Sie gleitet täglich durch unsere Hände: Seife. Doch wie sieht es eigentlich aus, wenn diese in liebevoller Kleinarbeit handgemacht wird? Redakteurin Dana Wengert hat der Kielerin Susanne Bloos bei der Seifenherstellung über die Schulter geschaut.
Die Seifenwerkstatt von Susanne Bloos ist nicht groß, auf gerade einmal 16 Quadratmetern stapeln sich Seifenformen auf Zutatenkisten, reihen sich Kanister an riesige Pötte und schichten sich fertige Seifen aufeinander. Doch auf dieser kleinen Fläche vereinen sich unglaublich viele himmlische Düfte, die einen sofort bei Betreten des Raumes in ihren Bann ziehen. Hier umgibt einen ein Hauch von Zitrone, in der nächsten Ecke duftet es nach Lavendel und Vanille, ein paar Schritte weiter umfängt einen ein harziges Aroma. Auf der Arbeitsfläche steht bereits eine Flasche mit Duftstoff, den wir für die heutige Produktion benötigen. Der Inhalt riecht nach grünem Tee und Zitrone, er ist wesentlicher Bestandteil der Geisha-Seife, bei deren Herstellung ich Susanne Bloos heute helfe. Das Produkt ist bei den Kunden sehr beliebt und muss daher nachproduziert werden.
Los geht es. Die Seifenexpertin zückt das Rezept, eine genaue Dosierung der Inhaltsstoffe ist sehr wichtig für den Erfolg des Herstellungsprozesses. Außerdem muss sie alle Inhaltsstoffe für das Bundesamt für Verbraucherschutz dokumentieren. „Etwas lästig ist das schon“, sagt die 34-Jährige. „Aber notwendig für die Rückverfolgung, sollte es bei Benutzung zu allergischen Reaktionen kommen.“ So protokolliert sie ihre Schritte und lässt ihre Produkte gemäß Kosmetikverordnung mit einer Sicherheitsbewertung zertifizieren.
Wir beginnen, indem wir Babassuöl abwiegen und es anschließend in einem Topf auf der Kochplatte zum Schmelzen bringen. Das Öl, das mehr eine butterähnliche Konsistenz hat, wird aus den Früchten der Babassupalme gewonnen, die mit der Kokosnuss verwandt sind. In den Kochtopf folgen eine wieder genau abgewogene Menge Kakaobutter und Sheabutter. Während diese schmelzen, bereiten Susanne und ich die Natronlauge vor. Schutzbrille nicht vergessen, denn die entstehende Lauge ist stark ätzend. Zunächst wiegen wir Wasser und in einem weiteren Gefäß die Chemikalie Natriumhydroxidpulver, auch Ätznatron genannt, ab. Dann wird im Waschbecken ein kaltes Wasserbad vorbereitet. „Beim Vermischen des Pulvers mit dem Wasser entsteht Wärme. Da ich die Lauge aber möglichst kalt brauche, wird sie im Wasserbad abgekühlt“, erklärt Susanne Bloos. Ein bisschen Angst habe ich trotz Schutzbrille und Handschuhen vor der ätzenden Lauge nun schon, daher lasse ich lieber Susanne das Natriumhydroxid in das Wasser geben. Es blubbert und zischt, und ein beißender Geruch steigt mir in die Nase. Umrühren traue ich mich dann aber doch, das ist schließlich auch wichtig, damit sich nichts auf dem Boden des Topfs absetzt.
Weiter geht es mit dem Fettgemisch auf der Kochplatte. Die butterartigen Inhaltsstoffe sind inzwischen zu einer ölähnlichen Konsistenz verschmolzen. In den Topf geben wir nun einen Anteil an Reiskeimöl, gefolgt von Rizinusöl. „Wir verwenden so viele verschiedene Fette, da deren Härtegrad sich unterscheidet und so die Konsistenz der Seife optimiert wird“, erklärt Susanne. Außerdem haben die Inhaltsstoffe unterschiedliche Eigenschaften, die zum Beispiel die Pflegewirkung und die Schaumbildung positiv beeinflussen. Nach der Zugabe eines weiteren Fetts, dem Mandelöl, wird der Topf vom Herd genommen, und das Gemisch beginnt sich abzukühlen. Wir widmen uns noch einmal der Natronlauge, zu der noch Titandioxid gegeben wird. „Titandioxid?“, frage ich skeptisch. „Klingt ja gefährlich!“ „Du kannst auch Deckweiß dazu sagen“, sagt Susanne Bloos lachend. „Es dient dazu, die Seife aufzuhellen.“
Bevor es mit der Seife weitergehen kann, müssen wir noch die Form vorbereiten. Dafür werden verschiedene Holzstücke zusammengesetzt und mittels Schrauben fixiert. Anschließend fetten Susanne und ich die Wände und den Boden ein und kleiden das Ganze mit Backpapier aus, damit sich die Seife später gut aus der Form lösen lässt. Jetzt ist es so weit, die beiden Gemische werden zur Seife vereint. Die Lauge wird durch ein feines Sieb in den Topf geschüttet, das verhindert, dass nicht gelöste Natriumhydroxidstücke in die Seife kommen, die dann ätzend wären. Auch jetzt muss wieder gut gerührt werden, damit sich die beiden Flüssigkeiten gleichmäßig miteinander verbinden. Anschließend geben wir noch die abgemessene Menge Duftstoff hinzu. Um eine schöne Marmorierung zu bekommen, wird ein Teil der Masse abgenommen und grün eingefärbt. Danach kommt zuerst die normale, leicht gelbliche Masse in die Form, die grüne wird dann untergerührt. Noch die Trennwände hinein – und jetzt heißt es warten. Bis wir die Seife in Stücke schneiden können, muss die Masse erst einmal mindestens 24 Stunden durchhärten.
Ich besuche Susanne also am nächsten Tag wieder. Die Seife ist jetzt schön hart geworden, und die vier großen Blöcke lassen sich durch das Backpapier sehr gut aus der Form lösen. Mit einer eigens angefertigten Schneidemaschine portionieren wir den Seifenblock in gleich große Stücke, jeweils 100 Gramm schwer. Die einzelnen Stücke werden in einen Korb gelegt und „reifen“ jetzt noch einmal vier bis sechs Wochen. In dieser Zeit verbinden sich die Fettmoleküle ganz mit denen der Lauge, und das Wasser verdunstet weiter, sodass die Konsistenz sich noch verfestigt. Vor dem Verkauf verpackt Susanne die Seifenstücke noch liebevoll. Seit ihren ersten – nicht ganz so erfolgreichen – Versuchen, Seife herzustellen, sind inzwischen fast sechs Jahre vergangen. „Was als Hobby begonnen hat, ist jetzt mein Beruf. Und meine Leidenschaft dafür merkt man jedem meiner Produkte an“, erzählt Susanne Bloos stolz. In der Zeit hat sie ihre Arbeitsweise immer wieder verbessert, und auch die Produktpalette hat sich erweitert: Neben Seife gibt es von „Bloos Kosmetik“ auch Badezusätze, Körperpflegeprodukte, Duschöle, Gesichtsmasken und vieles mehr. Dank unserer gemeinsamen Arbeit ist jetzt auch die Geisha-Seife wieder im Sortiment, die ganz himmlisch nach grünem Tee duftet und 100 Prozent mit Liebe gemacht ist.
Bloos Kosmetik kennenlernen?
Am 7. und 8. April ist Susanne Bloos mit einem Stand auf dem Ostermarkt Schloss Hagen in Probsteierhagen vertreten. Alle Produkte können natürlich auch auf www.bloos-kosmetik.de bestellt werden.