KIELerLEBEN stellt den Mann vor, der die letzten 25 Jahre die Diskothekenszene Kiels maßgeblich geprägt hat.
Ahmad R. Zirakbash ist ein freundlicher, höflicher und scheinbar stets gut gelaunter Mensch. Von Beruf ist er nach eigener Aussage Gastgeber und das schon sein ganzes Leben lang: „Ich habe mich schon immer mit Leib und Seele um meine Gäste gekümmert.“ Und Gäste hatte er zu Tausende, denn seit über 25 Jahren ist Ahmad R. Zirakbash einer der vorherrschendsten Großgastronomen Kiels. Bekannt ist der gebürtige Iraner allerdings vielmehr unter dem Alias Someshwar – ein Name, der aus seiner Zeit als aktiver Anhänger der Bhagwan-Bewegung stammt, einer spirituellen Philosophie, die in den 70er und 80er Jahren weltweit verbreitet war. Someshwar kam im Februar 1980 nach Deutschland. Eigentlich wollte er nur einige Wochen bei Verwandten in Köln verweilen, um dann nach Amerika weiterzureisen und dort Architektur zu studieren. Doch wie es der Zufall so wollte, landete er in Kiel – der Stadt, die seine Heimat werden sollte. Anstatt zu studieren, reizte ihn nach kurzer Zeit die Gastronomie, und so übernahm Someshwar 1984 die Bhagwan-Diskothek Far-Out in der Eggerstedtstraße. Er selbst hatte die Bhagwan-Bewegung 1983 kennengelernt und war zum Anhänger geworden: „Die Philosophie passte einfach zu meiner Mentalität: Das Leben so zu nehmen, wie es ist, und immer zu versuchen, das Beste daraus zu machen.“ Das Far-Out hatte es zu diesem Zeitpunkt bereits ein Jahr gegeben, war jedoch durch Meinungsverschiedenheiten unter den Inhabern in finanzielle Schieflage geraten. Someshwar wohnte unterdessen nach seiner ersten Heirat kurzzeitig in Hamburg und betrieb dort mit seiner Ehefrau erfolgreich ein Café in der Langen Reihe. Er zögerte keine Sekunde und kehrte nach Kiel zurück. Unter seiner Führung wurde das Far-Out zum Erfolg: 600 Menschen passten in den Bhagwan-Club, 600 Menschen waren mittwochs, freitags und samstags im Far-Out, noch weit mehr vor der Tür, und sie kamen nicht nur aus Kiel: Auch zahlreiche Hamburger und Lübecker feierten im Far-Out. „Das waren damals andere Zeiten. Die Gäste kamen immer und immer wieder und fühlten sich im Far-Out wohl. Wenn wir frühmorgens zum Feierabend saubermachen wollten, waren noch 20 Gäste da, die uns halfen.“ 1987 wurde Someshwar auf die Räumlichkeiten des heutigen MAX aufmerksam. Als „Ball Pompös“ hatten bereits mehrere Inhaber versucht, den großen Saal, der einmal zum Eichhof gehörte, lukrativ zu führen – aber nur mit mäßigem Erfolg. Nach einem Brand stand das „Ball Pompös“ leer, und so ergriff Someshwar die Gelegenheit: Unter dem Namen „Spizz“ eröffnete er mit zwei Geschäftspartnern das neue Veranstaltungszentrum, das Kino, Konzerte und ein Restaurant unter einem Dach vereinte. 1989 stiegen die beiden Geschäftspartner aus, und nach einem Umbau war alles für das MAX bereitet, das sich innerhalb von 20 Jahren zu einer der erfolgreichsten Diskotheken Kiels entwickelt hat. „Ich habe immer den Drang, etwas Neues zu machen – ich brauche immer Projekte, und wenn etwas läuft, dann ist der Reiz für mich vorbei.“ So kamen um die Jahrtausendwende mehr und mehr Lokalitäten hinzu: Aus weiteren Räumlichkeiten des Eichhofs wurde ein Programmkino, für dessen Leitung Someshwar sogar zweimal den Kulturpreis des Landes Schleswig-Holstein erhielt, ein Restaurant und eine Bar, dazu das Nachtcafé sowie Velvet in der Eggerstedtstraße, das Feld und die Halle 400, eine Werbeagentur und ein Cateringservice. Fast alle Projekte bestehen noch heute, aber in den letzten drei Jahren zog sich Someshwar etwas aus seiner Arbeit zurück, setzte Vertreter ein oder verpachtete Objekte ganz. Das soll aber nicht heißen, dass sich Someshwar zur Ruhe setzen möchte: „Ich hatte das Gefühl, dass ich in meinem Alter nicht mehr die Kraft habe, fünf oder sechs Läden gleichzeitig zu führen“, begründet Someshwar, hält kurz inne und erklärt lächelnd: „Obwohl ich für dieses Jahr gerade wieder sechs neue Projekte plane.“