Manege frei für „Circus“: DJ Bobo tourt mit seiner neuen Bühnenshow ab Ende April durch ganz Deutschland und die Schweiz. Im KIELerLEBEN-Interview sprach er über Clownphobien, Harry Potter und den Ernst des Lebens.KIELerLEBEN: Nach den Showthemen „Pirates“, „Vampires“ und „Fantasy“, warum heißt Ihre neue Show nun „Circus“?
DJ Bobo: Wir hatten das Thema „Circus“ schon 2008 vorbereitet. Aber dann kamen Take That und Britney Spears mit Circus. Deswegen entschieden wir, das Thema auf Eis zu legen, bis wir eine Bühnenidee haben, die so außergewöhnlich ist, dass es nichts Vergleichbares gibt.
Was ist das Außergewöhnliche an der neuen Bühnenshow?
Ein 46 Meter großer Clown. Das ist eine logistische Meisterleistung, und wir sind mit neun Trucks unterwegs. Der Clown wird in die Halle gesetzt, die Tänzer und ich können auf seinen Händen gehen, auf seinem Hals, auf Brust und Beinen. Die Manege ist im Schoß und auf seinem Köfferchen spielt die Band. Dieser Clown wird mit Videomapping-Technik von drei Seiten bespielt. Das ist eine dreidimensionale Projektion, die ihn mal in einen netten Clown, mal in einen Vampir oder in einen Roboter verwandelt.
Also nichts für Menschen mit Clown-Phobie?
Leute, die eine Clown-Phobie haben, sollten nicht kommen (lacht). Es gibt schon ein paar Szenen, wo der Clown etwas gruseliger aussieht. Aber das ist im Kino auch so. Ich habe bei Harry Potter die Hosen total voll. Meine Kinder lieben Harry Potter, aber einige Szenen finde ich echt heftig.
Harry Potter wäre doch auch eine tolle Show-Idee. Wie kommen Sie eigentlich von der Idee über die Entwicklung bis zur Bühnenshow?
Ich sitze vor einem weißen Blatt Papier und dann geht’s los. Die Essenz bleibt immer die Gleiche – nämlich Musik und Unterhaltung. Danach kommt die Verpackung, die wir neu gestalten. Ich erfinde mich immer ein bisschen neu. Ich versuche mich nicht von äußeren Einflüssen oder Trends bestimmen zu lassen. Das ist gefährlich. Es ist albern, wenn ein 46-Jähriger so tut, als wäre er total nah am Puls der Zeit. Das ist nicht authentisch für mich.
Auf welche neuen Dancemoves dürfen sich die Zuschauer freuen?
Ich freue mich schon, dass ich die alten noch kann (lacht). Da muss ich auch realistisch sein. Ich bin ja nicht mehr der Jüngste. Und ich habe so viele Dinge auf der Bühne, die ich mir gleichzeitig merken muss. Wenn zum Beispiel im Publikum ein Schild hochgehalten wird, wo etwas drauf steht, ist das fast eine Information zu viel für mich.
Außer den Dancemoves, was macht eine gute Show für Sie aus?
In erster Linie ist es der Spannungsbogen. Ein Beispiel: Ein Künstler spielt die erste halbe Stunde seines Konzerts nur neue Songs. Was für ein Scheiß. Abwechslung und Spannungsbogen sind das A und O.
Sie geben 25 Konzerte in einem Monat. Das klingt sehr anstrengend. Wie schafft man das?
Die Konzerte selbst empfinde ich nicht als Anstrengung, sondern als Genuss. Erst wenn die Tour vorbei ist, tut alles weh. Man fällt dann in ein emotionales Loch. Zwischen den Shows, fliege ich immer für ein paar Tage heim. Dieses Hin- und Herspringen zwischen der echten Welt bei den Kindern und der Parallelwelt auf der Bühne, das ist emotional sehr aufwühlend. Weil ich dann merke, wo die Realität ist. Nämlich zu Hause. Da spielt sich der Ernst des Lebens ab.
Das Interview führte Greta Thamm