Seit fast drei Jahren ist Janet Sönnichsen die Bürgermeisterin unserer schönen Stadt und das sehr gern. Schließlich gibt es hier viel Schönes und Lebenswertes – und noch so manches zu bewegen. Was ihr gefällt, was sie vorhat, wie sie auf die Stadt blickt: RENDSBURGerleben hat gefragt.
Sehr geehrte Frau Sönnichsen, lassen Sie uns kurz zurückblicken: Wie war Ihr Rendsburg-Jahr 2023? Woran werden Sie sich am liebsten erinnern?
Es sind viele Begegnungen und Gespräche in Schulen, KiTas, auf dem Rendsburger Herbst oder einfach auf dem Wochenmarkt, an die ich mich wirklich gern erinnere. Insgesamt war 2023 nach Corona ein Jahr, in dem Menschen endlich wieder „normal“ zusammenkamen. Wir haben viele Jubiläen und Geburtstage feiern können; Veranstaltungen wie Rendsburger Herbst, SH Netz Cup, aber auch NORLA und Rendsburg VereinT waren sehr gut besucht, und auch neue Angebote, wie das Sportprogramm und die Sportbox im Stadtpark oder der Pumptrack auf dem Paradeplatz brachten viele Menschen in Bewegung.
Das Kulturfestival KuRD auf dem Schiffbrückenplatz lockte ebenfalls viele Menschen und war bestes Zeugnis unserer lebendigen Kulturszene. Ganz persönlich denke ich gern an das Seifenkistenrennen zurück, das wir zum ersten Mal während des Rendsburger Herbstes organisiert haben. Auch wenn ich knapp gegen meinen Amtskollegen aus Rathenow verloren habe, hatten wir genauso viel Spaß wie die vielen Kinder, die mit ihren Seifenkisten dabei waren.
Toll entwickelt hat sich die Rendsburg Tourismus und Marketing (RTM). Aus der Tourist Information machte sie die Rendsburg Information, die für Touristen genauso wie für Rendsburger*innen da ist. Neue Formate wurden erarbeitet, demnächst gibt es eine Stadtführung in Form einer Escape-Tour – ich bin gespannt!
Hier spüre ich einen neuen Schwung, der auch unterstützt wird durch das Innenstadtförderprogramm. Damit können viele tolle kleine und größere Projekte und Initiativen unterstützt werden, z. B. der Pumptrack auf dem Paradeplatz, die Schwebefähren-Hüpfburg, die Familienwerkstatt, Music for friends im Onno und auch die Bürgerhütte, die wir in diesem Jahrzum ersten Mal jetzt auf dem Weihnachtsmarkt bereitstellen.
Bewegt hat sich auch einiges im Rathaus – der Tag der offenen Tür bot allen Bürger*innen die Möglichkeit, sich ein Bild von der Vielfalt der Aufgaben zu machen, die wir in der Verwaltung bewegen. Der Blitzschalter im Bürgerbüro z. B. führt dazu, dass Wartezeiten erheblich verringert wurden. Und nach der Kommunalwahl im Mai hat sich eine neue Ratsversammlung gefunden.
Große Projekte der Stadt wie Herderschule und KiTa Butterberg sind sehr gut vorangekommen oder sogar fertig gestellt, die Vermarktung der Grundstücke in der ehemaligen Eiderkaserne ging endlich an den Start und so nimmt der neue Stadtteil Neuwerk-West nun Gestalt an.
Weitere Planungen schreiten ebenfalls voran – auch die Feuerwache! An der Feuerwache arbeiten wir alle Hand in Hand, sowohl Stadtverwaltung, Politik und Feuerwehr mit ganz viel Herzblut – das hat unsere Freiwillige Feuerwehr, die immer da ist, wenn Menschen in Not sind, mehr als verdient.
2024 steht ganz im Zeichen des 825. Stadtjubiläums
Wenn Sie auf die Stadt 2024 blicken, worauf freuen Sie sich besonders? Gibt es Projekte, die Sie vor allem vorantreiben wollen?
