Vier Jahre ist es her, dass das letzte Mal "richtiger" Schnee lag. Doch seit kurz vor Weihnachten ist der Winter wieder in Kiel eingekehrt und hat dem nordischen Nieselwetter für einige Zeit den Rang abgelaufen. Zwar ist Schnee hübsch anzusehen, doch zuviel des Guten ist schlecht für Kiels Straßen. KIELerLEBEN.de war zu Besuch bei der Straßenmeisterei Klausdorf und hat nachgefragt. Zum Beispiel, was der Winterdienst eigentlich im Sommer macht.
Michael Dibbern hat Bauingenieurwesen studiert, anschließend eine technische Beamtenausbildung angehängt.
Heute leitet er die Straßenmeisterei Klausdorf und ist Vorgesetzter von 23 Mitarbeitern, die dafür sorgen, dass die Straßen um Kiel herum verkehrssicher sind. Im Westen reicht die Zuständigkeit im Osten bis nach Lütjenburg, Engelau, Preetz im Süden, Groß Vollstedt und Achterwehr in westlicher Richtung, Gettorf im Nordosten und Altenholz im Norden Kiels. "Sowohl alle vierstreifigen Straßen der B76, der B503 mit den Anschlussstellen und dem Zubringer in die Wik als auch die zugehörigen Brücken werden von uns in Stand gehalten", erklärt mir Michael Dibbern. Insgesamt sind es 380 Streckenkilometer, plus 230 Kilometer Radwege, um die sich die 23 Männer kümmern.
Während wir uns über die Arbeit der Straßenmeisterei unterhalten, sind acht Fahrzeuge, seit Samstagnachmittag schon, im Dauereinsatz. Jeder Wagen hat seine feste Route. Zweieinhalb bis drei Stunden dauert das einmalige Abfahren der festgelegten Straßen: "Wenn Schnee fällt, muss nach einer Tour die ganze Strecke ein weiteres Mal abgefahren werden", sagt Michael Dibbern. Hin und zurück, bis zu viermal am Tag - eine wirkliche Sisyphusarbeit. Sechs Tonnen Streumittel werden dabei von einem Streufahrzeug verbraucht, bei der morgendlichen ersten Tour sind das insgesamt 50 Tonnen. Gestreut wird mit Trockensalz, das aus Natriumchlorid besteht. Beim Einsatz wird es mit einer Feuchtsalzsole befeuchtet. Dieses Verfahren beschleunigt den Tauvorgang und verhindert Verluste durch Verwehung.
Natürlich haben die Mitarbeiter der Straßenmeistereien auch in der schneefreien Zeit viel zu tun. Die Aufgaben der Straßenwärter sind vielfältig: Um Verkehrssicherheit zu gewährleisten, werden Schäden wie Schlaglöcher ausgebessert, die Standfestigkeit von Bäumen überprüft und diese gegebenenfalls gefällt, Schutzplanken und Lichtsignalanlagen in Schuss gehalten. Auch die Entwässerung am Straßenrand muss funktionieren. Das und noch viel mehr beschäftigt die Mitarbeiter der Straßenmeistereien das ganze Jahr über. Ab Ende Oktober wird dann der Winterdienst vorbereitet. Die Fahrzeuge werden gewartet, die 600 Tonnen fassende Lagerhalle auf dem Gelände an der Preetzer Chaussee mit Streusalz rechtzeitig aufgefüllt und Dienstpläne geschrieben. Um die Sicherheit der Straßen zu gewährleisten, fängt die erste Schicht im Winterdienst nämlich schon tief in der Nacht an. Gegen drei Uhr morgens starten die ersten Touren, damit ab sechs Uhr die Straßen frei sind.
So wird im Schichtplan der Bereitschaftsdienst eingetragen. Anders als in den letzten Jahren wird dieser nun wirklich in Anspruch genommen. "Im Winter 2005/2006 gab es das letzte Mal wirklich viel Schnee", erzählt der Meistereileiter Dibbern. Ob sich die Mitarbeiter auf einen schneereichen Winter freuen, frage ich ihn. "Manche Kollegen schon", sagt Dibbern schmunzelnd. Das wirklich gute am Schneefall sei aber, so Dibbern, dass es eine Witterungsbedingung ist, die man sehen kann. Autofahrer können sich so entsprechend auf die Situation einstellen und angemessenes Fahrverhalten beweisen - und müssen vor allem eines beachten: Der Winterdienst kann trotz aller Bemühungen nicht immer überall sein.
Natalie Baumgärtner
Foto: Straßenwärter Manfred Struck kommt gerade von einer Räum- und Streutour wieder, um das Streugut aufzufüllen.