Vom 17. bis 20. Mai veranstaltet die Islamische Hochschulgemeinde Kiel (IHg) unter dem Slogan „Entdecke den Islam“ eine Reihe von Vorträgen und Podiumsdiskussionen mit Akademikern und Politikern. Unter anderem werden der Islamunterricht an deutschen Schulen und die „Islamophobie“ thematisiert.
Obwohl die Zahl der muslimischen Studenten von Jahr zu Jahr steigt, leben die meisten von ihnen in relativer Anonymität. Im Mai 2009 gründeten acht Studenten der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel die Islamische Hochschulgemeinde (IHg Kiel).
Sie alle sind gebürtige Deutsche mit unterschiedlichem Migrationshintergrund und studieren unterschiedliche Fachrichtungen. Ihre Gemeinsamkeit liegt in ihrem muslimischen Glauben. Ihr Ziel: Als Repräsentanten der muslimischen Studenten wollen sie den interkulturellen und interreligiösen Dialog fördern und zugleich Ansprechpartner für ihre Mitstudenten sein.
Eine von ihnen ist die deutsche Mounira Ghribi. Sie studiert Islamwissenschaften und Pädagogik und steht kurz vor ihrem Bachelor-Abschluss. Die 24-Jährige hat das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden der IHg übernommen. Aber nicht nur hier engagiert sie sich ehrenamtlich. Sie ist außerdem Frauenbeauftragte der Islamischen Religionsgemeinschaft Schleswig Holstein (Schura), mit der die IHg zusammenarbeitet, und gibt islamischen Religionsunterricht in einer Kieler Moschee. Nebenher schreibt sie für die Hochschulzeitung Der Albrecht und arbeitet als Hausaufgabenbetreuung.
„Wir stehen für positive Integrationsbeispiele und möchten Jugendlichen Mut machen, ihren muslimischen Glauben mit der deutschen Kultur zu verbinden“, erzählt Mounira. „Ich finde es schade, dass immer nur die Probleme von Integration in den Vordergrund gestellt werden. Vorurteile findet man bei beiden Kulturen und diesen möchten wir entgegenwirken.“
Auch Mounira selbst hatte mit Vorurteilen zu kämpfen. Seit ihrem 18. Lebensjahr trägt sie Kopftuch. „Ich habe fast ein Jahr ununterbrochen überlegt, ob ich ein Kopftuch tragen soll oder nicht. Ich war mir unsicher, wie mein Umfeld reagieren würden.“ Ihr tunesischer Vater und ihre deutsche Mutter haben ihr alle Entscheidungen den Glauben betreffend immer frei überlassen. Ihre Familie unterstütze Mounira, dennoch musste sie sich auch oft rechtfertigen. Auch aufgrund der eigenen Erfahrungen liegt ihr dieses Projekt sehr am Herzen.
Als Vorbild nahmen sich die Studenten die IHg Hamburg. Diese gab ihnen Tipps für den Start ihrer Vereinigung. Der erste Schritt war es, eine Satzung zu erstellen und einzureichen. Auch die Finanzierung war am Anfang schwer, und so wurden die ersten Kosten für Flyer und Plakate aus eigener Tasche bezahlt. Nun aber, nach gut einem halben Jahr Bestehen, konnte die IHg Kiel Sponsoren für ihre kommenden Veranstaltungen gewinnen.
Die Gründung trifft auf großen Zuspruch. „Erst vor kurzem kam die Katholische Hochschulgruppe der CAU auf uns zu und bat um einen Informationsaustausch.“ Dieser Anfrage kam die IHg gerne nach, und so machten beide Hochschulgruppen einen gemeinsamen Ausflug nach Rendsburg in die Moschee, um kulturelle Unterschiede und vor allem Gemeinsamkeiten auszutauschen. Auch in Zukunft will die IHg solche Treffen organisieren, außerdem sind Themenabende und das gemeinsame Feiern von Festtagen geplant.
Die kommenden Vorträge der „Islam-Woche“ befassen sich mit einigen der wohl meist diskutierten Themen in Deutschland. Eingeladen sind alle, die Interesse an den Themen haben.
Montag, 17. Mai 2010, 18 Uhr: „Warum ich kein Kopftuch trage?“ (Selma Öztürk)
Dienstag, 18. Mai 2010, 18 Uhr: „Sinnbild für Integration? Islamunterricht an deutschen Schulen“ (Dr. Ali Özgür Özdil)
Mittwoch, 19. Mai 2010, 18 Uhr: „Islamophobie? Das Islambild in den Medien“(Sabine Schiffer)
Donnerstag, 20. Mai 2010, 20 Uhr: Filmabend über Muhammad Assad – „Der Weg nach Mekka“
Kay Obieray