2024 steht ganz im Zeichen des 825. Stadtjubiläums, das wir mit vielen verschiedenen Veranstaltungen und Aktionen das ganze Jahr über feiern wollen. Vom 7. bis 9. Juni feiern wir das Stadtjubiläum mit einem Bürgerfest auf dem Paradeplatz und im Stadtseegelände. Dazu laufen die Planungen aktuell auf Hochtouren.
Im Juli wird es dann international: Die Europäischen Jugendspiele feiern wir mit unseren Partnerstädten. Von Lancaster über Rathenow bis Haapsalu, von Aalborg bis Vierzon erwarten wir insgesamt 700 bis 800 Jugendliche, die sich dann in sportlichen Wettkämpfen miteinander messen. Zusätzlich arbeiten sie an einem kulturellen Projekt, das gemeinsam aufgeführt wird. Es ist ein großer Kraftakt für alle Beteiligten jetzt in der Vorbereitung, aber mit Sicherheit ein unvergessliches Erlebnis für uns alle. Und ganz nebenbei wird das europäische Miteinander gestärkt, ein Nebeneffekt, der bei den aktuellen Ereignissen in Europa nicht zu unterschätzen ist.
Im Rathaus werden wir die Digitalisierung weiter voranbringen; die elektronische Wohnsitzanmeldung steht als nächstes an. Die Feuerwache hat oberste Priorität und gemeinsam mit der Politik arbeiten wir an einer Grundlage, mit der wir Eigentümer von Immobilien bewegen können, gegen den Leerstand aktiv zu werden. Der Eingangsbereich unserer Museen im Kulturzentrum wird Anfang des Jahres in neuem Glanz erstrahlen und der Altstädter Markt wird im Laufe des Jahres 2024 sein neues Gesicht bekommen. Im Spätsommer begehen wir dann unseren Rendsburger Herbst auf einem frisch sanierten Altstädter Markt.
Bei all dem Gegenwind, den Sie bekommen, wie behalten Sie Ihre gute Laune und den Spaß an der Arbeit? Wo finden Sie Ausgleich?
Gegenwind? Damit muss jeder leben, der etwas verändern will. Manchmal frage ich mich allerdings, wie groß die Veränderungsbereitschaft in unserer Stadt ist. Auf der einen Seite heißt es: „Unsere Innenstadt muss dringend vorangebracht werden, wir brauchen mehr Aufenthaltsqualität.“ Wird dann das absolute Zentrum der Innenstadt, der Altstädter Markt, saniert, gibt es einen Aufschrei wegen der Baustelle. Vergleichbare Beispiele nach dem Motto „not in my backyard“ gibt es viele.
Aber ich bin Optimist und trage unendlich viel Zuversicht in mir. Rendsburg ist meine Heimat und es ist mir wirklich eine Ehre und große Freude, diese mitgestalten zu dürfen. Und: Gegenwind hat auch etwas mit Demokratie zu tun und aus meiner Sicht ist das immer noch das beste politische und gesellschaftliche System!
Wenn Sie sich etwas wünschen könnten für die Stadt und für die Region, was fällt Ihnen spontan dazu ein? Und haben Sie einen privaten Wunsch an das kommende Jahr?
Spontan denke ich da an den Begriff „Zusammenrücken“. Angesichts der vielen Sorgen, die die Menschen umtreiben, wünsche ich mir ein stärkeres Zusammenrücken von Bund, Land und Kommunen. Nur gemeinsam werden wir beispielsweise die Integration der vielen Geflüchteten wirklich schaffen.
Ganz konkret für Rendsburg wünsche ich mir die Fortführung des Innenstadtförderprogramms, das ich für ein richtig gutes und wichtiges Instrument halte, um die Innenstadt zu beleben. Mittelstädte wie Rendsburg sind am stärksten vom Strukturwandel betroffen und brauchen diese Unterstützung. Und von all denjenigen, die sich eine lebendige Innenstadt wünschen, wünsche ich mir, sie häufig dort zu treffen.