Vielen Menschen fehlt es oft schon am Nötigsten für sich selbst – da wird es schwer, das geliebte Haustier artgerecht zu versorgen. Hier setzt die Tiertafel an. KIELerLEBEN war zu Besuch bei der Kieler Ausgabestelle.
Mit gesenktem Blick betritt eine ältere Dame den Tiertafel-Laden in der Poststraße in Kiel-Friedrichsort. In der Hand hält sie die inzwischen leeren Tüten, die sie bei ihrem letzten Besuch bekommen hat – damals prall gefüllt mit Futter für Hund Waldi. Unsicher grüßt sie die Tafel-Leiterin Petra Büßen, die sie am Eingang freundlich empfängt und in einem Karteikasten die zugehörige Kundenkarte heraussucht.
So wie der Dame geht es vielen, die das Angebot der Tiertafel in Anspruch nehmen – gerne kommt niemand her, bettelt um Essen für die pelzigen Gefährten, die nicht leiden sollen. Doch ihnen bleibt meist keine andere Wahl. Durch plötzliche Arbeitslosigkeit oder Krankheit haben sie gerade genug für sich selbst. „Viele Tiere landen im Tierheim, weil sich ihre Besitzer nicht mehr um sie kümmern können – das wollen wir verhindern!“, erklärt Petra Büßen. Sie weiß: Ob Hund, Katze, Hamster oder Wellensittich, jedes Tier ist für seinen Besitzer wie ein Familienmitglied. Deshalb unterstützt das Team der Tiertafel, wo es kann: mit Futter, Streu und gerne auch mal mit größeren Dingen wie Käfigen, Leinen, Spielsachen oder Transportboxen. „Oft bekommen wir allerdings nicht genug Spenden, um auf alle Bedürfnisse eingehen zu können, das ist sehr traurig“, ergänzt Petra Büßen.
Tafel-Leiterin Petra Büßen
Nur wenige Supermärkte, Fleischereien und Tierläden bringen regelmäßig Futterspenden vorbei. Ein paar private Spender helfen mit Futter oder Geldbeträgen, die meist in Spezialnahrung investiert werden. Alle Spenden werden genau katalogisiert – alles, was reinkommt, und auch das, was verteilt wird. Die transparente Buchführung findet sich auch in der Organisation der Kunden wieder, die in einem Karteikartensystem geführt werden. „So geht es gerecht zu, und wir haben einen Überblick, wer wann hier war und was bekommen hat“, erklärt Petra Büßen. „Außerdem werden in den Karteikarten besondere Essverhalten oder Krankheiten der Tiere vermerkt.“ Damit alles mit rechten Dingen zugeht, müssen die Besitzer regelmäßig eine Bescheinigung über ihre Erwerbslosigkeit vorlegen und bei ihrem ersten Besuch tierärztliche Nachweise über die Haustiere mitbringen. Maximal vier Tiere pro Besitzer werden von der Tiertafel aufgenommen, die Futtermenge richtet sich nach Anzahl und Größe der Tiere.
Heute ist vom Futterhaus und einer Privatspende vor allem Trockenfutter für Katzen und Hunde gekommen. „Schade“, bemerkt Angelika Süß, die sich seit der Öffnung der Kieler Tiertafel im April ehrenamtlich engagiert. „Nassfutter haben wir immer am wenigsten.“ Das Futter wird nach Besonderheiten sortiert und an die Kunden nur in neutralen Tüten verteilt. „So traurig das ist, aber so verhindern wir, dass das Futter weiterverkauft werden kann“, erklärt Jennifer Sandner. Die Referendarin ist auch der Kassenwart des gemeinnützigen Vereins.
„Wir würden uns sehr freuen, wenn mehr Menschen sich bewusst machen würden, dass Tiere mit ihren Herrchen in Armut leben“, sagt Petra Büßen. „Alle Spenden, die hier ankommen, ob Futter- oder Geldspenden, kommen zu 100 Prozent den Tieren zugute! Wir setzen uns ein, damit Tierliebe kein Luxus ist.“
Wie kann ich helfen?
Geldspenden:
Kontoinhaber: Tiertafel Deutschland e.V.
Kontonummer: 3772852
Deutsche Bank
Bankleitzahl: 120 700 24
Verwendungszweck „Spende Kiel“
Sachspenden:
Direkt vorbeibringen im Tiertafel-Laden in der Poststraße 1 in Kiel-Friedrichsort oder an der Sammelbox im Futterhaus in Raisdorf.