Jürgen Festersen, Historiker von Beruf und aus Leidenschaft, informiert monatlich über Kiels vielfältige Geschichte. Im Oktober thematisiert er das Arbeitserziehungslager Nordmark.
Ein trauriges Kapitel in Kiels Geschichte ist das am südwestlichen Stadtrand gelegene Arbeitserziehungslager Nordmark. Mit dem Bau begannen Zivilarbeiter und Häftlinge im Juni 1944. Am 4. Mai 1945 wurde das Lager durch die Briten befreit. Man schätzt, dass 5.000 Menschen inhaftiert waren und mindestens 578 von ihnen ums Leben kamen. Die Häftlinge kamen zu zwei Drittel aus der Sowjetunion und Polen und wurden zu Bunkerbau, Träumerräumung oder Zwangsarbeit eingesetzt. Wer sich wehrte, wurde misshandelt oder erschossen. Gegen Kriegsende flohen die Wachmannschaften und ließen das Lager zurück. Ab 1948 wohnten auf dem Gelände Flüchtlinge. Die Baracken wurden in den 60ern abgerissen. Gedenksteine erinnern heute an dieses unrühmliche Kapitel der Kieler Geschichte.