Viele nennen Köln die „emotionale Hauptstadt Deutschlands“. Dass daran durchaus viel Wahres ist, erlebt man schnell bei einem Besuch der Millionenstadt und vor allem beim Aufeinandertreffen mit ihren Bewohnern.
Für einen Urlaub in Köln empfiehlt sich die Anreise mit dem Zug. In der Innenstadt Auto zu fahren, wird aufgrund ständiger Baustellen und zahlreicher Einbahnstraßen schnell zur Geduldsprobe, von der Parkplatzsuche gar nicht erst zu sprechen. Da ist es mit dem Zug weitaus stressfreier. Oft hat man das Glück, schon auf der Fahrt ein echtes „Kölsches Original“ zu treffen. Die Bewohner der Rheinstadt sind nämlich nicht nur zu Karneval echte Frohnaturen, und so findet der Besucher sich nicht selten im netten Plausch mit einem eigentlich völlig Fremden wieder. Kurz vor der Einfahrt in den Kölner Hauptbahnhof sollte man einen Blick aus dem Fenster nicht verpassen. Bei der Fahrt über die Hohenzollernbrücke bietet sich einem nämlich ein wunderbarer Eindruck der Rheinfront, hinter der sich imposant der Dom erhebt.
Vor ebendiesem steht man auch direkt bei Verlassen des Bahnhofs. Natürlich ist die „Hohe Domkirche zu Köln“, wie der gotische Bau offiziell heißt, der Touristen-Magnet Nummer eins, eine Besichtigung lohnt in jedem Fall – schließlich kann man bei einer 600-jährigen Baugeschichte auch einiges erwarten. Begonnen hat diese mit der Schenkung der Reliquien der Heiligen Drei Könige 1164, deren Aufbewahrung man ein würdiges Gebäude schaffen wollte. Dies ist, wenn auch außerplanmäßig verzögert, absolut gelungen. Seit 1996 gehört der Dom zum UNESCO-Weltkulturerbe und mit seiner Höhe von 157,38 Metern ist er das dritthöchste Sakralgebäude der Welt. Eine Besteigung des Westturmes mit seinen 509 Stufen belohnt mit einem atemberaubenden Blick über die Stadt und macht außerdem die Besichtigung der St. Petersglocke möglich, der größten freischwingenden Glocke der Welt. Wieder unten angekommen sollte man sich natürlich den goldenen Reliquienschrein ansehen. Auch der imposante Domschatz ist einen Besuch wert.
Die Brauhäuser laden neben dem Genuss von Kölsch vor allem zum Eintauchen ins echte kölsche Lebensgefühl ein.
Wer sich für archäologische Ausstellungsstücke aus der römisch-germanischen Zeit in Köln interessiert, findet mit dem Museum direkt am Dom eine informative Sammlung. Weiter geht es vom Domplatz durch die belebte Innenstadt. Neben zahlreichen Geschäften finden sich hier auch immer wieder urige Kneipen und Brauhäuser, die neben dem Genuss von Kölsch vor allem zum Eintauchen ins echte kölsche Lebensgefühl einladen. Das eine oder andere Gläschen des Kultgetränks, in der typischen Größe von 0,2 Litern serviert, gehört schließlich zu einer Köln-Reise dazu. Und da Kölsch nicht gleich Kölsch ist, ist eine Brauhaus-Tour eine tolle Erfahrung. Vor allem im Sommer locken die Außenplätze zum Genuss in der Sonne. In und um die Brauhäuser herrscht zu beinahe jeder Uhrzeit reger Betrieb. Die „Köbes“, wie man die Kellner nennt, flitzen durch die Gegend. Hier halten sie einen netten Plausch, dort machen sie ein Witzchen im echten „kölsche Dialekt“, und schon geht es weiter: Treppen hoch, Treppen runter, den Bierkranz mit bis zu 40 Gläsern stets einarmig balancierend. Wer hier eine Weile sitzt, bekommt anhand der vorbeirollenden Bierfässer einen guten Eindruck, was an einem Tag an Kölsch über den Tresen geht. Um ausufernden alkoholischen Genüssen vorzubeugen, sollte man wissen: Ist das Glas leer, stellt der „Köbes“ immer wieder neues Kölsch auf den Tisch. Wer findet, dass er genug des leckeren Hopfensaftes genossen hat, symbolisiert dies durch einen Bierdeckel, den er auf das Kölsch-Glas legt.
