Die kleinen Fachwerkhäuschen und das mittelalterliche Flair sind charakteristisch für Goslar. KIELerLEBEN hat die Kaiserstadt besucht und verrät, was Sie auf keinen Fall bei einem Kurzurlaub verpassen sollten.
Die kleine niedersächsische Stadt am nördlichen Rand des Harzes, die vor allem durch ihr mittelalterliches Flair, kleine Fachwerkhäuschen und enge Gassen zum Träumen von einer längt vergangenen Zeit einlädt, verdankt ihren Namen laut einer bekannten Sage dem Ritter Ramm. Dieser soll auf einem Jagdausflug einen angeschossenen Hirsch verfolgt haben. Damit er dem Tier besser nachstellen konnte, band er sein Pferd an einen Baum. Das Pferd scharrte während seiner Abwesenheit ungeduldig mit den Hufen und legte eine sehr ergiebige Erzader frei. Ritter Ramm berichtete dem Kaiser von seinem Fund und erhielt die Erlaubnis, dort ein Bergwerk anzulegen. Zu Ehren des Ritters wurden der Berg, an dem er die Erzader fand, Rammelsberg, die angrenzende Stadt zu Ehren seiner Frau Gosa Goslar und der sich durch die Stadt schlängelnde Bach Gose genannt.
Heute ist die Geschichte des Rammelsbergs, von der Entdeckung durch den Ritter Ramm bis in die Neuzeit, vier Mal am Tag im Giebel des Kämmereigebäudes erlebbar. Um 9, 12, 15 und 18 Uhr richten sich alle Blicke und Fotoapparate der Marktplatz-Besucher auf das alte Haus und bestaunen das Figurenspiel, das von einem melodischen Glockenspiel untermalt wird. Doch nicht nur das Glockenspiel lockt die Besucher regelmäßig auf den alten Marktplatz, dessen Brunnen zu einer der bedeutendsten Bronzegussarbeiten der romanischen Zeit zählt. Rund um den Markt und die angeschlossene Marktkirche St. Cosmas und Damian gibt es unzählige kleine Cafés, in denen auf Wunsch tellergroße, sahnig-süße Windbeutel serviert werden. Außerdem ist ein Aufstieg in den 66 Meter hohen Nordturm der Marktkirche empfehlenswert. Wer die über 200 Stufen bewältigt, kann einen wunderbaren Blick auf Goslars wohl bekannteste Sehenswürdigkeit, die Kaiserpfalz, genießen. Heinrich II. hatte um 1005, vermutlich aufgrund der reichen Erzfunde im nahen Rammelsberg, mit dem Bau der Kaiserpfalz begonnen. Das Gebäude wurde von späteren Kaisern um die Liebfrauenkirche, die Pfalzkapelle St. Ulrich und die Stiftskirche St. Simon und St. Judas erweitert. 1289 zerstörte ein Brand viele der Pfalzgebäude bis auf die Grundmauern. Erst 1868 wurde mit der Restauration des Kaisersitzes, die insgesamt sieben Jahre dauerte, begonnen. Die auch als Dom bezeichnete Stiftkirche musste 1819 wegen ihrer Baufälligkeit abgerissen werden. Übrig blieb die sogenannte Domvorhalle, die noch heute an die Stiftkirche erinnert.
Der Besuch des bereits erwähnten Rammelsbergs sollte ebenfalls ein fester Programmpunkt sein. In dem ehemaligen Erz-Bergwerk, das ebenso wie die Stadt zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, befindet sich heute ein Museum. Bereits am Eingang werden die Besucher mit dem traditionellen Gruß der Bergleute, „Glück auf!“, begrüßt. Bekleidet mit einem Grubenhelm fahren die Neugierigen dann mit der Grubenbahn in den Berg ein. Bei einer Führung „unter Tage“, zum Beispiel in dem bekannten Roederstollen mit seinen untertägigen Wasserrädern, kann man die über tausendjährige Geschichte des Rammlesberger Bergbaus erleben.
„Unter Tage“: das Wasserrad im Roederstollen des Weltkulturerbes Erzbergwerk Rammelsberg; Foto: Weltkulturerbe Rammelsberg
Abseits der bekannten Wege, teilweise nur eine Querstraße von den beliebten Sehenswürdigkeiten entfernt, offenbaren sich den Besuchern weitere Spuren des historischen Lebens. Da es sich bei den engen Straßen zumeist um Einbahnstraßen handelt, empfiehlt es sich, das Auto auf dem Parkplatz am Osterfeld abzustellen und die Stadt zu Fuß zu erkunden. Entlang der alten Stadtmauer führt der Weg durch eine grüne Parkanlage in die Glockengießerstraße. Hier steht das Stift St. Annen, das älteste Gebäude Goslars. Das ehemalige Hospiz hat aufgrund des ihn umgebenden, blumenreichen Gartens, der es von den umstehenden Gebäuden abtrennt, diverse mittelalterliche Stadtbrände unbeschadet überstanden.
Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, entdeckt die vielen kleinen, auf die ganze Stadt verteilten Kemenaten. Das Besondere: Diese ehemals zur Kaiserpfalz gehörenden Bauten besitzen keine Türen, sondern wurden durch eine, an ein Fenster im ersten Stock gelehnte Leiter betreten. Sie dienten im Falle einer versuchten Eroberung Goslars als Wehranlage in der Stadt sowie als Unterkunft des kaiserlichen Personals, das auf dem Kaisersitz selbst keinen Platz fand. Heute sind die Kemenaten bewohnt und nur an wenigen Tagen im Jahr für Besucher geöffnet.
Der Zwinger, ein massiver Befestigungsturm, war einst Bestandteil der alten Stadtmauer und Wehranlage; Foto: GOSALAR marketing gmbh
Der Zwinger, ein ehemaliger Befestigungsturm mit sechs Meter dicken Wänden, der schmale Weberturm und das imposante Breite Tor, einst das bedeutendste Stadttor, dürfen auf einem Stadtrundgang nicht fehlen. Ähnliches gilt für den Frankenberger Plan, eine der schönsten Platzanlagen Goslars. Hier befindet sich, auf dem höchsten Punkt der Stadt, die Frankenberger Kirche, die einzige katholische Kirche der Stadt. Im Inneren erwarten die Besucher unter anderem ein aus Holz geschnitzter Altar im Barock-Stil und Wandmalereien aus dem 13. Jahrhundert.
Am Ende eines spannenden Tages mit viel Kultur fehlt nur noch die Einkehr in die Worthmühle. In dem kleinen Restaurant mit rustikalem Charme steht eine Spezialität der Stadt auf der Getränkekarte, die es nur hier gibt: Gosebier. Das nach einem uralten Rezept gebraute Bier hat wahrscheinlich schon Ritter Ramm vor über 1.000 Jahren nach einer anstrengenden Jagd genossen.
Weitere Informationen unter www.goslar.de und www.rammelsberg.de.