Holstein Kiel ist auf dem besten Weg den Fehlstart mit drei Niederlagen in die 3. Liga vergessen zu machen. Nach dem ersten Saisonsieg gegen Werder Bremen II wurde auch das nächste Spiel bei den Offenbacher Kickers gewonnen. Durch 3:2 Auswärtserfolg flogen die Störche nicht nur auf den elften Tabellenplatz, sondern zeigten dazu ungeahnte Tugenden.
KSV-Coach Falko Götz schenkte der gleichen Elf vom Spiel gegen Werder Bremen II das Vertrauen und ließ den wiedergenesenen Marco Stier überraschend auf der Bank.
Holstein ging mutig in die Partie und versuchte offensiv gegen die Heimelf zu verteidigen. Die erste Viertelstunde verlief gefällig, aber ohne nennenswerte Torchance auf beiden Seiten, aber es gelang den bislang ungeschlagenen Offenbachern nicht die gewünschte Spielkontrolle zu erarbeiten. Nach 20 Minuten hielten 7.500 Zuschauer erstmals den Atem an: Vujcic hatte sich auf der Außenbahn gut durchgesetzt, Francky Sembolo aus kurzer Distanz ins Offenbacher Tor geköpft, doch Schiri Valentin gab den Treffer zurecht aufgrund einer Abseitsstellung nicht. Nach dieser ersten gefährlichen Aktion im gesamten Spiel wurde Offenbach stärker. Sturmtank Suat Türker jagte den Ball im Fallen über das Tor (26.), Sebastian Rode (28.) verzog ebenfalls aussichtsreich. Offenbach verzweifelte bis kurz vor der Pause an der Holstein-Abwehr, bis eine Flanke von Laux noch abgeschfälscht vor den Offenbacher Verteidiger Marko Kopilas durchrutschte und dieser zum glücklichen 1:0 einköpfen konnte (44.). Im direkten Gegenangriff klärte Wulnikowski noch überragend einen Schuss von Kevin Schulz und einen Kopfball von Fiete Sykora, dann gab es die Pausenzitrone. Die 150 mitgereisten Holstein-Fans waren trotz des Rückstandes weiter guter Dinge, da sich Holstein mutig und zweikampfstark präsentiert hatte.
Der zweite Durchgang hätte besser nicht beginnen können: Holstein setzte sich minutenlang in der Offenbacher Hälfte fest, bis der Ausgleich fiel. Nach zwei geklärten Ecken arbeitete sich Jürgensen, wie in der Vorwoche gegen Bremen prima auf außen durch, flankte präzise in die Mitte, wo Sykora den Scheitel hinhielt und per Kopf das 1:1 markierte. Jetzt hatte Holstein den passenden Rückenwind und arbeitete weiter. Einem Offenbacher Angriff folgte im Gegenzug die erstmalige Führung für Holstein. Wulnikowski faustete einen Freistoß aus dem 16er, wo Michael Holt lauerte und den Ball über Wulnikowski hinweg ins leere Tor schoss (57.). 2:1 – erneut war Michael Holt der Wegbereiter zu drei Holstein-Punkten. Doch Kickers Offenbach fand zurück ins Spiel, das nun zwei ebenbürtige Mannschaften bot. Tolle Kombination von Mesic zu Zinnow, der aus fünf Metern am langen Pfosten nur noch zum 2:2 Ausgleich in der 65. Minute einschob. Das Spiel war jetzt voll in Fahrt gekommen und mit guten Gelegenheiten auf beiden Seiten: Sembolo für Holstein und bis zur 80. Minute gleich mehrfach Suat Türker und Mirnes Mesic für Offenbach (mit Pfostenschuss) brachten das Leder aber nicht im Tor unter. Die heiklen letzten zehn Minuten begannen, und erste Holstein-Fans erinnerten sich an die ersten drei Saisonspiele, in denen Holstein gerade zum Ende nicht mehr die nötige Konzentration hatte, um Entscheidendes zu leisten. Anders in Offenbach: In der 83. Minute führte Tim Jerat gedankenschnell einen Freistoß aus 24 Metern zum 3:2 Auswärtssieg aus und sorgte mitten in der Offenbacher Drangphase für den verdienten Spielausgang.
Trainer Falko Götz hatte in den ersten Wochen immer von einem Entwicklungsprozess seiner Mannschaft gesprochen, der nun offensichtlich Früchte trägt. Zeigten sich die Holsteiner in den ersten Partien in den Zweikämpfen zu wenig präsent, in der Rückwärtsbewegung naiv und im Torabschluss zu unkonzentriert, so belegten sie in Offenbach das Gegenteil: Robust im Körperspiel, mit viel Laufbereitschaft samt konzentriertem Umschalten von Angriff auf Abwehr und der nötigen Ruhe auch zum Ende des Spiels, nahm Holstein Kiel verdient drei Punkte aus Hessen mit und trifft in der kommenden Woche im Holstein-Stadion auf den Tabellenzehnten FC Ingolstadt.
Kickers Offenbach: Wulnikowski – Huber, Hysky, Kopilas, Schutzbach – Haas, Pfingsten-Reddig – Zinnow, Rode, Laux – Türker.
Holstein Kiel: Frech – Lamprecht, Boy, Müller, Jürgensen – Vujcic, Jerat, Holt, Schulz – Sembolo, Sykora.
Tore: 1:0 Kopilas (43.), 1:1 Sykora (52.), 1:2 Holt (57.), 2:2 Zinnow (65.), 2:3 Jerat (83., direkter Freistoß)