Bienen schützen, die Artenvielfalt erhalten und womöglich gar selbst aktiv imkern – all das ist dank und mithilfe des 2012 ins Leben gerufenen Projekts Kieler Honig möglich
Große Holzkisten und Plastikeimer stehen am Bürgersteig vor dem Alte Mu Impuls-Werk e.V.: Die Honigernte steht an. Zweimal im Jahr (Juni und August) muss an den verschiedenen Standorten geerntet werden. „In der Stadt verzögert sich die Ernte um zwei Wochen, weil die Blumen noch länger in Blüte stehen“, erklärt Imkerin Maren Jähne.
Honigernte ist aufwendig
Die Imker öffnen die Kästen und fegen routiniert die Waben ab. Nach einer Stunde sind die Holzkästen mit goldgelben Waben gefüllt. „Eine Zarge kann bis zu 35 Kilo wiegen“, sagt Maren. Das ist ein hartes Stück Arbeit, nicht nur für die Imker: „In weniger als zwei Monaten haben die Bienen die Waben wieder aufgefüllt. Aus einer Trachtenernte bekommen wir ca. 1000 Gläser Honig.“ Bis der Honig ins Glas kommt, muss er geschleudert, in Eimer mit Deckel umgefüllt und fünf bis sechs Wochen lang alle zwei Tage cremig gerührt werden. Kurzum: Honigproduktion ist aufwendig.
Gemeinsam imkern
Kieler Honig begann als Studentenprojekt und gewann 2012 den ersten yooweedoo Ideenwettbewerb. 2016 hat Utha Bonowsky das Projekt übernommen. Die „Imkerin aus Leidenschaft“ hat Mitstreiter begeistert, indem sie die Möglichkeit bietet, in die Arbeit mit den Bienen reinzuschnuppern, ein Bienenvolk zu übernehmen und die Infrastruktur zu nutzen. Kieler Honig soll bald eine Gemeinschaftsimkerei werden, damit Imker aus der Region, die oft nur ein Volk besitzen, die benötigten Materialien mitbenutzen können. Dazu wird nun ein Verein gegründet.
Der Imkerin liegt am Herzen, die natürlichen Wirkstoffe des Honigs wieder bekannter zu machen. „Ich muss nur das Stichwort Superfood nennen“, merkt Utha an. Ein importiertes Produkt wird dann plötzlich zum Gesundheitsversprecher und Verkaufsschlager. „Wir haben etwas vor der Haustür, das genauso gut und in seiner Art sogar einzigartig ist“, so Utha, „das möchte ich gerne in den Fokus rücken.“ Ideen gibt es viele. In Workshops zeigt sie, wie aus Honig, Bienenwachs und Propolis Kosmetika selbst hergestellt werden kann. „Dazu verwende ich Kräuter aus meinem eigenen Garten“, ergänzt Utha.
Möglichkeiten, selbst aktiv zum Schutz von Bienen und zum Erhalt von Artenvielfalt beizutragen, gibt es viele. Utha rät: „Unbedingt regionalen Honig und biologisch erzeugte Lebensmittel kaufen.“ Kieler können so die feinen Geschmacksunterschiede der verschiedenen Honig-Standorte entdecken. Wer einen Garten oder Balkon hat, sollte auf entsprechende Blühpflanzen achten. Für alle Neugierigen fügt Utha als größten Beitrag lächelnd hinzu: „Am besten selbst Bienen halten.“ Den ersten Imkerkurs gibt sie bereits an der VHS Laboe.
Alles wichtige über den Kieler Honig erfahrt ihr hier
Teresa Inclán
Auf dem Blog „Funkenzeit“ werden regelmäßig Kieler Start-ups vorgestellt. Dieser Artikel ist in voller Länge auf funkenzeit.de verfügbar.