Romantische Botschaften: die Liebesschlösser an der Hohenzollernbrücke, Foto: Anne Greyner
Durch kleine, schmale Gässchen geht es weiter Richtung Rheinufer. Es lohnt ein kleiner Spaziergang zur Hohenzollernbrücke, von der aus man nicht nur einen tollen Blick auf die Stadt hat, sondern wo man auch die Liebesschlösser besichtigen kann. Der vermutlich aus Italien stammende Brauch erfreut sich auch in der Domstadt großer Beliebtheit und lässt jährlich tausende Paare nach Köln pilgern. Diese bringen Vorhängeschlösser mit ihren Initialen an der Brücke an, um symbolisch die ewige Liebe zu besiegeln. Die Stadt war anfangs nicht gerade begeistert. So wurden die Schlösser zunächst auch entfernt, doch schon am nächsten Tagen waren wieder neue da. Inzwischen hat man durch Messungen erwiesen, dass die Brücke dem zusätzlichen Gewicht standhält, und erfreut sich des fördernden Einflusses auf den Tourismus.
Empfehlenswert ist es außerdem, an einer Stadtrundfahrt teilzunehmen. Denn in Köln ist auch das ein ganz besonderes Erlebnis: Die Fahrten werden von einem „echte kölsche Jung’“ moderiert, der mit netten Anekdoten vor allem für die Unterhaltung seiner Fahrgäste sorgt. Doch auch zu Wasser kann man die Stadt kennenlernen, regelmäßig startet die Köln-Düsseldorfer zu ihren Rheinfahrten. Neben der Panoramafahrt kann so auch das Umland erkundet werden: Die Burgenfahrt oder die Siebengebirgstour laden zu märchenhaften Eindrücken des Rheinlands.
Da man sich ja nicht anhören möchte: „Wat dä Boor nit kennt, dat friss hä nit“ („Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht“), lässt man sich natürlich auch auf typisch rheinische Gerichte ein. Zur Stärkung gibt es dann zum Beispiel „en halve Hahn“, was keineswegs mit dem gefederten Tier zu tun hat. Vielmehr ist es ein Roggenbrötchen mit mittelaltem Gouda-Käse, das meist mit saurer Gurke und Senf, zum Teil auch mit Zwiebeln und Paprikapulver serviert wird. In der rheinischen Küche findet man außerdem oft Gerichte, die Herzhaftes mit Süßem mischen, wie beispielsweise „Himmel un Äd“ (Himmel und Erde), Stampfkartoffeln mit Äpfeln. Diese werden meist mit „Flönz“ serviert, einer schwach geräucherten Blutwurst. Wer es lieber süß mag, findet in Köln sein Paradies: Das Stollwerck-Schokoladenmuseum lässt die Herzen von Schoko-Freunden höher schlagen. Neben den kulinarischen Hochgenüssen beeindruckt die Sammlung alter Werbetafeln und Schokoladenverpackungen.
Um Köln im absoluten Ausnahmezustand zu erleben, kommt man zur „fünften Jahreszeit“, zum Kölner Karneval, her. „Kölle Alaaf“ ist hier angesagt. Und nicht erst „De Höhner“ wussten in ihrem Lied „Viva Colonia“, was das kölsche Lebensgefühl ausmacht: „Wir lieben das Leben, die Liebe und die Lust, wir glauben an den lieben Gott und han auch immer Durst.“ Köln ist Geselligkeit, gute Laune und ausgelassenes Miteinander. Köln ist aber auch eine architektonische Reise in die Vergangenheit, geschichtliches Zeugnis früherer Zeiten. Köln ist schwer zu beschreiben, es sollte erlebt werden, mit allen Sinnen und vor allem: mit ganzem Herzen.
Dana Wengert