Kiel ist in der Nähe, aber ich fühl mich auch sauwohl bei St. Pauli. Ich würde da schon gerne bleiben, aber man muss immer sehen, was kommt oder was man machen kann. Da muss das ganze Paket passen - Liga, Mannschaft, Team, Umfeld. Aber im Augenblick hab ich mit niemanden Kontakt und konzentriere mich auf das Fußballspielen. Aber du könntest dir anscheinend schon vorstellen, mal für Holstein Kiel zu spielen? Ich hab mal in der B-Jugend und zweiten Mannschaft von Holstein gespielt und verfolge die Geschehnisse um den Verein auch. Ich bin ja fußballinteressiert, geh auch manchmal zu den Spielen. Vorstellen kann ich mir das schon. Der FC St.Pauli ist ja DER Kultverein überhaupt. Bekommt man das als Spieler so mit, und wie nimmst du das wahr? Ja, man hat das ganz besonders mitbekommen, als wir dritte Liga gespielt haben. Da kommen trotzdem so viele Menschen ins Stadion, und auch die Presse macht einen wahnsinnigen Hype um den Verein. Obwohl man nur dritte Liga gespielt hat, haben sich die Leute um die Karten gerissen. Und dass die Fans, auch wenn sie es vielleicht nicht gerne hören wollen, anders sind als manch andere, bekommt man als Spieler natürlich auch mit. Mit 30 Jahren kommst du jetzt ins beste Torwartalter, welche Ziele hast du noch für deine Karriere als aktiver Fußballer? Es hört sich immer doof an, aber eigentlich hab ich alles geschafft, was ich wollte. Ich hab zweite Bundesliga für St. Pauli gespielt, das ist schon mehr als ich je erwartet habe. Zuvor bin ich den Landesligen hier in Schleswig-Holstein immer so rumgedümpelt, aber natürlich würde ich auch gerne mal ein Spiel in der ersten Bundesliga bestreiten. Wir haben ja mal gegen Bayern München gespielt – es wäre schon ein Traum gewesen, Oliver Kahn gegenüberstehen zu haben, aber der war zu diesem Zeitpunkt leider gesperrt. Ein anderer Traum wäre mal, im Ausland zu spielen, weil man sonst vielleicht nicht dazu kommt. Wenn man einen Zwei-Jahres-Vertrag unterschreibt, dann ist das zwar eine absehbare Zeit, aber dennoch anders, als wenn man sagt, man fährt zwei Wochen irgendwo in den Urlaub. Es gab da ja mal so einen kleinen Patzer von dir in einem sonst fehlerfreien DFB-Pokalspiel - ausgerechnet gegen Bayern München,. Wirst du da noch häufig drauf angesprochen? (lacht) Es sprechen mich tatsächlich noch viele Leute darauf an, aber das ist auch gut so. Durch diesen Patzer bin ich bekannter geworden, aber es ärgert einen natürlich schon noch. Aber das ist das Schicksal eines Torhüters. Du kannst 90 Minuten super halten, aber wenn du diesen einen blöden Fehler machst, bist du doch irgendwie der Arsch. So was gehört aber dazu, und ich bin glücklicher darüber, dass wir in der Saison mit dem Verein aufgestiegen sind, als gegen den FC Bayern München zu gewinnen. Vor 60.000 Menschen auf der Reeperbahn den Aufstieg zu feiern, war weitaus größer, als irgend so ein Pokalspiel in der ersten Runde. (Anm. der Redaktion: Am 9. September 2006 brachte der FC St. Pauli den FC Bayern München im DFB-Pokal an den Rande einer Niederlage. Doch ausgerechnet der bis dahin überragend haltende Patrik Borger lenkte eine Flanke in der 105. Minute beim Stand von 1:1 mit der rechten Hand ins eigene Netz und besiegelte damit den 2:1-Sieg der Bayern.) War das Spiel trotzdem der Höhepunkt deiner bisherigen Karriere? Im ersten Moment schon, weil es mein zweites Spiel überhaupt für St. Pauli war. Aber es folgten auch noch andere Spiele, die besonders waren, nur leider nicht so im Fokus standen. Wir haben gegen den 1. FC Köln in der zweiten Liga vor 40.000, 50.000 Zuschauern gespielt. Das war auch schon atemberaubend in so einer Arena zu spielen. Also da gibt es schon einige Höhepunkte. Gab es schon mal Kontakte zu Holstein Kiel? Ja, aber nicht so, dass man sich an den Tisch gesetzt und über einen Vertrag geredet hat. Man kennt sich untereinander, aber mehr auch nicht. Du hast gesagt, du würdest gerne mal im Ausland spielen – wenn du jetzt die Entscheidung hättest zwischen Ausland und Holstein Kiel, wofür würdest du dich entscheiden? Dann würde ich wohl eher sagen Holstein Kiel, weil der Aufwand nicht so hoch wäre. Ich wohne hier in Kiel, aber es ist dennoch schwer zu sagen. Wirst du Freitag beim Spiel gegen Holstein Kiel auflaufen? Ich geh davon aus, dass ich mindestens eine Halbzeit spiele. Wird Freitag ein besonderes Spiel für dich, weil eventuell auch viele Freunde und Bekannte von dir da sein werden? Wir haben schon vor drei, vier Jahren gegen Holstein Kiel in der Regionalliga gespielt, da war das Haus ausverkauft und es war ein Rückspiel. Das ist natürlich schon was anderes. Bei so Freundschaftsspielen ist es nicht immer leicht, sich zu motivieren, aber ich freue mich trotzdem auf das Spiel am Freitag. Dein Tipp für das Spiel? (überlegt lange) 2:0 für uns, weil ich natürlich auch keinen Ball rein bekommen möchte. Das Interview führte Julia Borrmann